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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Dreyssigste Geistliche Lection


Die Dreyssigste Geistliche
LECTION

Von
Verachtung der Welt.
cap. 1. v.
2. & 14.
Vanitas vanitatum, & omnia Vanitas. Vidi cuncta,
quae fiunt sub sole, & ecce universa vanitas & affli-
tio spiritus Ecclesiastes.

Eitelkeit aller Eitelkeit/ und alles ist Eitelkeit.
Jch hab alles angesehen/ was unter der Sonnen geschicht/
und siehe es war alles Eitelkeit und Bekummernuß deß
Geists.

1. WJr haben etwas weniges von dem geistlichen Stand gesagt; wir
wollen nun sehen/ was es für ein Werck sey/ dem ein Geistlicher
soll obliegen/ und es wird uns bald entgegen kommen die Ver-
achtung der Welt. Dieweil aber davon in denen vorhergehenden Ermah-
nungen etwas schon gesagt worden/ und in denen folgenden auch etwas ge-
funden wird/ deßdwegen wollen wir mit wenigen diese Ermahnung abhandeln.
Es muß deßwegen ein Geistlicher die Welt sonderlich verachten/ und dem
nackenden JEsum folgen/ welches er leicht thun wird/ wann er die Eitel-
1. Joh. 2.
v.
17.
keit und Falschheit der Welt auffmerckfamb erwegen wird/ Dann die
Welt vergehet sambt ihren Lusten.
Dieses leget der Psalmist
gar warhafftig auß/ in dem er sagt: Jch habe einen Gottlosen ge-
Ps. 36. v.
35. 36.
sehen/ daß er sehr erhöhet war/ und hoch auffgewachsen/
wie die Cedern-Bäume am Libano/ darnach bin ich furu-
ber gangen/ und siehe er war nicht vorhanden
das ist/ wie
es Bellarminus mercket: Jn dem ich vorbey gieng/ habe ich diesen Menschen
erhöhet und eingewurtzelt gesehen wie die Cedern vom Libano/ und ich bin
ihm kaum fürbey gegangen/ und siche/ ich sehe hinter mich/ und er war

verschwunden
Die Dreyſſigſte Geiſtliche Lection


Die Dreyſſigſte Geiſtliche
LECTION

Von
Verachtung der Welt.
cap. 1. v.
2. & 14.
Vanitas vanitatum, & omnia Vanitas. Vidi cuncta,
quæ fiunt ſub ſole, & ecce univerſa vanitas & affli-
tio ſpiritus Eccleſiaſtes.

Eitelkeit aller Eitelkeit/ und alles iſt Eitelkeit.
Jch hab alles angeſehen/ was unter der Sonnen geſchicht/
und ſiehe es war alles Eitelkeit und Bekůmmernuß deß
Geiſts.

1. WJr haben etwas weniges von dem geiſtlichen Stand geſagt; wir
wollen nun ſehen/ was es fuͤr ein Werck ſey/ dem ein Geiſtlicher
ſoll obliegen/ und es wird uns bald entgegen kommen die Ver-
achtung der Welt. Dieweil aber davon in denen vorhergehenden Ermah-
nungen etwas ſchon geſagt worden/ und in denen folgenden auch etwas ge-
funden wird/ deßdwegen wollen wir mit wenigen dieſe Ermahnung abhandeln.
Es muß deßwegen ein Geiſtlicher die Welt ſonderlich verachten/ und dem
nackenden JEſum folgen/ welches er leicht thun wird/ wann er die Eitel-
1. Joh. 2.
v.
17.
keit und Falſchheit der Welt auffmerckfamb erwegen wird/ Dann die
Welt vergehet ſambt ihren Lůſten.
Dieſes leget der Pſalmiſt
gar warhafftig auß/ in dem er ſagt: Jch habe einen Gottloſen ge-
Pſ. 36. v.
35. 36.
ſehen/ daß er ſehr erhoͤhet war/ und hoch auffgewachſen/
wie die Cedern-Baͤume am Libano/ darnach bin ich fůrů-
ber gangen/ und ſiehe er war nicht vorhanden
das iſt/ wie
es Bellarminus mercket: Jn dem ich vorbey gieng/ habe ich dieſen Menſchen
erhoͤhet und eingewurtzelt geſehen wie die Cedern vom Libano/ und ich bin
ihm kaum fuͤrbey gegangen/ und ſiche/ ich ſehe hinter mich/ und er war

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[374/0402] Die Dreyſſigſte Geiſtliche Lection Die Dreyſſigſte Geiſtliche LECTION Von Verachtung der Welt. Vanitas vanitatum, & omnia Vanitas. Vidi cuncta, quæ fiunt ſub ſole, & ecce univerſa vanitas & affli- tio ſpiritus Eccleſiaſtes. Eitelkeit aller Eitelkeit/ und alles iſt Eitelkeit. Jch hab alles angeſehen/ was unter der Sonnen geſchicht/ und ſiehe es war alles Eitelkeit und Bekůmmernuß deß Geiſts. 1. WJr haben etwas weniges von dem geiſtlichen Stand geſagt; wir wollen nun ſehen/ was es fuͤr ein Werck ſey/ dem ein Geiſtlicher ſoll obliegen/ und es wird uns bald entgegen kommen die Ver- achtung der Welt. Dieweil aber davon in denen vorhergehenden Ermah- nungen etwas ſchon geſagt worden/ und in denen folgenden auch etwas ge- funden wird/ deßdwegen wollen wir mit wenigen dieſe Ermahnung abhandeln. Es muß deßwegen ein Geiſtlicher die Welt ſonderlich verachten/ und dem nackenden JEſum folgen/ welches er leicht thun wird/ wann er die Eitel- keit und Falſchheit der Welt auffmerckfamb erwegen wird/ Dann die Welt vergehet ſambt ihren Lůſten. Dieſes leget der Pſalmiſt gar warhafftig auß/ in dem er ſagt: Jch habe einen Gottloſen ge- ſehen/ daß er ſehr erhoͤhet war/ und hoch auffgewachſen/ wie die Cedern-Baͤume am Libano/ darnach bin ich fůrů- ber gangen/ und ſiehe er war nicht vorhanden das iſt/ wie es Bellarminus mercket: Jn dem ich vorbey gieng/ habe ich dieſen Menſchen erhoͤhet und eingewurtzelt geſehen wie die Cedern vom Libano/ und ich bin ihm kaum fuͤrbey gegangen/ und ſiche/ ich ſehe hinter mich/ und er war verſchwunden 1. Joh. 2. v. 17. Pſ. 36. v. 35. 36.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/402>, abgerufen am 25.04.2024.