Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840.

Bild:
<< vorherige Seite

Beylage VIII.
von der Strafe ausgenommen, wenn ihm nicht Dolus be-
sonders nachgewiesen werden kann (m).

Wer einer in jus vocatio nicht Folge leistet, wird zu
einer willkührlichen Geldstrafe verurtheilt, wovon jedoch
gänzliche Unbildung befreyt (n).

Der Schreiber, dem ein Testament dictirt wird, soll
bey schwerer Strafe kein ihm selbst angewiesenes Legat
niederschreiben. Dagegen sollte Rechtsunwissenheit weniger
als in anderen Fällen schützen (o). Soldaten zwar waren
auch hier allgemein befreyt (p), Frauen aber nur unter
besonderen entschuldigenden Umständen (q).

Wer eine Frau innerhalb des Trauerjahres heurathet,
wird infam; dagegen schützt nur die Unwissenheit über die
Thatsache, nicht der Rechtsirrthum (r).

Der Freygelassene, der sich eine in jus vocatio gegen
den Patron erlaubt, wird bestraft. Dagegen schützt selbst
gänzliche Unbildung nicht, weil schon das natürliche Ge-
fühl der Ehrfurcht ihn zurückhalten mußte (s).


(m) L. 9 § 5 de minor. (4. 4.)
Der Vorbehalt des Dolus ist ei-
gentlich keine Ausnahme, da durch
den erwiesenen Dolus die behaup-
tete Rechtsunwissenheit von selbst
widerlegt ist.
(n) L. 2 § 1 si quis in jus.
voc.
(2. 5.).
(o) L. 15 pr. ad L. Corn.
de falsis
(48. 10.).
(p) L 5 C. de his qui sibi
adscrib.
(9. 23.).
Näm lich befreyt
von der Strafe, nicht von der
Ungültigkeit des Legats.
(q) L. 15 § 5 ad L. Corn.
de falsis
(48. 10.).
(r) L. 1 L. 11 § 4 de his qui
not.
(3. 2.).
In diesen Stellen
ist blos von dem Mann die Rede,
Die Frau selbst aber hatte gewiß
auch keine Straflosigkeit, weil die-
ses Verbot nichts weniger als po-
sitiv war, und gerade den Frauen
vorzugsweise einleuchten mußte.
(s) L. 2 C. de in jus voc.

Beylage VIII.
von der Strafe ausgenommen, wenn ihm nicht Dolus be-
ſonders nachgewieſen werden kann (m).

Wer einer in jus vocatio nicht Folge leiſtet, wird zu
einer willkührlichen Geldſtrafe verurtheilt, wovon jedoch
gänzliche Unbildung befreyt (n).

Der Schreiber, dem ein Teſtament dictirt wird, ſoll
bey ſchwerer Strafe kein ihm ſelbſt angewieſenes Legat
niederſchreiben. Dagegen ſollte Rechtsunwiſſenheit weniger
als in anderen Fällen ſchützen (o). Soldaten zwar waren
auch hier allgemein befreyt (p), Frauen aber nur unter
beſonderen entſchuldigenden Umſtänden (q).

Wer eine Frau innerhalb des Trauerjahres heurathet,
wird infam; dagegen ſchützt nur die Unwiſſenheit über die
Thatſache, nicht der Rechtsirrthum (r).

Der Freygelaſſene, der ſich eine in jus vocatio gegen
den Patron erlaubt, wird beſtraft. Dagegen ſchützt ſelbſt
gänzliche Unbildung nicht, weil ſchon das natürliche Ge-
fühl der Ehrfurcht ihn zurückhalten mußte (s).


(m) L. 9 § 5 de minor. (4. 4.)
Der Vorbehalt des Dolus iſt ei-
gentlich keine Ausnahme, da durch
den erwieſenen Dolus die behaup-
tete Rechtsunwiſſenheit von ſelbſt
widerlegt iſt.
(n) L. 2 § 1 si quis in jus.
voc.
(2. 5.).
(o) L. 15 pr. ad L. Corn.
de falsis
(48. 10.).
(p) L 5 C. de his qui sibi
adscrib.
(9. 23.).
Näm lich befreyt
von der Strafe, nicht von der
Ungültigkeit des Legats.
(q) L. 15 § 5 ad L. Corn.
de falsis
(48. 10.).
(r) L. 1 L. 11 § 4 de his qui
not.
(3. 2.).
In dieſen Stellen
iſt blos von dem Mann die Rede,
Die Frau ſelbſt aber hatte gewiß
auch keine Strafloſigkeit, weil die-
ſes Verbot nichts weniger als po-
ſitiv war, und gerade den Frauen
vorzugsweiſe einleuchten mußte.
(s) L. 2 C. de in jus voc.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0406" n="394"/><fw place="top" type="header">Beylage <hi rendition="#aq">VIII.</hi></fw><lb/>
von der Strafe ausgenommen, wenn ihm nicht Dolus be-<lb/>
&#x017F;onders nachgewie&#x017F;en werden kann <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 9 § 5 <hi rendition="#i">de minor.</hi> (4. 4.)</hi><lb/>
Der Vorbehalt des Dolus i&#x017F;t ei-<lb/>
gentlich keine Ausnahme, da durch<lb/>
den erwie&#x017F;enen Dolus die behaup-<lb/>
tete Rechtsunwi&#x017F;&#x017F;enheit von &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
widerlegt i&#x017F;t.</note>.</p><lb/>
          <p>Wer einer <hi rendition="#aq">in jus vocatio</hi> nicht Folge lei&#x017F;tet, wird zu<lb/>
einer willkührlichen Geld&#x017F;trafe verurtheilt, wovon jedoch<lb/>
gänzliche Unbildung befreyt <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 § 1 <hi rendition="#i">si quis in jus.<lb/>
voc.</hi> (2. 5.).</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Der Schreiber, dem ein Te&#x017F;tament dictirt wird, &#x017F;oll<lb/>
bey &#x017F;chwerer Strafe kein ihm &#x017F;elb&#x017F;t angewie&#x017F;enes Legat<lb/>
nieder&#x017F;chreiben. Dagegen &#x017F;ollte Rechtsunwi&#x017F;&#x017F;enheit weniger<lb/>
als in anderen Fällen &#x017F;chützen <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 15 <hi rendition="#i">pr. ad L. Corn.<lb/>
de falsis</hi> (48. 10.).</hi></note>. Soldaten zwar waren<lb/>
auch hier allgemein befreyt <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L</hi> 5 <hi rendition="#i">C. de his qui sibi<lb/>
adscrib.</hi> (9. 23.).</hi> Näm lich befreyt<lb/>
von der Strafe, nicht von der<lb/>
Ungültigkeit des Legats.</note>, Frauen aber nur unter<lb/>
be&#x017F;onderen ent&#x017F;chuldigenden Um&#x017F;tänden <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 15 § 5 <hi rendition="#i">ad L. Corn.<lb/>
de falsis</hi> (48. 10.).</hi></note>.</p><lb/>
          <p>Wer eine Frau innerhalb des Trauerjahres heurathet,<lb/>
wird infam; dagegen &#x017F;chützt nur die Unwi&#x017F;&#x017F;enheit über die<lb/>
That&#x017F;ache, nicht der Rechtsirrthum <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 1 <hi rendition="#i">L.</hi> 11 § 4 <hi rendition="#i">de his qui<lb/>
not.</hi> (3. 2.).</hi> In die&#x017F;en Stellen<lb/>
i&#x017F;t blos von dem Mann die Rede,<lb/>
Die Frau &#x017F;elb&#x017F;t aber hatte gewiß<lb/>
auch keine Straflo&#x017F;igkeit, weil die-<lb/>
&#x017F;es Verbot nichts weniger als po-<lb/>
&#x017F;itiv war, und gerade den Frauen<lb/>
vorzugswei&#x017F;e einleuchten mußte.</note>.</p><lb/>
          <p>Der Freygela&#x017F;&#x017F;ene, der &#x017F;ich eine <hi rendition="#aq">in jus vocatio</hi> gegen<lb/>
den Patron erlaubt, wird be&#x017F;traft. Dagegen &#x017F;chützt &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
gänzliche Unbildung nicht, weil &#x017F;chon das natürliche Ge-<lb/>
fühl der Ehrfurcht ihn zurückhalten mußte <note xml:id="seg2pn_69_1" next="#seg2pn_69_2" place="foot" n="(s)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">L.</hi> 2 <hi rendition="#i">C. de in jus voc.</hi></hi></note>.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[394/0406] Beylage VIII. von der Strafe ausgenommen, wenn ihm nicht Dolus be- ſonders nachgewieſen werden kann (m). Wer einer in jus vocatio nicht Folge leiſtet, wird zu einer willkührlichen Geldſtrafe verurtheilt, wovon jedoch gänzliche Unbildung befreyt (n). Der Schreiber, dem ein Teſtament dictirt wird, ſoll bey ſchwerer Strafe kein ihm ſelbſt angewieſenes Legat niederſchreiben. Dagegen ſollte Rechtsunwiſſenheit weniger als in anderen Fällen ſchützen (o). Soldaten zwar waren auch hier allgemein befreyt (p), Frauen aber nur unter beſonderen entſchuldigenden Umſtänden (q). Wer eine Frau innerhalb des Trauerjahres heurathet, wird infam; dagegen ſchützt nur die Unwiſſenheit über die Thatſache, nicht der Rechtsirrthum (r). Der Freygelaſſene, der ſich eine in jus vocatio gegen den Patron erlaubt, wird beſtraft. Dagegen ſchützt ſelbſt gänzliche Unbildung nicht, weil ſchon das natürliche Ge- fühl der Ehrfurcht ihn zurückhalten mußte (s). (m) L. 9 § 5 de minor. (4. 4.) Der Vorbehalt des Dolus iſt ei- gentlich keine Ausnahme, da durch den erwieſenen Dolus die behaup- tete Rechtsunwiſſenheit von ſelbſt widerlegt iſt. (n) L. 2 § 1 si quis in jus. voc. (2. 5.). (o) L. 15 pr. ad L. Corn. de falsis (48. 10.). (p) L 5 C. de his qui sibi adscrib. (9. 23.). Näm lich befreyt von der Strafe, nicht von der Ungültigkeit des Legats. (q) L. 15 § 5 ad L. Corn. de falsis (48. 10.). (r) L. 1 L. 11 § 4 de his qui not. (3. 2.). In dieſen Stellen iſt blos von dem Mann die Rede, Die Frau ſelbſt aber hatte gewiß auch keine Strafloſigkeit, weil die- ſes Verbot nichts weniger als po- ſitiv war, und gerade den Frauen vorzugsweiſe einleuchten mußte. (s) L. 2 C. de in jus voc.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/406
Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 3. Berlin, 1840, S. 394. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system03_1840/406>, abgerufen am 25.04.2024.