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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von den Versuchungen.
lern/ auff dem Weeg der Tugenden zu wandern lehrnen: dann/ gleich wieApud
Rodriq.
p. 2. tr. 4.
c.
7.

nach den Worten deß Gregorii eine Mutter oder Saugamm/ wann sie
das kleine Kind gehen lehret/ sich bißweilen in etwa von selbigem entfernet/
bald aber wiederum zu sich nimbt/ und nicht achtet/ wann es schon zu zeiten
einmahl falle; dieweilen sie vermeinet/ es seye dieses besser/ als wann es nie-
mahl das Gehen lerne; also pflegt GOtt/ als ein Aufferzieher Ephraim
die auß Schwachheit begangene Fehler seiner Ausserwählten zu übersehen;
auff daß sie hinführo besser und sicherer auff dem Weeg der Vollkommen-
heit lernen fortschreiten. Nehme derhalben/ mein Christliche Seel/ mit
dieser Lection, so ich mir fürnemblich zu meinem Besten verzeichnet/ für
Lieb: ich zweiffle nicht/ daß dir selbige werde ersprießlich seyn/ wann
du sie mit Auffmercksambkeit lesen/ und werckstellig machen wirst.



Die Sechs und Zwantzigste Geistliche
LECTION

Von der
Resignation oder Ergebung in den Willen
GOTTES.
Qui facit Voluntatem Patris mei, qui in Coelis ist,Matt. 7.
v.
21.

ipse intrabit in Regnum Coelorum.

Wer den Willen meines Vatters thuet/ der in
den Himmelen ist/ der wird eingehen in das Reich der
Himmelen.

Der Erste Theil.

1. DJeweilen alle menschliche Zungen diese Tugend der Gebühr nach auß-
zustreichen nit bestand seynd; als wäre uns alhier wohl eine Englische
Zung vonnöthen: in deren Mangel wir uns dann der ersten Wohlredenheit

gebrauchen

Von den Verſuchungen.
lern/ auff dem Weeg der Tugenden zu wandern lehrnen: dann/ gleich wieApud
Rodriq.
p. 2. tr. 4.
c.
7.

nach den Worten deß Gregorii eine Mutter oder Saugamm/ wann ſie
das kleine Kind gehen lehret/ ſich bißweilen in etwa von ſelbigem entfernet/
bald aber wiederum zu ſich nimbt/ und nicht achtet/ wann es ſchon zu zeiten
einmahl falle; dieweilen ſie vermeinet/ es ſeye dieſes beſſer/ als wann es nie-
mahl das Gehen lerne; alſo pflegt GOtt/ als ein Aufferzieher Ephraim
die auß Schwachheit begangene Fehler ſeiner Auſſerwaͤhlten zu uͤberſehen;
auff daß ſie hinfuͤhro beſſer und ſicherer auff dem Weeg der Vollkommen-
heit lernen fortſchreiten. Nehme derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ mit
dieſer Lection, ſo ich mir fuͤrnemblich zu meinem Beſten verzeichnet/ fuͤr
Lieb: ich zweiffle nicht/ daß dir ſelbige werde erſprießlich ſeyn/ wann
du ſie mit Auffmerckſambkeit leſen/ und werckſtellig machen wirſt.



Die Sechs und Zwantzigſte Geiſtliche
LECTION

Von der
Reſignation oder Ergebung in den Willen
GOTTES.
Qui facit Voluntatem Patris mei, qui in Cœlis iſt,Matt. 7.
v.
21.

ipſe intrabit in Regnum Cœlorum.

Wer den Willen meines Vatters thuet/ der in
den Himmelen iſt/ der wird eingehen in das Reich der
Himmelen.

Der Erſte Theil.

1. DJeweilen alle menſchliche Zungen dieſe Tugend der Gebuͤhr nach auß-
zuſtreichen nit beſtand ſeynd; als waͤre uns alhier wohl eine Engliſche
Zung vonnoͤthen: in deren Mangel wir uns dann der erſten Wohlredenheit

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[327/0355] Von den Verſuchungen. lern/ auff dem Weeg der Tugenden zu wandern lehrnen: dann/ gleich wie nach den Worten deß Gregorii eine Mutter oder Saugamm/ wann ſie das kleine Kind gehen lehret/ ſich bißweilen in etwa von ſelbigem entfernet/ bald aber wiederum zu ſich nimbt/ und nicht achtet/ wann es ſchon zu zeiten einmahl falle; dieweilen ſie vermeinet/ es ſeye dieſes beſſer/ als wann es nie- mahl das Gehen lerne; alſo pflegt GOtt/ als ein Aufferzieher Ephraim die auß Schwachheit begangene Fehler ſeiner Auſſerwaͤhlten zu uͤberſehen; auff daß ſie hinfuͤhro beſſer und ſicherer auff dem Weeg der Vollkommen- heit lernen fortſchreiten. Nehme derhalben/ mein Chriſtliche Seel/ mit dieſer Lection, ſo ich mir fuͤrnemblich zu meinem Beſten verzeichnet/ fuͤr Lieb: ich zweiffle nicht/ daß dir ſelbige werde erſprießlich ſeyn/ wann du ſie mit Auffmerckſambkeit leſen/ und werckſtellig machen wirſt. Apud Rodriq. p. 2. tr. 4. c. 7. Die Sechs und Zwantzigſte Geiſtliche LECTION Von der Reſignation oder Ergebung in den Willen GOTTES. Qui facit Voluntatem Patris mei, qui in Cœlis iſt, ipſe intrabit in Regnum Cœlorum. Wer den Willen meines Vatters thuet/ der in den Himmelen iſt/ der wird eingehen in das Reich der Himmelen. Der Erſte Theil. 1. DJeweilen alle menſchliche Zungen dieſe Tugend der Gebuͤhr nach auß- zuſtreichen nit beſtand ſeynd; als waͤre uns alhier wohl eine Engliſche Zung vonnoͤthen: in deren Mangel wir uns dann der erſten Wohlredenheit gebrauchen

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/355>, abgerufen am 25.04.2024.