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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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Die Condictionen. XVI.
späterhin ist sie bestimmt anerkannt worden (a); es ist
aber nicht zu läugnen, daß dazu weniger dringender Grund
vorhanden ist, als bey der gestohlenen Sache, indem ein
Grundstück nicht zerstört, und auch der gegenwärtige Be-
sitzer leicht erforscht werden kann.

Andere Ausdehnungen der Condiction sind nur schein-
bar, indem die Fälle, worauf sie bezogen werden, schon
unter dem ursprünglichen Begriff derselben unmittelbar
enthalten sind.

So gilt zwar unzweifelhaft die Condiction im Fall des
gewaltsamen Raubes (b); aber Dieses ist nicht Ausdeh-
nung, da der Raub, eben so wie der heimliche Diebstahl,
ein wahres, eigentliches furtum ist (c).

Eben so gilt die Condiction bey der Entwendung unter
Ehegatten (d); aber auch diese Handlung ist ein wahres,
eigentliches furtum, dessen Folgen nur, aus Schonung des
ehelichen Verhältnisses, etwas gemildert werden sollen (e).


(a) Labeo war dagegen, Sa-
binus, Celsus, Ulpian dafür, und
ihre Meynung ist von Justinian
durch die Aufnahme folgender Stel-
len anerkannt. L. 25 § 1 de
furtis
(47. 2.), L. 2 de cond.
trit.
(13. 3.).
(b) L. 2 § 26 vi bon. rapt.
(47. 8.), L. 1 § 1 de cond. trit.

(13. 3.).
(c) L 1, L. 2 § 10. 26 vi bon.
rapt.
(47. 8.).
(d) L. 17 § 2 rer. amot. (25. 2.).
Nur darüber kann man zweifelhaft
seyn, ob die actio rerum amo-
tarum
selbst eine condictio ist
(L. 26 eod..), oder ob neben ihr
die davon verschiedene condictio
furtiva
gilt (L. 21 § 5 eod.).
Doch ist es nicht schlechthin nöthig,
zwischen diesen Stellen einen Wider-
spruch anzunehmen. Das allge-
meine Princip der condictio sine
causa
paßt hier, wie bei jedem
anderen Diebstahl (Num. XV.).
(e) L. 1 L. 29 rer. amot.
(25. 2.).

Die Condictionen. XVI.
ſpäterhin iſt ſie beſtimmt anerkannt worden (a); es iſt
aber nicht zu läugnen, daß dazu weniger dringender Grund
vorhanden iſt, als bey der geſtohlenen Sache, indem ein
Grundſtück nicht zerſtört, und auch der gegenwärtige Be-
ſitzer leicht erforſcht werden kann.

Andere Ausdehnungen der Condiction ſind nur ſchein-
bar, indem die Fälle, worauf ſie bezogen werden, ſchon
unter dem urſprünglichen Begriff derſelben unmittelbar
enthalten ſind.

So gilt zwar unzweifelhaft die Condiction im Fall des
gewaltſamen Raubes (b); aber Dieſes iſt nicht Ausdeh-
nung, da der Raub, eben ſo wie der heimliche Diebſtahl,
ein wahres, eigentliches furtum iſt (c).

Eben ſo gilt die Condiction bey der Entwendung unter
Ehegatten (d); aber auch dieſe Handlung iſt ein wahres,
eigentliches furtum, deſſen Folgen nur, aus Schonung des
ehelichen Verhältniſſes, etwas gemildert werden ſollen (e).


(a) Labeo war dagegen, Sa-
binus, Celſus, Ulpian dafür, und
ihre Meynung iſt von Juſtinian
durch die Aufnahme folgender Stel-
len anerkannt. L. 25 § 1 de
furtis
(47. 2.), L. 2 de cond.
trit.
(13. 3.).
(b) L. 2 § 26 vi bon. rapt.
(47. 8.), L. 1 § 1 de cond. trit.

(13. 3.).
(c) L 1, L. 2 § 10. 26 vi bon.
rapt.
(47. 8.).
(d) L. 17 § 2 rer. amot. (25. 2.).
Nur darüber kann man zweifelhaft
ſeyn, ob die actio rerum amo-
tarum
ſelbſt eine condictio iſt
(L. 26 eod..), oder ob neben ihr
die davon verſchiedene condictio
furtiva
gilt (L. 21 § 5 eod.).
Doch iſt es nicht ſchlechthin nöthig,
zwiſchen dieſen Stellen einen Wider-
ſpruch anzunehmen. Das allge-
meine Princip der condictio sine
causa
paßt hier, wie bei jedem
anderen Diebſtahl (Num. XV.).
(e) L. 1 L. 29 rer. amot.
(25. 2.).
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[555/0569] Die Condictionen. XVI. ſpäterhin iſt ſie beſtimmt anerkannt worden (a); es iſt aber nicht zu läugnen, daß dazu weniger dringender Grund vorhanden iſt, als bey der geſtohlenen Sache, indem ein Grundſtück nicht zerſtört, und auch der gegenwärtige Be- ſitzer leicht erforſcht werden kann. Andere Ausdehnungen der Condiction ſind nur ſchein- bar, indem die Fälle, worauf ſie bezogen werden, ſchon unter dem urſprünglichen Begriff derſelben unmittelbar enthalten ſind. So gilt zwar unzweifelhaft die Condiction im Fall des gewaltſamen Raubes (b); aber Dieſes iſt nicht Ausdeh- nung, da der Raub, eben ſo wie der heimliche Diebſtahl, ein wahres, eigentliches furtum iſt (c). Eben ſo gilt die Condiction bey der Entwendung unter Ehegatten (d); aber auch dieſe Handlung iſt ein wahres, eigentliches furtum, deſſen Folgen nur, aus Schonung des ehelichen Verhältniſſes, etwas gemildert werden ſollen (e). (a) Labeo war dagegen, Sa- binus, Celſus, Ulpian dafür, und ihre Meynung iſt von Juſtinian durch die Aufnahme folgender Stel- len anerkannt. L. 25 § 1 de furtis (47. 2.), L. 2 de cond. trit. (13. 3.). (b) L. 2 § 26 vi bon. rapt. (47. 8.), L. 1 § 1 de cond. trit. (13. 3.). (c) L 1, L. 2 § 10. 26 vi bon. rapt. (47. 8.). (d) L. 17 § 2 rer. amot. (25. 2.). Nur darüber kann man zweifelhaft ſeyn, ob die actio rerum amo- tarum ſelbſt eine condictio iſt (L. 26 eod..), oder ob neben ihr die davon verſchiedene condictio furtiva gilt (L. 21 § 5 eod.). Doch iſt es nicht ſchlechthin nöthig, zwiſchen dieſen Stellen einen Wider- ſpruch anzunehmen. Das allge- meine Princip der condictio sine causa paßt hier, wie bei jedem anderen Diebſtahl (Num. XV.). (e) L. 1 L. 29 rer. amot. (25. 2.).

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/569>, abgerufen am 25.04.2024.