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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
auf Schenkungen ausgedehnt, die überhaupt in diesem Ge-
setzbuch den Testamenten so sehr angenähert sind (k).

Das Preußische Recht schlägt einen Mittelweg ein.
Die unmögliche Bedingung macht die testamentarische Ver-
fügung selbst ungültig (l); die unsittliche dagegen gilt als
nicht geschrieben (m).

Das Österreichische Gesetzbuch endlich ist ganz zu Pro-
culejanischen Gesinnungen zurückgekehrt. Erbeinsetzungen
und Legate werden durch unmögliche und durch unsittliche
Bedingungen ganz ungültig (n).

§. 125.
III. Willenserklärungen. -- Zeitbestimmung.

Eine zweyte Art der Selbstbeschränkung, welche in ei-
ner Willenserklärung vorkommen kann (§ 114), besteht in
der hinzugefügten Zeitbestimmung (dies), das heißt in
dem Ausdruck einer zeitlichen Begränzung der Wirksamkeit
des Rechtsverhältnisses.

Diese Zeitbegränzung kann, ähnlich der Bedingung,
entweder an den Anfang oder an das Ende des Rechts-
verhältnisses gelegt werden. Im ersten Fall heißt dieses

(k) Code civil art. 900. --
Anders natürlich bey Verträgen
die nicht Schenkungen sind. art.
1172. Diese Behandlung der
Schenkungen wird von den Fran-
zösischen Juristen als inconsequent
getadelt; Manche tadeln den
Rechtssatz auch bey den Testa-
menten. Maleville zu art. 900.
Toullier droit civil T.
5 § 247.
(l) A. L. R., Th. 1. Tit. 4
§ 129--132 Tit. 12 § 504.
(m) A. L. R., Th. 1. Tit. 12
§ 63 (vergl. mit Tit. 5 § 227.).
(n) Oesterreich. Gesetzbuch § 698
(vergl. mit § 897).

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
auf Schenkungen ausgedehnt, die überhaupt in dieſem Ge-
ſetzbuch den Teſtamenten ſo ſehr angenähert ſind (k).

Das Preußiſche Recht ſchlägt einen Mittelweg ein.
Die unmoͤgliche Bedingung macht die teſtamentariſche Ver-
fügung ſelbſt ungültig (l); die unſittliche dagegen gilt als
nicht geſchrieben (m).

Das Öſterreichiſche Geſetzbuch endlich iſt ganz zu Pro-
culejaniſchen Geſinnungen zurückgekehrt. Erbeinſetzungen
und Legate werden durch unmögliche und durch unſittliche
Bedingungen ganz ungültig (n).

§. 125.
III. Willenserklärungen. — Zeitbeſtimmung.

Eine zweyte Art der Selbſtbeſchränkung, welche in ei-
ner Willenserklärung vorkommen kann (§ 114), beſteht in
der hinzugefügten Zeitbeſtimmung (dies), das heißt in
dem Ausdruck einer zeitlichen Begränzung der Wirkſamkeit
des Rechtsverhältniſſes.

Dieſe Zeitbegränzung kann, ähnlich der Bedingung,
entweder an den Anfang oder an das Ende des Rechts-
verhältniſſes gelegt werden. Im erſten Fall heißt dieſes

(k) Code civil art. 900. —
Anders natürlich bey Verträgen
die nicht Schenkungen ſind. art.
1172. Dieſe Behandlung der
Schenkungen wird von den Fran-
zöſiſchen Juriſten als inconſequent
getadelt; Manche tadeln den
Rechtsſatz auch bey den Teſta-
menten. Maleville zu art. 900.
Toullier droit civil T.
5 § 247.
(l) A. L. R., Th. 1. Tit. 4
§ 129—132 Tit. 12 § 504.
(m) A. L. R., Th. 1. Tit. 12
§ 63 (vergl. mit Tit. 5 § 227.).
(n) Oeſterreich. Geſetzbuch § 698
(vergl. mit § 897).
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[204/0216] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. auf Schenkungen ausgedehnt, die überhaupt in dieſem Ge- ſetzbuch den Teſtamenten ſo ſehr angenähert ſind (k). Das Preußiſche Recht ſchlägt einen Mittelweg ein. Die unmoͤgliche Bedingung macht die teſtamentariſche Ver- fügung ſelbſt ungültig (l); die unſittliche dagegen gilt als nicht geſchrieben (m). Das Öſterreichiſche Geſetzbuch endlich iſt ganz zu Pro- culejaniſchen Geſinnungen zurückgekehrt. Erbeinſetzungen und Legate werden durch unmögliche und durch unſittliche Bedingungen ganz ungültig (n). §. 125. III. Willenserklärungen. — Zeitbeſtimmung. Eine zweyte Art der Selbſtbeſchränkung, welche in ei- ner Willenserklärung vorkommen kann (§ 114), beſteht in der hinzugefügten Zeitbeſtimmung (dies), das heißt in dem Ausdruck einer zeitlichen Begränzung der Wirkſamkeit des Rechtsverhältniſſes. Dieſe Zeitbegränzung kann, ähnlich der Bedingung, entweder an den Anfang oder an das Ende des Rechts- verhältniſſes gelegt werden. Im erſten Fall heißt dieſes (k) Code civil art. 900. — Anders natürlich bey Verträgen die nicht Schenkungen ſind. art. 1172. Dieſe Behandlung der Schenkungen wird von den Fran- zöſiſchen Juriſten als inconſequent getadelt; Manche tadeln den Rechtsſatz auch bey den Teſta- menten. Maleville zu art. 900. Toullier droit civil T. 5 § 247. (l) A. L. R., Th. 1. Tit. 4 § 129—132 Tit. 12 § 504. (m) A. L. R., Th. 1. Tit. 12 § 63 (vergl. mit Tit. 5 § 227.). (n) Oeſterreich. Geſetzbuch § 698 (vergl. mit § 897).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/216>, abgerufen am 16.04.2024.