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Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695.

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Judas der Ertzschelm ist dem übermässigen
möge nur so gütig seyn/ und den ergangnen Fluch über den See
wiederum zuruck nehmen; durch welches der Heil. Abbt also be-
In actis
SS. Mart.
tom 1. in
eont.
Bollan.
sänfftiget worden/ daß er sammt allen seinen Geistlichen sich zu
dem See hinaus begeben/ die todte und abgestandne Fisch in das
Wasser geworffen/ ihnen den Heil Seegen ertheilt/ worüber sie
alle lebendig worden/ und hinfür an den Closter seinen gebühren-
den Fisch-Zehend genossen.

Judas der Ertzschelm ist dem übermässi-
gen Essen und Trincken ergeben.

DAß der Iscarioth ein heimlicher Mauser gewesen/ und
in die Cassa des Apostolischen Collegii einen manchen
ohngültigen Griff gethan/ ist nit allein ausser allen Zweifl/
sondern so gar ein vorgestellter Glaubens-Articul. Wohin er
aber das entfrembde Geld angewend habe/ entstehen derenthal-
ben bey den Lehrern unterschiedliche Meynungen/ und seynd ei-
nige der Aussag/ worunter forderist zu zehlen mein Heil. Vatter
Augustinus, das Judas das gestohlne Geld habe seinem Weib
und Kindern auch angehenckt/ welches leider! bey unsern Zeiten
nit gar ungemein; Dann manchen in seinem Amt das Serve
nequam
spielet/ damit er den Pracht seines Weibs und der
Kinder ferners unterhalte. Andere und zwar die meiste halten
darfür/ als habe der schlimme Kerl mit der gemeinen Tafel nit vor
Lieb genommen/ wie die andere Apostel/ sondern immerzu aus
der Cassa nach Belieben einiges Geld abgetragen/ und um das-
selbe da und dort in heimlichen Wincklen gute Jausen ange-
stellt/ und seiner Wampen mit Essen und Trincken gar treulich
abgewartet. Dißfalls hat Judas unzahlbare viel Brüder und
Schwester. Sylvaira, Pontius, Turrecremata, Ludol-
phus.

Wir Vögel insgesammt/ als von GOtt und dem Himmel
sehr gesegnetes Geflügelwerck führen eine Klag/ man wird uns

hoffent-

Judas der Ertzſchelm iſt dem uͤbermaͤſſigen
moͤge nur ſo guͤtig ſeyn/ und den ergangnen Fluch uͤber den See
wiederum zuruck nehmen; durch welches der Heil. Abbt alſo be-
In actis
SS. Mart.
tom 1. in
eont.
Bollan.
ſaͤnfftiget worden/ daß er ſammt allen ſeinen Geiſtlichen ſich zu
dem See hinaus begeben/ die todte und abgeſtandne Fiſch in das
Waſſer geworffen/ ihnen den Heil Seegen ertheilt/ worüber ſie
alle lebendig worden/ und hinfuͤr an den Cloſter ſeinen gebuͤhren-
den Fiſch-Zehend genoſſen.

Judas der Ertzſchelm iſt dem uͤbermaͤſſi-
gen Eſſen und Trincken ergeben.

DAß der Iſcarioth ein heimlicher Mauſer geweſen/ und
in die Caſſa des Apoſtoliſchen Collegii einen manchen
ohnguͤltigen Griff gethan/ iſt nit allein auſſer allẽ Zweifl/
ſondern ſo gar ein vorgeſtellter Glaubens-Articul. Wohin er
aber das entfrembde Geld angewend habe/ entſtehen derenthal-
ben bey den Lehrern unterſchiedliche Meynungen/ und ſeynd ei-
nige der Auſſag/ worunter forderiſt zu zehlen mein Heil. Vatter
Auguſtinus, das Judas das geſtohlne Geld habe ſeinem Weib
und Kindern auch angehenckt/ welches leider! bey unſern Zeiten
nit gar ungemein; Dann manchen in ſeinem Amt das Serve
nequam
ſpielet/ damit er den Pracht ſeines Weibs und der
Kinder ferners unterhalte. Andere und zwar die meiſte halten
darfuͤr/ als habe der ſchlimme Kerl mit der gemeinen Tafel nit vor
Lieb genommen/ wie die andere Apoſtel/ ſondern immerzu aus
der Caſſa nach Belieben einiges Geld abgetragen/ und um daſ-
ſelbe da und dort in heimlichen Wincklen gute Jauſen ange-
ſtellt/ und ſeiner Wampen mit Eſſen und Trincken gar treulich
abgewartet. Dißfalls hat Judas unzahlbare viel Bruͤder und
Schweſter. Sylvaira, Pontius, Turrecremata, Ludol-
phus.

Wir Voͤgel insgeſammt/ als von GOtt und dem Himmel
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[82/0094] Judas der Ertzſchelm iſt dem uͤbermaͤſſigen moͤge nur ſo guͤtig ſeyn/ und den ergangnen Fluch uͤber den See wiederum zuruck nehmen; durch welches der Heil. Abbt alſo be- ſaͤnfftiget worden/ daß er ſammt allen ſeinen Geiſtlichen ſich zu dem See hinaus begeben/ die todte und abgeſtandne Fiſch in das Waſſer geworffen/ ihnen den Heil Seegen ertheilt/ worüber ſie alle lebendig worden/ und hinfuͤr an den Cloſter ſeinen gebuͤhren- den Fiſch-Zehend genoſſen. In actis SS. Mart. tom 1. in eont. Bollan. Judas der Ertzſchelm iſt dem uͤbermaͤſſi- gen Eſſen und Trincken ergeben. DAß der Iſcarioth ein heimlicher Mauſer geweſen/ und in die Caſſa des Apoſtoliſchen Collegii einen manchen ohnguͤltigen Griff gethan/ iſt nit allein auſſer allẽ Zweifl/ ſondern ſo gar ein vorgeſtellter Glaubens-Articul. Wohin er aber das entfrembde Geld angewend habe/ entſtehen derenthal- ben bey den Lehrern unterſchiedliche Meynungen/ und ſeynd ei- nige der Auſſag/ worunter forderiſt zu zehlen mein Heil. Vatter Auguſtinus, das Judas das geſtohlne Geld habe ſeinem Weib und Kindern auch angehenckt/ welches leider! bey unſern Zeiten nit gar ungemein; Dann manchen in ſeinem Amt das Serve nequam ſpielet/ damit er den Pracht ſeines Weibs und der Kinder ferners unterhalte. Andere und zwar die meiſte halten darfuͤr/ als habe der ſchlimme Kerl mit der gemeinen Tafel nit vor Lieb genommen/ wie die andere Apoſtel/ ſondern immerzu aus der Caſſa nach Belieben einiges Geld abgetragen/ und um daſ- ſelbe da und dort in heimlichen Wincklen gute Jauſen ange- ſtellt/ und ſeiner Wampen mit Eſſen und Trincken gar treulich abgewartet. Dißfalls hat Judas unzahlbare viel Bruͤder und Schweſter. Sylvaira, Pontius, Turrecremata, Ludol- phus. Wir Voͤgel insgeſammt/ als von GOtt und dem Himmel ſehr geſegnetes Gefluͤgelwerck fuͤhren eine Klag/ man wird uns hoffent-

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Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 4. Salzburg, 1695, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas04_1695/94>, abgerufen am 29.03.2024.