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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. II. Personen.
die Servituten überhaupt auf mehr natürliche Weise (durch
bloßen Vertrag) errichtet, weshalb nunmehr die Form der
Errichtung gar keine Schwierigkeit mehr macht.

Der usus ist auf sie unanwendbar, da er nur in dem
eigenen, persönlichen Gebrauch des Berechtigten besteht,
welcher bey der juristischen Person undenkbar ist.

Prädialservituten jeder Art können sie haben, weil diese
blos Erweiterungen ihres Grundeigenthums sind. Erwer-
ben konnten sie dieselben zu allen Zeiten durch Legat: nie-
mals durch in jure cessio (Note r): dagegen allerdings
durch Mancipation an ihren Sklaven, vorausgesetzt daß
die Servitut eine ländliche, nicht städtische, war (s). Im
neueren Recht ist auch hier diese auf die Form des Er-
werbs bezügliche Schwierigkeit verschwunden.

III. Besitz.

Bey dem Besitz wurde die Anwendbarkeit auf juristische

7. 6.). Darauf deutet denn auch
unverkennbar L. 56 de usufr.
(7. 1.) "An ususfructus nomine
actio
municipibus dari debeat,
quaesitum est .... Unde sequens
dubitatio oritur, quousque tu-
endi essent
in eo usufructu mu-
nicipes? Et placuit, centum an-
nis tuendos esse municipes, quia
is finis vitae longaevi hominis
est."
Allerdings finden sich ähn-
liche Ausdrücke in L. 8 de usu
et usufr. leg
.
(33. 2.), die von
einem Legat redet; wahrschein-
lich aber war daselbst ein dam-
nationis legatum
gemeynt, wel-
ches immer wieder zu demselben
unvollständigen Erfolg führen
mußte.
(s) Gajus II. § 29, Ulpian.
XIX.
§ 1. -- Eine unverkennbare
Hindeutung auf diesen Unterschied
enthält L. 12 de serv. (8. 1.)
"Non dubito quin fundo muni-
cipum per servum recte servi-
tus adquiratur."
Nämlich dem
fundus konnte der Sklave einen
Weg oder eine Wasserleitung durch
die Mancipation erwerben, die bey
einem Gebaude zum Erwerb einer
Servitut unzulässig war.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen.
die Servituten überhaupt auf mehr natürliche Weiſe (durch
bloßen Vertrag) errichtet, weshalb nunmehr die Form der
Errichtung gar keine Schwierigkeit mehr macht.

Der usus iſt auf ſie unanwendbar, da er nur in dem
eigenen, perſönlichen Gebrauch des Berechtigten beſteht,
welcher bey der juriſtiſchen Perſon undenkbar iſt.

Prädialſervituten jeder Art können ſie haben, weil dieſe
blos Erweiterungen ihres Grundeigenthums ſind. Erwer-
ben konnten ſie dieſelben zu allen Zeiten durch Legat: nie-
mals durch in jure cessio (Note r): dagegen allerdings
durch Mancipation an ihren Sklaven, vorausgeſetzt daß
die Servitut eine ländliche, nicht ſtädtiſche, war (s). Im
neueren Recht iſt auch hier dieſe auf die Form des Er-
werbs bezügliche Schwierigkeit verſchwunden.

III. Beſitz.

Bey dem Beſitz wurde die Anwendbarkeit auf juriſtiſche

7. 6.). Darauf deutet denn auch
unverkennbar L. 56 de usufr.
(7. 1.) „An ususfructus nomine
actio
municipibus dari debeat,
quaesitum est .... Unde sequens
dubitatio oritur, quousque tu-
endi essent
in eo usufructu mu-
nicipes? Et placuit, centum an-
nis tuendos esse municipes, quia
is finis vitae longaevi hominis
est.”
Allerdings finden ſich ähn-
liche Ausdrücke in L. 8 de usu
et usufr. leg
.
(33. 2.), die von
einem Legat redet; wahrſchein-
lich aber war daſelbſt ein dam-
nationis legatum
gemeynt, wel-
ches immer wieder zu demſelben
unvollſtändigen Erfolg führen
mußte.
(s) Gajus II. § 29, Ulpian.
XIX.
§ 1. — Eine unverkennbare
Hindeutung auf dieſen Unterſchied
enthält L. 12 de serv. (8. 1.)
„Non dubito quin fundo muni-
cipum per servum recte servi-
tus adquiratur.”
Nämlich dem
fundus konnte der Sklave einen
Weg oder eine Waſſerleitung durch
die Mancipation erwerben, die bey
einem Gebaude zum Erwerb einer
Servitut unzuläſſig war.
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[290/0304] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. II. Perſonen. die Servituten überhaupt auf mehr natürliche Weiſe (durch bloßen Vertrag) errichtet, weshalb nunmehr die Form der Errichtung gar keine Schwierigkeit mehr macht. Der usus iſt auf ſie unanwendbar, da er nur in dem eigenen, perſönlichen Gebrauch des Berechtigten beſteht, welcher bey der juriſtiſchen Perſon undenkbar iſt. Prädialſervituten jeder Art können ſie haben, weil dieſe blos Erweiterungen ihres Grundeigenthums ſind. Erwer- ben konnten ſie dieſelben zu allen Zeiten durch Legat: nie- mals durch in jure cessio (Note r): dagegen allerdings durch Mancipation an ihren Sklaven, vorausgeſetzt daß die Servitut eine ländliche, nicht ſtädtiſche, war (s). Im neueren Recht iſt auch hier dieſe auf die Form des Er- werbs bezügliche Schwierigkeit verſchwunden. III. Beſitz. Bey dem Beſitz wurde die Anwendbarkeit auf juriſtiſche (r) (s) Gajus II. § 29, Ulpian. XIX. § 1. — Eine unverkennbare Hindeutung auf dieſen Unterſchied enthält L. 12 de serv. (8. 1.) „Non dubito quin fundo muni- cipum per servum recte servi- tus adquiratur.” Nämlich dem fundus konnte der Sklave einen Weg oder eine Waſſerleitung durch die Mancipation erwerben, die bey einem Gebaude zum Erwerb einer Servitut unzuläſſig war. (r) 7. 6.). Darauf deutet denn auch unverkennbar L. 56 de usufr. (7. 1.) „An ususfructus nomine actio municipibus dari debeat, quaesitum est .... Unde sequens dubitatio oritur, quousque tu- endi essent in eo usufructu mu- nicipes? Et placuit, centum an- nis tuendos esse municipes, quia is finis vitae longaevi hominis est.” Allerdings finden ſich ähn- liche Ausdrücke in L. 8 de usu et usufr. leg. (33. 2.), die von einem Legat redet; wahrſchein- lich aber war daſelbſt ein dam- nationis legatum gemeynt, wel- ches immer wieder zu demſelben unvollſtändigen Erfolg führen mußte.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/304>, abgerufen am 29.03.2024.