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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Weltalls und der Schöpfung, bildeten einen Hauptschmuck der phönicischen Tempel und ihnen war ohne Zweifel der Schmuck, der Vorhang, sowie die Kleidung des Hohepriesters des salomonischen Tempels zunächst nachgebildet. Die Symbolik der Alten war in dieser Hinsicht allumfassend bis herab zu dem Materiale, aus welchem der Tempel und seine einzelnen Theile erbauet und hergestellt waren. Dabei sind zugleich die heiligen Zahlen 3, 5, 7 und 12 von dem bestimmendsten und durchgreifendsten Einflusse gewesen. Das Nähere in dieser Beziehung der Abhandlung über den salomonischen Tempel vorbehaltend, möge nur beispielsweise vorläufig hier angeführt werden, dass die im jüdischen Tempeldienste beim Gesange der Psalmen gebräuchliche Zither zehn und die dreieckig gestaltete Harfe zwölf Saiten hatte, das Letztere offenbar in Beziehung auf die zwölf Monate des Jahres oder zwölf Abtheilungen und Bilder des Thierkreises, wie darauf auch das Brustschild des Hohepriesters mit den zwölf Steinen und den Namen der zwölf Stämme, die zwölf Schaubrode und die zwölf Löwen des ehernen Meeres sich bezogen. Der siebenarmige Leuchter, wovon sich z. B. bei Semper, der Stil I. S. 404, eine Abbildung befindet, wies dagegen auf die sieben Tage der Woche und die sieben Planeten, auf die pythagoreische Harmonie der Sphären hin, wie das Halsband [fremdsprachliches Material] der phönicischen Harmonia, und die siebensaitige Lyra und die siebenlöcherische Flöte des griechischen Apollo. Auch dem Jehovah selbst werden in den alttestamentalischen Schriften zufolge Furtwängler, die Idee des Todes, S. 56, Anm. 6, sieben Augen beigelegt. Der symbolische Sinn und das symbolische Gefühl des Alterthums ist den Maurern grüsstentheils verloren gegangen und nur deshalb erscheinen mitunter die nicht genug verstandenen Formen entweder als todt oder gleichgültig, während es nur von Denen, welche die Formen gebrauchen, abhängt, sie zu verstehen und zu vergeistigen. In gewissem Sinne ist die Handwerksmaurerei im J. 1717 nicht abgeschafft, sondern zuerst eingeführt worden.





Weltalls und der Schöpfung, bildeten einen Hauptschmuck der phönicischen Tempel und ihnen war ohne Zweifel der Schmuck, der Vorhang, sowie die Kleidung des Hohepriesters des salomonischen Tempels zunächst nachgebildet. Die Symbolik der Alten war in dieser Hinsicht allumfassend bis herab zu dem Materiale, aus welchem der Tempel und seine einzelnen Theile erbauet und hergestellt waren. Dabei sind zugleich die heiligen Zahlen 3, 5, 7 und 12 von dem bestimmendsten und durchgreifendsten Einflusse gewesen. Das Nähere in dieser Beziehung der Abhandlung über den salomonischen Tempel vorbehaltend, möge nur beispielsweise vorläufig hier angeführt werden, dass die im jüdischen Tempeldienste beim Gesange der Psalmen gebräuchliche Zither zehn und die dreieckig gestaltete Harfe zwölf Saiten hatte, das Letztere offenbar in Beziehung auf die zwölf Monate des Jahres oder zwölf Abtheilungen und Bilder des Thierkreises, wie darauf auch das Brustschild des Hohepriesters mit den zwölf Steinen und den Namen der zwölf Stämme, die zwölf Schaubrode und die zwölf Löwen des ehernen Meeres sich bezogen. Der siebenarmige Leuchter, wovon sich z. B. bei Semper, der Stil I. S. 404, eine Abbildung befindet, wies dagegen auf die sieben Tage der Woche und die sieben Planeten, auf die pythagoreische Harmonie der Sphären hin, wie das Halsband [fremdsprachliches Material] der phönicischen Harmonia, und die siebensaitige Lyra und die siebenlöcherische Flöte des griechischen Apollo. Auch dem Jehovah selbst werden in den alttestamentalischen Schriften zufolge Furtwängler, die Idee des Todes, S. 56, Anm. 6, sieben Augen beigelegt. Der symbolische Sinn und das symbolische Gefühl des Alterthums ist den Maurern grüsstentheils verloren gegangen und nur deshalb erscheinen mitunter die nicht genug verstandenen Formen entweder als todt oder gleichgültig, während es nur von Denen, welche die Formen gebrauchen, abhängt, sie zu verstehen und zu vergeistigen. In gewissem Sinne ist die Handwerksmaurerei im J. 1717 nicht abgeschafft, sondern zuerst eingeführt worden.





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[169/0185] Weltalls und der Schöpfung, bildeten einen Hauptschmuck der phönicischen Tempel und ihnen war ohne Zweifel der Schmuck, der Vorhang, sowie die Kleidung des Hohepriesters des salomonischen Tempels zunächst nachgebildet. Die Symbolik der Alten war in dieser Hinsicht allumfassend bis herab zu dem Materiale, aus welchem der Tempel und seine einzelnen Theile erbauet und hergestellt waren. Dabei sind zugleich die heiligen Zahlen 3, 5, 7 und 12 von dem bestimmendsten und durchgreifendsten Einflusse gewesen. Das Nähere in dieser Beziehung der Abhandlung über den salomonischen Tempel vorbehaltend, möge nur beispielsweise vorläufig hier angeführt werden, dass die im jüdischen Tempeldienste beim Gesange der Psalmen gebräuchliche Zither zehn und die dreieckig gestaltete Harfe zwölf Saiten hatte, das Letztere offenbar in Beziehung auf die zwölf Monate des Jahres oder zwölf Abtheilungen und Bilder des Thierkreises, wie darauf auch das Brustschild des Hohepriesters mit den zwölf Steinen und den Namen der zwölf Stämme, die zwölf Schaubrode und die zwölf Löwen des ehernen Meeres sich bezogen. Der siebenarmige Leuchter, wovon sich z. B. bei Semper, der Stil I. S. 404, eine Abbildung befindet, wies dagegen auf die sieben Tage der Woche und die sieben Planeten, auf die pythagoreische Harmonie der Sphären hin, wie das Halsband _ der phönicischen Harmonia, und die siebensaitige Lyra und die siebenlöcherische Flöte des griechischen Apollo. Auch dem Jehovah selbst werden in den alttestamentalischen Schriften zufolge Furtwängler, die Idee des Todes, S. 56, Anm. 6, sieben Augen beigelegt. Der symbolische Sinn und das symbolische Gefühl des Alterthums ist den Maurern grüsstentheils verloren gegangen und nur deshalb erscheinen mitunter die nicht genug verstandenen Formen entweder als todt oder gleichgültig, während es nur von Denen, welche die Formen gebrauchen, abhängt, sie zu verstehen und zu vergeistigen. In gewissem Sinne ist die Handwerksmaurerei im J. 1717 nicht abgeschafft, sondern zuerst eingeführt worden.

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/185>, abgerufen am 24.04.2024.