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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Beylage XII.
Interesse gerichtet war, sondern auf eine Geldstrafe, die
dem Geldwerth des Prozeßgegenstandes gleich kam. Die-
ser Gegensatz wurde so ausgedrückt: die Klage gehe nicht
auf das Interesse, sondern auf quanti res est (a). Auch
dieser Sprachgebrauch ist von dem sonst gewöhnlichen
verschieden, jedoch ist er demselben nicht so direct entge-
gengesetzt, wie es auf den ersten Blick wohl scheinen
möchte. Denn das, was hier, als verschieden vom In-
teresse, durch quanti res est bezeichnet wird, ist nicht,
wie in den oben zusammengestellten Fällen, der Sachwerth,
sondern der Streitgegenstand, so daß also hier und dort
Gegensätze von ganz verschiedener Art auszudrücken waren.

XII.

Die actio vi bonorum raptorum geht auf den vier-
fachen Werth der geraubten Sache mit Einschluß des Sim-
plum, also auf den dreyfachen Werth als reine Strafe.
Die Behandlung ist aber hier eine ganz andere, als die
welche oben für die furti actio nachgewiesen worden ist
(Num. V--VII.); denn das Simplum ist nicht, wie bey
der furti actio, das Interesse des Beraubten, sondern viel-
mehr der reine Sachwerth (a). Wir kennen den Grund

(a) L. 1 § 4 si quis jus dic.
(2. 3.). "Hoc judicium non ad
id quod interest, sed quanti
ea res est, concluditur." -- L. 5
§ 1 ne quis eum (2. 7.) "quo
non id continetur, quod in ve-
ritate est, sed quanti ea res
est ab actore aestimata, de
qua controversia est."
(a) L. 2 § 13 vi bon. rapt.
(47. 8.). "In hac actione intra
annum utilem verum pretium
rei quadruplatur, non etiam
quod interest."

Beylage XII.
Intereſſe gerichtet war, ſondern auf eine Geldſtrafe, die
dem Geldwerth des Prozeßgegenſtandes gleich kam. Die-
ſer Gegenſatz wurde ſo ausgedrückt: die Klage gehe nicht
auf das Intereſſe, ſondern auf quanti res est (a). Auch
dieſer Sprachgebrauch iſt von dem ſonſt gewöhnlichen
verſchieden, jedoch iſt er demſelben nicht ſo direct entge-
gengeſetzt, wie es auf den erſten Blick wohl ſcheinen
möchte. Denn das, was hier, als verſchieden vom In-
tereſſe, durch quanti res est bezeichnet wird, iſt nicht,
wie in den oben zuſammengeſtellten Fällen, der Sachwerth,
ſondern der Streitgegenſtand, ſo daß alſo hier und dort
Gegenſätze von ganz verſchiedener Art auszudrücken waren.

XII.

Die actio vi bonorum raptorum geht auf den vier-
fachen Werth der geraubten Sache mit Einſchluß des Sim-
plum, alſo auf den dreyfachen Werth als reine Strafe.
Die Behandlung iſt aber hier eine ganz andere, als die
welche oben für die furti actio nachgewieſen worden iſt
(Num. V—VII.); denn das Simplum iſt nicht, wie bey
der furti actio, das Intereſſe des Beraubten, ſondern viel-
mehr der reine Sachwerth (a). Wir kennen den Grund

(a) L. 1 § 4 si quis jus dic.
(2. 3.). „Hoc judicium non ad
id quod interest, sed quanti
ea res est, concluditur.” — L. 5
§ 1 ne quis eum (2. 7.) „quo
non id continetur, quod in ve-
ritate est, sed quanti ea res
est ab actore aestimata, de
qua controversia est.”
(a) L. 2 § 13 vi bon. rapt.
(47. 8.). „In hac actione intra
annum utilem verum pretium
rei quadruplatur, non etiam
quod interest.”
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[456/0470] Beylage XII. Intereſſe gerichtet war, ſondern auf eine Geldſtrafe, die dem Geldwerth des Prozeßgegenſtandes gleich kam. Die- ſer Gegenſatz wurde ſo ausgedrückt: die Klage gehe nicht auf das Intereſſe, ſondern auf quanti res est (a). Auch dieſer Sprachgebrauch iſt von dem ſonſt gewöhnlichen verſchieden, jedoch iſt er demſelben nicht ſo direct entge- gengeſetzt, wie es auf den erſten Blick wohl ſcheinen möchte. Denn das, was hier, als verſchieden vom In- tereſſe, durch quanti res est bezeichnet wird, iſt nicht, wie in den oben zuſammengeſtellten Fällen, der Sachwerth, ſondern der Streitgegenſtand, ſo daß alſo hier und dort Gegenſätze von ganz verſchiedener Art auszudrücken waren. XII. Die actio vi bonorum raptorum geht auf den vier- fachen Werth der geraubten Sache mit Einſchluß des Sim- plum, alſo auf den dreyfachen Werth als reine Strafe. Die Behandlung iſt aber hier eine ganz andere, als die welche oben für die furti actio nachgewieſen worden iſt (Num. V—VII.); denn das Simplum iſt nicht, wie bey der furti actio, das Intereſſe des Beraubten, ſondern viel- mehr der reine Sachwerth (a). Wir kennen den Grund (a) L. 1 § 4 si quis jus dic. (2. 3.). „Hoc judicium non ad id quod interest, sed quanti ea res est, concluditur.” — L. 5 § 1 ne quis eum (2. 7.) „quo non id continetur, quod in ve- ritate est, sed quanti ea res est ab actore aestimata, de qua controversia est.” (a) L. 2 § 13 vi bon. rapt. (47. 8.). „In hac actione intra annum utilem verum pretium rei quadruplatur, non etiam quod interest.”

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 456. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/470>, abgerufen am 19.04.2024.