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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von dem Gebett.


Die Sieben und Dreissigste Geistliche
LECTION
Von dem Gebett.
Amen, Amen dico vobis, si quid petieritis Patrem inJoan. 16.
v.
23.

nomine meo, dabit vobis.

Warlig/ warlig sag ich euch/ so ihr den Vatter et-
was bitten werdet in meinen Nahmen/ so wird ers euch
geben.

Der Erste Theil.

1. DAs Gebett/ sagt der H. Joannes Damascenus/ ist eine ErhebungL. 3. de
Fid.
In Ps.
85.

deß Geistes zu Gott. Und der H. Vatter Augustinus tauffet das-
selbige also/ und sagt: Das Gebett ist eine Kede zu Gott:
dann/ so du lesest/ redet Gott mit dir; wan du bettest/ so re-
destu mit Gott.
Weitläuffiger entwirfft das Gebett der geistreiche
P. Alvarez/ und sagt: Betten/ ist seinen Geist zu Gott erheben/ und densel-
ben alle seine Sachen in geheimb und mit grosser Ehrbietsamkeit vertrawen/
gleich wie ein Freund dem anderen/ dem er trawet/ zu thuen pfleget. Was
nun das Gebett fur Wirckung habe/ zeigen uns gar schön die H. H. Vätter;
und zwarn erstlich der H. Dionysius Areopagita, als der älteste entwirfftL. de Di-
vin. nom.

das Gebett durch ein güldenes Kettlein/ so von dem Himmel herab gelassen
wird/ und uns zu unserm Gott in den Himmel hinauff ziehet. Nach die-
sem lehret uns der H. Chrysostomus und sagt; daß/ gleich wie deß MenschenL 3. de
orand.
Deum.

Leib ohne Sen-Aderen sich nicht bewegen kan/ also könne die Seel nichts
richten ohne das gebett; und geschehe zu Zeiten/ daß die Seel vom Gebett
verlassen/ einem Gicht-Brüchtigen nicht unähnlich seye. Gleich wie der
Leib/ sagt er/ durch die Aderen zusammen gehalten wird/ lauffet/ stehet/ sprin-
get/ und lebt: also/ daß/ wann du die Aderen durchschneidest/ die gantze Zu-

sam-
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Von dem Gebett.


Die Sieben und Dreiſſigſte Geiſtliche
LECTION
Von dem Gebett.
Amen, Amen dico vobis, ſi quid petieritis Patrem inJoan. 16.
v.
23.

nomine meo, dabit vobis.

Warlig/ warlig ſag ich euch/ ſo ihr den Vatter et-
was bitten werdet in meinen Nahmen/ ſo wird ers euch
geben.

Der Erſte Theil.

1. DAs Gebett/ ſagt der H. Joannes Damaſcenus/ iſt eine ErhebungL. 3. de
Fid.
In Pſ.
85.

deß Geiſtes zu Gott. Und der H. Vatter Auguſtinus tauffet daſ-
ſelbige alſo/ und ſagt: Das Gebett iſt eine Kede zu Gott:
dann/ ſo du leſeſt/ redet Gott mit dir; wan du betteſt/ ſo re-
deſtu mit Gott.
Weitlaͤuffiger entwirfft das Gebett der geiſtreiche
P. Alvarez/ und ſagt: Betten/ iſt ſeinen Geiſt zu Gott erheben/ und denſel-
ben alle ſeine Sachen in geheimb und mit groſſer Ehrbietſamkeit vertrawen/
gleich wie ein Freund dem anderen/ dem er trawet/ zu thuen pfleget. Was
nun das Gebett fur Wirckung habe/ zeigen uns gar ſchoͤn die H. H. Vaͤtter;
und zwarn erſtlich der H. Dionyſius Areopagita, als der aͤlteſte entwirfftL. de Di-
vin. nom.

das Gebett durch ein guͤldenes Kettlein/ ſo von dem Himmel herab gelaſſen
wird/ und uns zu unſerm Gott in den Himmel hinauff ziehet. Nach die-
ſem lehret uns der H. Chryſoſtomus und ſagt; daß/ gleich wie deß MenſchenL 3. de
orand.
Deum.

Leib ohne Sen-Aderen ſich nicht bewegen kan/ alſo koͤnne die Seel nichts
richten ohne das gebett; und geſchehe zu Zeiten/ daß die Seel vom Gebett
verlaſſen/ einem Gicht-Bruͤchtigen nicht unaͤhnlich ſeye. Gleich wie der
Leib/ ſagt er/ durch die Aderen zuſammen gehalten wird/ lauffet/ ſtehet/ ſprin-
get/ und lebt: alſo/ daß/ wann du die Aderen durchſchneideſt/ die gantze Zu-

ſam-
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[449/0477] Von dem Gebett. Die Sieben und Dreiſſigſte Geiſtliche LECTION Von dem Gebett. Amen, Amen dico vobis, ſi quid petieritis Patrem in nomine meo, dabit vobis. Warlig/ warlig ſag ich euch/ ſo ihr den Vatter et- was bitten werdet in meinen Nahmen/ ſo wird ers euch geben. Der Erſte Theil. 1. DAs Gebett/ ſagt der H. Joannes Damaſcenus/ iſt eine Erhebung deß Geiſtes zu Gott. Und der H. Vatter Auguſtinus tauffet daſ- ſelbige alſo/ und ſagt: Das Gebett iſt eine Kede zu Gott: dann/ ſo du leſeſt/ redet Gott mit dir; wan du betteſt/ ſo re- deſtu mit Gott. Weitlaͤuffiger entwirfft das Gebett der geiſtreiche P. Alvarez/ und ſagt: Betten/ iſt ſeinen Geiſt zu Gott erheben/ und denſel- ben alle ſeine Sachen in geheimb und mit groſſer Ehrbietſamkeit vertrawen/ gleich wie ein Freund dem anderen/ dem er trawet/ zu thuen pfleget. Was nun das Gebett fur Wirckung habe/ zeigen uns gar ſchoͤn die H. H. Vaͤtter; und zwarn erſtlich der H. Dionyſius Areopagita, als der aͤlteſte entwirfft das Gebett durch ein guͤldenes Kettlein/ ſo von dem Himmel herab gelaſſen wird/ und uns zu unſerm Gott in den Himmel hinauff ziehet. Nach die- ſem lehret uns der H. Chryſoſtomus und ſagt; daß/ gleich wie deß Menſchen Leib ohne Sen-Aderen ſich nicht bewegen kan/ alſo koͤnne die Seel nichts richten ohne das gebett; und geſchehe zu Zeiten/ daß die Seel vom Gebett verlaſſen/ einem Gicht-Bruͤchtigen nicht unaͤhnlich ſeye. Gleich wie der Leib/ ſagt er/ durch die Aderen zuſammen gehalten wird/ lauffet/ ſtehet/ ſprin- get/ und lebt: alſo/ daß/ wann du die Aderen durchſchneideſt/ die gantze Zu- ſam- L. 3. de Fid. In Pſ. 85. L. de Di- vin. nom. L 3. de orand. Deum. L l l

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/477>, abgerufen am 28.03.2024.