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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Von den Peynen der Höllen.


Die Acht und Viertzigste Geistliche
LECTION

Von
Den Peynen der Höllen.
Quis ex vobis poterit habitare cum igne devorante?Isa. 33. v.
14.

aut quis habitabit ex vobis cum ardoribus sempi-
ternis?

Wer ist unter euch/ der bey einem zehrenden Feuer
wohnen kan: oder welcher unter euch wird bey der ewi-
gen Glut bleiben können.

1. GLeich wie der Allermilteste GOtt den Sündern in diesem Leben ei-
ne unbegreiffliche Güte erweiset; in dem er von Tag zu Tag/
von Monath zu Monath von Jahr zu Jahr/ dersel-
ben Laster über sehet/ auff daß sie mögen Buß thuen; und sie annebens
auffmunteret und ermahnet/ auch durch seine so wohl unsichtbarliche Die-
ner/ als da seynd die Engel GOttes/ als auch die sichtbarliche/ nemblich die
fromme Menschen/ einladet und bittet/ sie wollen sich doch zu ihm wenden/
und ihr Leben bessern: und was noch mehr ist/ sie auch durch ein verborge-
nes eingeben ihrer Schuldigkeit erinnert/ und viele andere Wohlthaten den-
selben erzeiget: Also verübet derselbige GOtt nach diesem zeitlichen Leben
eine unbeschreibliche Strenge der Gerechtigkeit über die böse und undanck-
bare Menschen/ und straffet selbige mit so unzahlbaren und grausamen Tor-
menten; daß der heilige Ambrosius sagt: Wann alle Menschen/ so von
unserm ersten Vatter Adam/ biß auff gegenwärtigen Tag gebohren
seynd/ noch würcklich beym leben/ und alle miteinander gute Prediger
wären/ und auch ins gesambt von der allergeringsten Peyn der Höllen

pre-
G g g g 3
Von den Peynen der Hoͤllen.


Die Acht und Viertzigſte Geiſtliche
LECTION

Von
Den Peynen der Hoͤllen.
Quis ex vobis poterit habitare cum igne devorante?Iſa. 33. v.
14.

aut quis habitabit ex vobis cum ardoribus ſempi-
ternis?

Wer iſt unter euch/ der bey einem zehrenden Feuer
wohnen kan: oder welcher unter euch wird bey der ewi-
gen Glut bleiben koͤnnen.

1. GLeich wie der Allermilteſte GOtt den Suͤndern in dieſem Leben ei-
ne unbegreiffliche Guͤte erweiſet; in dem er von Tag zu Tag/
von Monath zu Monath von Jahr zu Jahr/ derſel-
ben Laſter uͤber ſehet/ auff daß ſie moͤgen Buß thuen; und ſie annebens
auffmunteret und ermahnet/ auch durch ſeine ſo wohl unſichtbarliche Die-
ner/ als da ſeynd die Engel GOttes/ als auch die ſichtbarliche/ nemblich die
fromme Menſchen/ einladet und bittet/ ſie wollen ſich doch zu ihm wenden/
und ihr Leben beſſern: und was noch mehr iſt/ ſie auch durch ein verborge-
nes eingeben ihrer Schuldigkeit erinnert/ und viele andere Wohlthaten den-
ſelben erzeiget: Alſo veruͤbet derſelbige GOtt nach dieſem zeitlichen Leben
eine unbeſchreibliche Strenge der Gerechtigkeit uͤber die boͤſe und undanck-
bare Menſchen/ und ſtraffet ſelbige mit ſo unzahlbaren und grauſamen Tor-
menten; daß der heilige Ambroſius ſagt: Wann alle Menſchen/ ſo von
unſerm erſten Vatter Adam/ biß auff gegenwaͤrtigen Tag gebohren
ſeynd/ noch wuͤrcklich beym leben/ und alle miteinander gute Prediger
waͤren/ und auch ins geſambt von der allergeringſten Peyn der Hoͤllen

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[605/0633] Von den Peynen der Hoͤllen. Die Acht und Viertzigſte Geiſtliche LECTION Von Den Peynen der Hoͤllen. Quis ex vobis poterit habitare cum igne devorante? aut quis habitabit ex vobis cum ardoribus ſempi- ternis? Wer iſt unter euch/ der bey einem zehrenden Feuer wohnen kan: oder welcher unter euch wird bey der ewi- gen Glut bleiben koͤnnen. 1. GLeich wie der Allermilteſte GOtt den Suͤndern in dieſem Leben ei- ne unbegreiffliche Guͤte erweiſet; in dem er von Tag zu Tag/ von Monath zu Monath von Jahr zu Jahr/ derſel- ben Laſter uͤber ſehet/ auff daß ſie moͤgen Buß thuen; und ſie annebens auffmunteret und ermahnet/ auch durch ſeine ſo wohl unſichtbarliche Die- ner/ als da ſeynd die Engel GOttes/ als auch die ſichtbarliche/ nemblich die fromme Menſchen/ einladet und bittet/ ſie wollen ſich doch zu ihm wenden/ und ihr Leben beſſern: und was noch mehr iſt/ ſie auch durch ein verborge- nes eingeben ihrer Schuldigkeit erinnert/ und viele andere Wohlthaten den- ſelben erzeiget: Alſo veruͤbet derſelbige GOtt nach dieſem zeitlichen Leben eine unbeſchreibliche Strenge der Gerechtigkeit uͤber die boͤſe und undanck- bare Menſchen/ und ſtraffet ſelbige mit ſo unzahlbaren und grauſamen Tor- menten; daß der heilige Ambroſius ſagt: Wann alle Menſchen/ ſo von unſerm erſten Vatter Adam/ biß auff gegenwaͤrtigen Tag gebohren ſeynd/ noch wuͤrcklich beym leben/ und alle miteinander gute Prediger waͤren/ und auch ins geſambt von der allergeringſten Peyn der Hoͤllen pre- G g g g 3

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/633>, abgerufen am 25.04.2024.