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Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861.

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Ihre Hand auf der Bibel ruhe?" dachte ich, ich glaube es, denn der Glaube ist die Ueberzeugung von Dem, was man nicht sieht und doch ist.1) Ich glaube an die nicht gesehene und doch vor mir gelegene Bibel, ich glaube an den unsichtbaren und doch in der ganzen Schöpfung geoffenbarten Gott der ewigen Liebe und Barmherzigkeit, der unwandelbaren Wahrheit und Weisheit, der unendlichen Nacht und Herrlichkeit. Wer diesen Glauben sich errungen, hat schon einen guten Theil des Weges zum Himmel zurückgelegt und die erste Sprosse der dreifachen Himmelsleiter erstiegen; denn Gott kann nur finden, wer an ihn glaubt, - zum Himmel wird nur verlangen, wer dort den lieben Vater gelassen, - das himmlische Licht wird nur erstreben, wer die irdische Finsterniss erkannt hat. Mein erstes Hoch gilt dem Glauben an den Einzigen und grossen Vater des Himmels und der Menschen!

II.

Man kann nicht an Gott glauben, ohne zu hoffen, dereinst wieder mit Gott vereinigt und des himmlischen Reiches als ein Unsterblicher theilhaftig zu werden. Ich hoffe, dass sich erfüllen werde, was Gott, was das gläubige Herz mir verheissen hat. Die gläubige Hoffnung überwindet alle Hindernisse und bald liegt mehr als der halbe Weg zum Himmel hinter ihr. Friede, Hoffnung, Freude beseelt den glaubenden Maurer, und weil ihm der grosse Wurf gelungen, vieler Freunde Freund zu sein, umschlingt er dankbar weinend die Millionen und küsst die ganze Welt. Freude heisst die starke Feder,
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der grossen Welterruhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen
Die des Sehers Rohr nicht kennt.

1) Nach Mahommed spricht Gott: "Erde und Himmel fassen mich nicht, aber es fasst mich das Herz meines Gläubigen" (Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, S. 52).

Ihre Hand auf der Bibel ruhe?“ dachte ich, ich glaube es, denn der Glaube ist die Ueberzeugung von Dem, was man nicht sieht und doch ist.1) Ich glaube an die nicht gesehene und doch vor mir gelegene Bibel, ich glaube an den unsichtbaren und doch in der ganzen Schöpfung geoffenbarten Gott der ewigen Liebe und Barmherzigkeit, der unwandelbaren Wahrheit und Weisheit, der unendlichen Nacht und Herrlichkeit. Wer diesen Glauben sich errungen, hat schon einen guten Theil des Weges zum Himmel zurückgelegt und die erste Sprosse der dreifachen Himmelsleiter erstiegen; denn Gott kann nur finden, wer an ihn glaubt, – zum Himmel wird nur verlangen, wer dort den lieben Vater gelassen, – das himmlische Licht wird nur erstreben, wer die irdische Finsterniss erkannt hat. Mein erstes Hoch gilt dem Glauben an den Einzigen und grossen Vater des Himmels und der Menschen!

II.

Man kann nicht an Gott glauben, ohne zu hoffen, dereinst wieder mit Gott vereinigt und des himmlischen Reiches als ein Unsterblicher theilhaftig zu werden. Ich hoffe, dass sich erfüllen werde, was Gott, was das gläubige Herz mir verheissen hat. Die gläubige Hoffnung überwindet alle Hindernisse und bald liegt mehr als der halbe Weg zum Himmel hinter ihr. Friede, Hoffnung, Freude beseelt den glaubenden Maurer, und weil ihm der grosse Wurf gelungen, vieler Freunde Freund zu sein, umschlingt er dankbar weinend die Millionen und küsst die ganze Welt. Freude heisst die starke Feder,
In der ewigen Natur.
Freude, Freude treibt die Räder
In der grossen Welterruhr.
Blumen lockt sie aus den Keimen,
Sonnen aus dem Firmament,
Sphären rollt sie in den Räumen
Die des Sehers Rohr nicht kennt.

1) Nach Mahommed spricht Gott: „Erde und Himmel fassen mich nicht, aber es fasst mich das Herz meines Gläubigen“ (Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, S. 52).
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 und Weisheit, der unendlichen Nacht und Herrlichkeit. Wer diesen Glauben sich errungen, hat schon
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 Hindernisse und bald liegt mehr als der halbe Weg zum Himmel hinter ihr. Friede, Hoffnung, Freude
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[659/0675] Ihre Hand auf der Bibel ruhe?“ dachte ich, ich glaube es, denn der Glaube ist die Ueberzeugung von Dem, was man nicht sieht und doch ist. 1) Ich glaube an die nicht gesehene und doch vor mir gelegene Bibel, ich glaube an den unsichtbaren und doch in der ganzen Schöpfung geoffenbarten Gott der ewigen Liebe und Barmherzigkeit, der unwandelbaren Wahrheit und Weisheit, der unendlichen Nacht und Herrlichkeit. Wer diesen Glauben sich errungen, hat schon einen guten Theil des Weges zum Himmel zurückgelegt und die erste Sprosse der dreifachen Himmelsleiter erstiegen; denn Gott kann nur finden, wer an ihn glaubt, – zum Himmel wird nur verlangen, wer dort den lieben Vater gelassen, – das himmlische Licht wird nur erstreben, wer die irdische Finsterniss erkannt hat. Mein erstes Hoch gilt dem Glauben an den Einzigen und grossen Vater des Himmels und der Menschen! II. Man kann nicht an Gott glauben, ohne zu hoffen, dereinst wieder mit Gott vereinigt und des himmlischen Reiches als ein Unsterblicher theilhaftig zu werden. Ich hoffe, dass sich erfüllen werde, was Gott, was das gläubige Herz mir verheissen hat. Die gläubige Hoffnung überwindet alle Hindernisse und bald liegt mehr als der halbe Weg zum Himmel hinter ihr. Friede, Hoffnung, Freude beseelt den glaubenden Maurer, und weil ihm der grosse Wurf gelungen, vieler Freunde Freund zu sein, umschlingt er dankbar weinend die Millionen und küsst die ganze Welt. Freude heisst die starke Feder, In der ewigen Natur. Freude, Freude treibt die Räder In der grossen Welterruhr. Blumen lockt sie aus den Keimen, Sonnen aus dem Firmament, Sphären rollt sie in den Räumen Die des Sehers Rohr nicht kennt. 1) Nach Mahommed spricht Gott: „Erde und Himmel fassen mich nicht, aber es fasst mich das Herz meines Gläubigen“ (Tholuk, Blüthensammlung aus der morgenländischen Mystik, S. 52).

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Zitationshilfe: Schauberg, Joseph: Vergleichendes Handbuch der Symbolik der Freimaurerei, Bd. 1. Schaffhausen, 1861, S. 659. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schauberg_freimaurerei01_1861/675>, abgerufen am 28.03.2024.