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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840.

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Beylage VI.
genöthigt sehen, stets zwischen den Begriffen von Rechts-
fähigkeit und erworbenen Rechten zu schwanken, um, un-
ter Voraussetzung der minima c. d. als familiae mutatio,
dennoch die drey Stufen der c. d. als Arten einer ge-
meinsamen Gattung behandeln zu können.

XV.

III. Ein dritter Grund gegen Paulus liegt in der
völlig schwankenden Art, in welcher er selbst über manche
einzelne Anwendungen sich erklärt. Dahin gehört folgende
Stelle, auf welche stets von allen Seiten großes Gewicht
gelegt worden ist.

L. 3 pr. § 1 de cap. min. (4. 5.). Liberos, qui adro-
gatum parentem sequuntur, placet minui caput (al.
capite), cum in aliena potestate sint, et cum fami-
liam mutaverint. -- Emancipato filio, et ceteris per-
sonis, capitis minutio manifesto accidit: cum eman-
cipari nemo possit, nisi in imaginariam servilem
causam deductus. Aliter atque cum servus manu-
mittitur etc.
(s. o. Num. XIII.).

Er stellt hier zwey Fälle zusammen, für welche er eine
c. d. behauptet: bey den Kindern eines Arrogirten, und
bey dem Emancipirten. Für den ersten Fall sagt er pla-
cet,
für den zweyten manifesto accidit. Nun ist zwar im
Allgemeinen auf die Ausdrücke, worin die alten Juristen
ihre Behauptungen einzukleiden pflegen, nicht allzu viel
Gewicht zu legen, und gewiß steht in vielen Stellen pla-

Beylage VI.
genöthigt ſehen, ſtets zwiſchen den Begriffen von Rechts-
fähigkeit und erworbenen Rechten zu ſchwanken, um, un-
ter Vorausſetzung der minima c. d. als familiae mutatio,
dennoch die drey Stufen der c. d. als Arten einer ge-
meinſamen Gattung behandeln zu können.

XV.

III. Ein dritter Grund gegen Paulus liegt in der
völlig ſchwankenden Art, in welcher er ſelbſt über manche
einzelne Anwendungen ſich erklärt. Dahin gehört folgende
Stelle, auf welche ſtets von allen Seiten großes Gewicht
gelegt worden iſt.

L. 3 pr. § 1 de cap. min. (4. 5.). Liberos, qui adro-
gatum parentem sequuntur, placet minui caput (al.
capite), cum in aliena potestate sint, et cum fami-
liam mutaverint. — Emancipato filio, et ceteris per-
sonis, capitis minutio manifesto accidit: cum eman-
cipari nemo possit, nisi in imaginariam servilem
causam deductus. Aliter atque cum servus manu-
mittitur etc.
(ſ. o. Num. XIII.).

Er ſtellt hier zwey Fälle zuſammen, für welche er eine
c. d. behauptet: bey den Kindern eines Arrogirten, und
bey dem Emancipirten. Für den erſten Fall ſagt er pla-
cet,
für den zweyten manifesto accidit. Nun iſt zwar im
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[490/0504] Beylage VI. genöthigt ſehen, ſtets zwiſchen den Begriffen von Rechts- fähigkeit und erworbenen Rechten zu ſchwanken, um, un- ter Vorausſetzung der minima c. d. als familiae mutatio, dennoch die drey Stufen der c. d. als Arten einer ge- meinſamen Gattung behandeln zu können. XV. III. Ein dritter Grund gegen Paulus liegt in der völlig ſchwankenden Art, in welcher er ſelbſt über manche einzelne Anwendungen ſich erklärt. Dahin gehört folgende Stelle, auf welche ſtets von allen Seiten großes Gewicht gelegt worden iſt. L. 3 pr. § 1 de cap. min. (4. 5.). Liberos, qui adro- gatum parentem sequuntur, placet minui caput (al. capite), cum in aliena potestate sint, et cum fami- liam mutaverint. — Emancipato filio, et ceteris per- sonis, capitis minutio manifesto accidit: cum eman- cipari nemo possit, nisi in imaginariam servilem causam deductus. Aliter atque cum servus manu- mittitur etc. (ſ. o. Num. XIII.). Er ſtellt hier zwey Fälle zuſammen, für welche er eine c. d. behauptet: bey den Kindern eines Arrogirten, und bey dem Emancipirten. Für den erſten Fall ſagt er pla- cet, für den zweyten manifesto accidit. Nun iſt zwar im Allgemeinen auf die Ausdrücke, worin die alten Juriſten ihre Behauptungen einzukleiden pflegen, nicht allzu viel Gewicht zu legen, und gewiß ſteht in vielen Stellen pla-

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 2. Berlin, 1840, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system02_1840/504>, abgerufen am 24.04.2024.