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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

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Buch II. Rechtsverhältnisse. Kap. III. Entstehung und Untergang.
-- Dagegen ist nicht gleichgültig die irrige appellative
Bezeichnung einer Gattung von Sachen; das Gemeynte,
aber nicht Ausgedrückte, soll hier nicht gelten (k).

Ferner ist auch unwesentlich der Irrthum in der be-
schreibenden Bezeichnung von Individuen (demonstratio),
das heißt in der Angabe nicht vorhandener Eigenschaften
oder Verhältnisse derselben, wenn nur wiederum der rich-
tige Gedanke dem Erklärenden beygewohnt hat (l). -- An-
ders ist es, wenn die falsche Beschreibung zusammenfällt
mit einem falchen Beweggrund, und dieser zugleich ein
solcher ist, welcher ausnahmsweise den Willen entkräf-
tet (m). -- Von dem Fall der bloßen Beschreibung ist zu
unterscheiden die Angabe der Eigenschaft einer Gattung,
wodurch diese auf eine besondere Art beschränkt wird.

(k) L. 4 pr. de leg. 1 (30.
un.). ".. rerum enim vocabula
immutabilia sunt, hominum
mutabilia." L. 7 § 2 de sup-
pell.
(33. 10.). ".. ex communi
usu nomina exaudiri debere ...
non videri quemquam dixisse,
cujus non suo nomine usus
sit"
... Das wird dabey frey-
lich anerkannt, daß auch die Gat-
tung nicht gelte, die der Testa-
tor wörtlich bezeichnet, aber nicht
gemeynt habe. -- Indessen, auch
mit dieser natürlichen Beschrän-
kung, ist doch der Satz aus der
etwas ängstlichen Behandlung der
Legate zu erklären, und dürfte
sich im heutigen Recht schwerlich
rechtfertigen lassen. Wenigstens
bey Verträgen scheint es unbe-
denklich, diejenige Gattung gel-
ten zu lassen, an welche die Con-
trahenten übereinstimmend ge-
dacht haben, selbst wenn sie die-
selbe mit einem unrichtigen Aus-
druck bezeichnet haben mögen.
(l) So bey der Person des Er-
ben oder Legatars. L. 17 § 1
L. 33 pr. L. 34 pr. L. 40 § 4
de cond. (35. 1.), L. 48 § 3 de
her. inst.
(28. 5.), L. 5 C. eod.

(6. 24.); bey der legirten Sache.
Ulpian. XXIV. § 19, § 30 J. de
leg.
(2. 20.), L. 17 pr. § 1 L. 72
§ 8 de cond. (35. 1.), L. 35 § 1.
2 L. 102 § 1 de leg. 3 (32. un.),
L. 28 de reb. dub.
(34. 5.).
(m) Beylage VIII. Num. XVII.

Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang.
— Dagegen iſt nicht gleichgültig die irrige appellative
Bezeichnung einer Gattung von Sachen; das Gemeynte,
aber nicht Ausgedrückte, ſoll hier nicht gelten (k).

Ferner iſt auch unweſentlich der Irrthum in der be-
ſchreibenden Bezeichnung von Individuen (demonstratio),
das heißt in der Angabe nicht vorhandener Eigenſchaften
oder Verhältniſſe derſelben, wenn nur wiederum der rich-
tige Gedanke dem Erklärenden beygewohnt hat (l). — An-
ders iſt es, wenn die falſche Beſchreibung zuſammenfällt
mit einem falchen Beweggrund, und dieſer zugleich ein
ſolcher iſt, welcher ausnahmsweiſe den Willen entkräf-
tet (m). — Von dem Fall der bloßen Beſchreibung iſt zu
unterſcheiden die Angabe der Eigenſchaft einer Gattung,
wodurch dieſe auf eine beſondere Art beſchränkt wird.

(k) L. 4 pr. de leg. 1 (30.
un.). „.. rerum enim vocabula
immutabilia sunt, hominum
mutabilia.” L. 7 § 2 de sup-
pell.
(33. 10.). „.. ex communi
usu nomina exaudiri debere …
non videri quemquam dixisse,
cujus non suo nomine usus
sit”
… Das wird dabey frey-
lich anerkannt, daß auch die Gat-
tung nicht gelte, die der Teſta-
tor wörtlich bezeichnet, aber nicht
gemeynt habe. — Indeſſen, auch
mit dieſer natürlichen Beſchrän-
kung, iſt doch der Satz aus der
etwas ängſtlichen Behandlung der
Legate zu erklären, und dürfte
ſich im heutigen Recht ſchwerlich
rechtfertigen laſſen. Wenigſtens
bey Verträgen ſcheint es unbe-
denklich, diejenige Gattung gel-
ten zu laſſen, an welche die Con-
trahenten übereinſtimmend ge-
dacht haben, ſelbſt wenn ſie die-
ſelbe mit einem unrichtigen Aus-
druck bezeichnet haben mögen.
(l) So bey der Perſon des Er-
ben oder Legatars. L. 17 § 1
L. 33 pr. L. 34 pr. L. 40 § 4
de cond. (35. 1.), L. 48 § 3 de
her. inst.
(28. 5.), L. 5 C. eod.

(6. 24.); bey der legirten Sache.
Ulpian. XXIV. § 19, § 30 J. de
leg.
(2. 20.), L. 17 pr. § 1 L. 72
§ 8 de cond. (35. 1.), L. 35 § 1.
2 L. 102 § 1 de leg. 3 (32. un.),
L. 28 de reb. dub.
(34. 5.).
(m) Beylage VIII. Num. XVII.
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[306/0318] Buch II. Rechtsverhältniſſe. Kap. III. Entſtehung und Untergang. — Dagegen iſt nicht gleichgültig die irrige appellative Bezeichnung einer Gattung von Sachen; das Gemeynte, aber nicht Ausgedrückte, ſoll hier nicht gelten (k). Ferner iſt auch unweſentlich der Irrthum in der be- ſchreibenden Bezeichnung von Individuen (demonstratio), das heißt in der Angabe nicht vorhandener Eigenſchaften oder Verhältniſſe derſelben, wenn nur wiederum der rich- tige Gedanke dem Erklärenden beygewohnt hat (l). — An- ders iſt es, wenn die falſche Beſchreibung zuſammenfällt mit einem falchen Beweggrund, und dieſer zugleich ein ſolcher iſt, welcher ausnahmsweiſe den Willen entkräf- tet (m). — Von dem Fall der bloßen Beſchreibung iſt zu unterſcheiden die Angabe der Eigenſchaft einer Gattung, wodurch dieſe auf eine beſondere Art beſchränkt wird. (k) L. 4 pr. de leg. 1 (30. un.). „.. rerum enim vocabula immutabilia sunt, hominum mutabilia.” L. 7 § 2 de sup- pell. (33. 10.). „.. ex communi usu nomina exaudiri debere … non videri quemquam dixisse, cujus non suo nomine usus sit” … Das wird dabey frey- lich anerkannt, daß auch die Gat- tung nicht gelte, die der Teſta- tor wörtlich bezeichnet, aber nicht gemeynt habe. — Indeſſen, auch mit dieſer natürlichen Beſchrän- kung, iſt doch der Satz aus der etwas ängſtlichen Behandlung der Legate zu erklären, und dürfte ſich im heutigen Recht ſchwerlich rechtfertigen laſſen. Wenigſtens bey Verträgen ſcheint es unbe- denklich, diejenige Gattung gel- ten zu laſſen, an welche die Con- trahenten übereinſtimmend ge- dacht haben, ſelbſt wenn ſie die- ſelbe mit einem unrichtigen Aus- druck bezeichnet haben mögen. (l) So bey der Perſon des Er- ben oder Legatars. L. 17 § 1 L. 33 pr. L. 34 pr. L. 40 § 4 de cond. (35. 1.), L. 48 § 3 de her. inst. (28. 5.), L. 5 C. eod. (6. 24.); bey der legirten Sache. Ulpian. XXIV. § 19, § 30 J. de leg. (2. 20.), L. 17 pr. § 1 L. 72 § 8 de cond. (35. 1.), L. 35 § 1. 2 L. 102 § 1 de leg. 3 (32. un.), L. 28 de reb. dub. (34. 5.). (m) Beylage VIII. Num. XVII.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/318>, abgerufen am 29.03.2024.