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Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699.

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Die Vier und Füntzigste Geistliche Lection


Die Vier und Fünfftzigste Geistliche
LECTION

Von
Verehrung der Heiligen.
Luc. 6. v. 9Facite Vobis Amicos.
Machet euch Freunde.

1. WArumb unser Heyland uns ermahne/ daß wir uns Freunde machen
sollen/ können wir leichtlich erachten. Dann weilen wir linck-
und rechtwerts/ und von allen Seiten von unsern Feinden/ nem-
lich der Welt/ dem Fleisch und dem Teuffel angefochten werden/ und unsere
eigene Kräfften/ denselben zu widerstehen/ nicht bestand seynd; so ist nöthig/
daß wir andere mächtigere Freunde zu Hülff ruffen. Diese aber seynd die
glückseeligste Einwohner deß himmlischen Vatterlands/ welche wir mit ste-
tem Anruffen/ und andächtiger Verehrung zu Freunden machen müssen/
wann wir den mit allerhand gefährlichen und tödtlichen Stricken belegten
Weeg zur Seeligkeit ungehindet passiren wollen. Dieweilen nun selbige
diese schlimme Strassen ebenfals vor uns gewandert seynd/ so wissen sie am
besten/ in wie grosse Gefahren diese Pilgramb immer schweben: und in dem
sie nichts so sehr/ alseben das Heyl deß annoch streitenden Menschen suchen;
so seynd sie allzeit fertig und bereit denen die hüffliche Hand zu biethen/ die
eines guten Willens seynd/ und sich ihrer Vorbitt bey Gott erwerben. Dahero
lasset uns glauben/ daß von allen Heiligen und Außerwählten Gottes gesagt seye/
was der heilige Bernardus von den H. H. Engelen gesagt hat. So offt dir
eine sehr schwäre Anfechtung/ oder widerwärtigkeit zu-

In Psal.
Qui hab.
stosset/ so ruffe an deinen Schutz-Engel (deinen Patro-
nen) deinen Fuhrer zu gelegener Zeit in der Trubsall.

Sie
Die Vier und Fuͤntzigſte Geiſtliche Lection


Die Vier und Fuͤnfftzigſte Geiſtliche
LECTION

Von
Verehrung der Heiligen.
Luc. 6. v. 9Facite Vobis Amicos.
Machet euch Freunde.

1. WArumb unſer Heyland uns ermahne/ daß wir uns Freunde machen
ſollen/ koͤnnen wir leichtlich erachten. Dann weilen wir linck-
und rechtwerts/ und von allen Seiten von unſern Feinden/ nem-
lich der Welt/ dem Fleiſch und dem Teuffel angefochten werden/ und unſere
eigene Kraͤfften/ denſelben zu widerſtehen/ nicht beſtand ſeynd; ſo iſt noͤthig/
daß wir andere maͤchtigere Freunde zu Huͤlff ruffen. Dieſe aber ſeynd die
gluͤckſeeligſte Einwohner deß himmliſchen Vatterlands/ welche wir mit ſte-
tem Anruffen/ und andaͤchtiger Verehrung zu Freunden machen muͤſſen/
wann wir den mit allerhand gefaͤhrlichen und toͤdtlichen Stricken belegten
Weeg zur Seeligkeit ungehindet paſſiren wollen. Dieweilen nun ſelbige
dieſe ſchlimme Straſſen ebenfals vor uns gewandert ſeynd/ ſo wiſſen ſie am
beſten/ in wie groſſe Gefahren dieſe Pilgramb immer ſchweben: und in dem
ſie nichts ſo ſehr/ alseben das Heyl deß annoch ſtreitenden Menſchen ſuchen;
ſo ſeynd ſie allzeit fertig und bereit denen die huͤffliche Hand zu biethen/ die
eines guten Willens ſeynd/ und ſich ihrer Vorbitt bey Gott erwerbẽ. Dahero
laſſet uns glaubẽ/ daß von allen Heiligen und Außerwaͤhltẽ Gottes geſagt ſeye/
was der heilige Bernardus von den H. H. Engelen geſagt hat. So offt dir
eine ſehr ſchwaͤre Anfechtung/ oder widerwaͤrtigkeit zu-

In Pſal.
Qui hab.
ſtoſſet/ ſo ruffe an deinen Schutz-Engel (deinen Patro-
nen) deinen Fůhrer zu gelegener Zeit in der Trůbſall.

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[700/0728] Die Vier und Fuͤntzigſte Geiſtliche Lection Die Vier und Fuͤnfftzigſte Geiſtliche LECTION Von Verehrung der Heiligen. Facite Vobis Amicos. Machet euch Freunde. 1. WArumb unſer Heyland uns ermahne/ daß wir uns Freunde machen ſollen/ koͤnnen wir leichtlich erachten. Dann weilen wir linck- und rechtwerts/ und von allen Seiten von unſern Feinden/ nem- lich der Welt/ dem Fleiſch und dem Teuffel angefochten werden/ und unſere eigene Kraͤfften/ denſelben zu widerſtehen/ nicht beſtand ſeynd; ſo iſt noͤthig/ daß wir andere maͤchtigere Freunde zu Huͤlff ruffen. Dieſe aber ſeynd die gluͤckſeeligſte Einwohner deß himmliſchen Vatterlands/ welche wir mit ſte- tem Anruffen/ und andaͤchtiger Verehrung zu Freunden machen muͤſſen/ wann wir den mit allerhand gefaͤhrlichen und toͤdtlichen Stricken belegten Weeg zur Seeligkeit ungehindet paſſiren wollen. Dieweilen nun ſelbige dieſe ſchlimme Straſſen ebenfals vor uns gewandert ſeynd/ ſo wiſſen ſie am beſten/ in wie groſſe Gefahren dieſe Pilgramb immer ſchweben: und in dem ſie nichts ſo ſehr/ alseben das Heyl deß annoch ſtreitenden Menſchen ſuchen; ſo ſeynd ſie allzeit fertig und bereit denen die huͤffliche Hand zu biethen/ die eines guten Willens ſeynd/ und ſich ihrer Vorbitt bey Gott erwerbẽ. Dahero laſſet uns glaubẽ/ daß von allen Heiligen und Außerwaͤhltẽ Gottes geſagt ſeye/ was der heilige Bernardus von den H. H. Engelen geſagt hat. So offt dir eine ſehr ſchwaͤre Anfechtung/ oder widerwaͤrtigkeit zu- ſtoſſet/ ſo ruffe an deinen Schutz-Engel (deinen Patro- nen) deinen Fůhrer zu gelegener Zeit in der Trůbſall. Sie In Pſal. Qui hab.

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Zitationshilfe: Santa Clara, Abraham a: Grammatica Religiosa, Oder Geistliche Tugend-Schul. Köln, 1699, S. 700. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santaclara_grammatica_1699/728>, abgerufen am 19.04.2024.