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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Beylage XIV.
unten gezeigt werden, daß derselbe Ausdruck bey der Sti-
pulation eine andere Bedeutung hat.

Diese Art der Condiction von allen anderen durch
einen eigenthümlichen Kunstausdruck zu unterscheiden, wur-
den die Römer durch mehrere Gründe bestimmt. Ein
historischer Grund lag in dem unmittelbaren Zusammen-
hang derselben mit der alten condictio ex L. Silia (Num.
XXII.); ein praktischer in der wichtigen, nur hier gelten-
den, sponsio tertiae partis (Num. XXXII.); ein formeller
Grund endlich lag darin, daß hier allein nicht nur die
Intentio, sondern auch die Condemnatio, völlig bestimmt,
also von jeder freyen Beurtheilung völlig unabhän-
gig war.

XXXVIII.

Der Name Certi condictio ist mit der eben erklärten
Benennung völlig gleichbedeutend, also gleichfalls bey der
Klage auf baares Geld ausschließend anwendbar, so daß
auch hier certum so viel heißt als certa pecunia.

Dieses folgt schon aus den Worten; denn certum pe-
tere
sagt Dasselbe wie certum condicere, und certum
condicere
kann unmöglich eine andere Bedeutung haben
als certi condictio.

Es wird aber auch die Identität beider Ausdrücke un-
mittelbar in folgender Stelle des Ulpian bezeugt:

L. 9 pr. de R. C. (12. 1.).
Certi condictio competit ex omni causa, ex omni

Beylage XIV.
unten gezeigt werden, daß derſelbe Ausdruck bey der Sti-
pulation eine andere Bedeutung hat.

Dieſe Art der Condiction von allen anderen durch
einen eigenthümlichen Kunſtausdruck zu unterſcheiden, wur-
den die Römer durch mehrere Gründe beſtimmt. Ein
hiſtoriſcher Grund lag in dem unmittelbaren Zuſammen-
hang derſelben mit der alten condictio ex L. Silia (Num.
XXII.); ein praktiſcher in der wichtigen, nur hier gelten-
den, sponsio tertiae partis (Num. XXXII.); ein formeller
Grund endlich lag darin, daß hier allein nicht nur die
Intentio, ſondern auch die Condemnatio, völlig beſtimmt,
alſo von jeder freyen Beurtheilung völlig unabhän-
gig war.

XXXVIII.

Der Name Certi condictio iſt mit der eben erklärten
Benennung völlig gleichbedeutend, alſo gleichfalls bey der
Klage auf baares Geld ausſchließend anwendbar, ſo daß
auch hier certum ſo viel heißt als certa pecunia.

Dieſes folgt ſchon aus den Worten; denn certum pe-
tere
ſagt Daſſelbe wie certum condicere, und certum
condicere
kann unmöglich eine andere Bedeutung haben
als certi condictio.

Es wird aber auch die Identität beider Ausdrücke un-
mittelbar in folgender Stelle des Ulpian bezeugt:

L. 9 pr. de R. C. (12. 1.).
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[624/0638] Beylage XIV. unten gezeigt werden, daß derſelbe Ausdruck bey der Sti- pulation eine andere Bedeutung hat. Dieſe Art der Condiction von allen anderen durch einen eigenthümlichen Kunſtausdruck zu unterſcheiden, wur- den die Römer durch mehrere Gründe beſtimmt. Ein hiſtoriſcher Grund lag in dem unmittelbaren Zuſammen- hang derſelben mit der alten condictio ex L. Silia (Num. XXII.); ein praktiſcher in der wichtigen, nur hier gelten- den, sponsio tertiae partis (Num. XXXII.); ein formeller Grund endlich lag darin, daß hier allein nicht nur die Intentio, ſondern auch die Condemnatio, völlig beſtimmt, alſo von jeder freyen Beurtheilung völlig unabhän- gig war. XXXVIII. Der Name Certi condictio iſt mit der eben erklärten Benennung völlig gleichbedeutend, alſo gleichfalls bey der Klage auf baares Geld ausſchließend anwendbar, ſo daß auch hier certum ſo viel heißt als certa pecunia. Dieſes folgt ſchon aus den Worten; denn certum pe- tere ſagt Daſſelbe wie certum condicere, und certum condicere kann unmöglich eine andere Bedeutung haben als certi condictio. Es wird aber auch die Identität beider Ausdrücke un- mittelbar in folgender Stelle des Ulpian bezeugt: L. 9 pr. de R. C. (12. 1.). Certi condictio competit ex omni causa, ex omni

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 624. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/638>, abgerufen am 25.04.2024.