Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

Bild:
<< vorherige Seite
Von der Hand-Arbeit.


Die Drey und Viertzigste Geistliche
LECTION

Von
Der Hand-Arbeit.
Videte oculis vestris, quia modicum laboravi, & inveniEccl. 51.
v.
35.

mihi multam requiem.

Sehet an mit eueren Augen/ daß ich geringe Mü-
he gehabt/ und grosse Ruhe für mich gefunden habe.

Der Erste Theil.

1. AUff daß die Nutzbarkeit und Nothwendigkeit der Hand-Arbeit desto
besser an Tag komme; derhalben hab ich den grossen Schaden/
der uns Menschen auß dem Müssiggang entstehet/ voran senden
wollen. Dieser Müssiggang dann ist/ wie die H. H. Vätter sagen/ eine
Speiß der Geylheit/ und ärgster Feind der Keuschheit. Dahero spricht
der heilige Bernardus: der Teuffel gebraucht sich deß Müssiggangs zu einer
Thüren/ dadurch er die unziemliche Anreitzungen der Gedancken/ auch in
die allerkeuscheste Seelen einführe. Und daß diesem also seye/ lehret uns
mit seinem Schaden der fromme König David; welcher in der Zeit/ da er
sich im Kriegen geübet/ von der Geylheit nicht überwunden worden: nach-
dem er aber zu Hauß müssig gesessen/ ist er in den Ehe-Bruch gefallen/ und
hat einen Todtschlag begangen/ wie der heilige Augustinus meldet. Was
hat den stärckesten Samson anders zum Verderben gebracht/ als der Müs-
siggang? Dann so lang er mit den Philistern in den Haaren gehangen/ so
lang hat er nicht können überwunden werden: demnach er aber im Schoß
der Dalilä geruhet/ und bey selbiger die Zeit müssig hat zugebracht; ist er

alsbald
A a a a
Von der Hand-Arbeit.


Die Drey und Viertzigſte Geiſtliche
LECTION

Von
Der Hand-Arbeit.
Videte oculis veſtris, quia modicum laboravi, & inveniEccl. 51.
v.
35.

mihi multam requiem.

Sehet an mit eueren Augen/ daß ich geringe Mü-
he gehabt/ und groſſe Ruhe für mich gefunden habe.

Der Erſte Theil.

1. AUff daß die Nutzbarkeit und Nothwendigkeit der Hand-Arbeit deſto
beſſer an Tag komme; derhalben hab ich den groſſen Schaden/
der uns Menſchen auß dem Muͤſſiggang entſtehet/ voran ſenden
wollen. Dieſer Muͤſſiggang dann iſt/ wie die H. H. Vaͤtter ſagen/ eine
Speiß der Geylheit/ und aͤrgſter Feind der Keuſchheit. Dahero ſpricht
der heilige Bernardus: der Teuffel gebraucht ſich deß Muͤſſiggangs zu einer
Thuͤren/ dadurch er die unziemliche Anreitzungen der Gedancken/ auch in
die allerkeuſcheſte Seelen einfuͤhre. Und daß dieſem alſo ſeye/ lehret uns
mit ſeinem Schaden der fromme Koͤnig David; welcher in der Zeit/ da er
ſich im Kriegen geuͤbet/ von der Geylheit nicht uͤberwunden worden: nach-
dem er aber zu Hauß muͤſſig geſeſſen/ iſt er in den Ehe-Bruch gefallen/ und
hat einen Todtſchlag begangen/ wie der heilige Auguſtinus meldet. Was
hat den ſtaͤrckeſten Samſon anders zum Verderben gebracht/ als der Muͤſ-
ſiggang? Dann ſo lang er mit den Philiſtern in den Haaren gehangen/ ſo
lang hat er nicht koͤnnen uͤberwunden werden: demnach er aber im Schoß
der Dalilaͤ geruhet/ und bey ſelbiger die Zeit muͤſſig hat zugebracht; iſt er

alsbald
A a a a
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0581" n="553"/>
      <fw place="top" type="header">Von der Hand-Arbeit.</fw><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Die Drey und Viertzig&#x017F;te Gei&#x017F;tliche<lb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LECTION</hi></hi></hi><lb/> <hi rendition="#fr">Von</hi><lb/> <hi rendition="#b">Der Hand-Arbeit.</hi> </head><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#aq">Videte oculis ve&#x017F;tris, quia modicum laboravi, &amp; inveni</hi> <note place="right"><hi rendition="#aq">Eccl. 51.<lb/>
v.</hi> 35.</note><lb/> <hi rendition="#aq">mihi multam requiem.</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <cit>
          <quote> <hi rendition="#fr">Sehet an mit eueren Augen/ daß ich geringe Mü-<lb/>
he gehabt/ und gro&#x017F;&#x017F;e Ruhe für mich gefunden habe.</hi> </quote>
        </cit><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Der Er&#x017F;te Theil.</hi> </head><lb/>
          <p>1. <hi rendition="#in">A</hi>Uff daß die Nutzbarkeit und Nothwendigkeit der Hand-Arbeit de&#x017F;to<lb/>
be&#x017F;&#x017F;er an Tag komme; derhalben hab ich den gro&#x017F;&#x017F;en Schaden/<lb/>
der uns Men&#x017F;chen auß dem Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang ent&#x017F;tehet/ voran &#x017F;enden<lb/>
wollen. Die&#x017F;er Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggang dann i&#x017F;t/ wie die H. H. Va&#x0364;tter &#x017F;agen/ eine<lb/>
Speiß der Geylheit/ und a&#x0364;rg&#x017F;ter Feind der Keu&#x017F;chheit. Dahero &#x017F;pricht<lb/>
der heilige Bernardus: der Teuffel gebraucht &#x017F;ich deß Mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;iggangs zu einer<lb/>
Thu&#x0364;ren/ dadurch er die unziemliche Anreitzungen der Gedancken/ auch in<lb/>
die allerkeu&#x017F;che&#x017F;te Seelen einfu&#x0364;hre. Und daß die&#x017F;em al&#x017F;o &#x017F;eye/ lehret uns<lb/>
mit &#x017F;einem Schaden der fromme Ko&#x0364;nig David; welcher in der Zeit/ da er<lb/>
&#x017F;ich im Kriegen geu&#x0364;bet/ von der Geylheit nicht u&#x0364;berwunden worden: nach-<lb/>
dem er aber zu <hi rendition="#fr">H</hi>auß mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en/ i&#x017F;t er in den Ehe-Bruch gefallen/ und<lb/>
hat einen Todt&#x017F;chlag begangen/ wie der heilige Augu&#x017F;tinus meldet. Was<lb/>
hat den &#x017F;ta&#x0364;rcke&#x017F;ten Sam&#x017F;on anders zum Verderben gebracht/ als der Mu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;iggang? Dann &#x017F;o lang er mit den Phili&#x017F;tern in den Haaren gehangen/ &#x017F;o<lb/>
lang hat er nicht ko&#x0364;nnen u&#x0364;berwunden werden: demnach er aber im Schoß<lb/>
der Dalila&#x0364; geruhet/ und bey &#x017F;elbiger die Zeit mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig hat zugebracht; i&#x017F;t er<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a a a</fw><fw place="bottom" type="catch">alsbald</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[553/0581] Von der Hand-Arbeit. Die Drey und Viertzigſte Geiſtliche LECTION Von Der Hand-Arbeit. Videte oculis veſtris, quia modicum laboravi, & inveni mihi multam requiem. Sehet an mit eueren Augen/ daß ich geringe Mü- he gehabt/ und groſſe Ruhe für mich gefunden habe. Der Erſte Theil. 1. AUff daß die Nutzbarkeit und Nothwendigkeit der Hand-Arbeit deſto beſſer an Tag komme; derhalben hab ich den groſſen Schaden/ der uns Menſchen auß dem Muͤſſiggang entſtehet/ voran ſenden wollen. Dieſer Muͤſſiggang dann iſt/ wie die H. H. Vaͤtter ſagen/ eine Speiß der Geylheit/ und aͤrgſter Feind der Keuſchheit. Dahero ſpricht der heilige Bernardus: der Teuffel gebraucht ſich deß Muͤſſiggangs zu einer Thuͤren/ dadurch er die unziemliche Anreitzungen der Gedancken/ auch in die allerkeuſcheſte Seelen einfuͤhre. Und daß dieſem alſo ſeye/ lehret uns mit ſeinem Schaden der fromme Koͤnig David; welcher in der Zeit/ da er ſich im Kriegen geuͤbet/ von der Geylheit nicht uͤberwunden worden: nach- dem er aber zu Hauß muͤſſig geſeſſen/ iſt er in den Ehe-Bruch gefallen/ und hat einen Todtſchlag begangen/ wie der heilige Auguſtinus meldet. Was hat den ſtaͤrckeſten Samſon anders zum Verderben gebracht/ als der Muͤſ- ſiggang? Dann ſo lang er mit den Philiſtern in den Haaren gehangen/ ſo lang hat er nicht koͤnnen uͤberwunden werden: demnach er aber im Schoß der Dalilaͤ geruhet/ und bey ſelbiger die Zeit muͤſſig hat zugebracht; iſt er alsbald A a a a

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/581
Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/581>, abgerufen am 29.03.2024.