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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707.

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ligt/ daß derselbe dannzumahl sonderlich fliesse/ wann ein gewisser etlich 100.
Schuhe von des Hungerbachs Quelle ab- und höher ligender Weyer/ das
Mollwißle genant/ vorher von zusamenfliessendem Wasser angefüllet/ nach-
gehnds aber sich in die Erde versenket und abnimmet/ so das zuerachten/ daß die
eingesunkene Wasser in einer schwammichten/ zwüschen dem Weyer/ und des
Bachs Quell ligenden Erden sich so lang aufhalten/ und samlen/ bis dieselbe
ganz darmit angefüllet unten herfür truke; wie insonderheit die Wahrheit
dises Vernunfturtheils kan abgenommen werden auß der Histori von An.
1705. und darbey von obbelobten Hrn. D. G. mit Fleiß gemachten An-
merkungen. So bezeuget Plot. l. c. das in Engelland dannzumahl sonder-
bar theure Zeiten einbrechen/ wann langwährende starke Regen vorher gan-
gen. Und gewahren die Einwohnere des Dorffs Wangen/ das/ wann der
Hungerbach groß/ alle andere Quellen/ deren es daherum gar vil hat/ in dem
Pfarrhauß selbs/ und anderen Häuseren/ überlauffen. Ob aber diser Hun-
gerbach habe können ein Zeichen seyn des grossen Sterbens An. 1629. der
Aufruhr 1647. und 1652. des so genanten Winterkriegs An. 1655. oder
der Pestilenz/ so An. 1661. und 68. zu Uster/ und anderstwo grassiert.
(dann domahls der Bach auch sol stark überloffen seyn) überlasse ande-
ren/ so fernsichtiger sein/ als ich/ zu beurtheilen.

Von denen Metallen des Schweizerlands.

Jn dem bergichten Hungarn/ Sachsen/ Peru, gibt es Metallreiche Berg-
stätte/ dorthin müssen die Metallischen Theile durch die Wasser der Sünd-
flut/ wann je des gelehrten Woodwardi Grundlehr von zertrümmerung
und zermürsung der ersten von Gott erschaffenen Erden in dem Sündfluß
statt findet/ in grosser vile geführt/ und Kraft ihrer schwere in die Tieffenen
der Erden gesunken seyn/ allwo sie dann ganze Strata, Lagen/ und Aderen
von kostlichen Metallen formiert haben/ welche man nun bey so Metallgieri-
gen Zeiten mit unbeschreiblicher Arbeit hervor suchet/ und grabt. So/ möchte
auch einer gedenken/ ist auch unser Schweizerland in seinen mmern Eingeweiden
angefüllet von Gold/ Silber/ und andern Metallen/ das Eisen außgenommen;
Jch meines Ohrts vermuhte eher das Wiederspil/ und komt mir unser ober-
ste Gipfel von Europa vor also/ daß in der Sündflut dorthin müssen ge-
schwemmet/ und aufgehäuffet worden seyn sonderlich die jenigen lettichten
Theile/ welche hernach zu Felsen/ Stein/ und Marmor worden/ zwaren mit
dem Erläuterungs-Anhang/ daß nach sonderbarer Leitung des grundgüti-
gen Gottes die oberste/ als leichteste Lage/ formiert worden auß einer lufti-
gen/ fruchtbaren Garten-Erde/ welches schwarze Kleid bald nach dem Sünd-

fluß

ligt/ daß derſelbe dannzumahl ſonderlich flieſſe/ wann ein gewiſſer etlich 100.
Schuhe von des Hungerbachs Quelle ab- und hoͤher ligender Weyer/ das
Mollwißle genant/ vorher von zuſamenflieſſendem Waſſer angefuͤllet/ nach-
gehnds aber ſich in die Erde verſenket und abnim̃et/ ſo das zuerachten/ daß die
eingeſunkene Waſſer in einer ſchwammichten/ zwuͤſchen dem Weyer/ und des
Bachs Quell ligenden Erden ſich ſo lang aufhalten/ und ſamlen/ bis dieſelbe
ganz darmit angefuͤllet unten herfuͤr truke; wie inſonderheit die Wahrheit
diſes Vernunfturtheils kan abgenommen werden auß der Hiſtori von An.
1705. und darbey von obbelobten Hrn. D. G. mit Fleiß gemachten An-
merkungen. So bezeuget Plot. l. c. das in Engelland dannzumahl ſonder-
bar theure Zeiten einbrechen/ wann langwaͤhrende ſtarke Regen vorher gan-
gen. Und gewahren die Einwohnere des Dorffs Wangen/ das/ wann deꝛ
Hungerbach groß/ alle andere Quellen/ deren es daherum gar vil hat/ in dem
Pfarꝛhauß ſelbs/ und anderen Haͤuſeren/ uͤberlauffen. Ob aber diſer Hun-
gerbach habe koͤnnen ein Zeichen ſeyn des groſſen Sterbens An. 1629. der
Aufruhr 1647. und 1652. des ſo genanten Winterkriegs An. 1655. oder
der Peſtilenz/ ſo An. 1661. und 68. zu Uſter/ und anderſtwo graſſiert.
(dann domahls der Bach auch ſol ſtark uͤberloffen ſeyn) uͤberlaſſe ande-
ren/ ſo fernſichtiger ſein/ als ich/ zu beurtheilen.

Von denen Metallen des Schweizerlands.

Jn dem bergichten Hungarn/ Sachſen/ Peru, gibt es Metallreiche Berg-
ſtaͤtte/ dorthin muͤſſen die Metalliſchen Theile durch die Waſſer der Suͤnd-
flut/ wann je des gelehrten Woodwardi Grundlehr von zertrümmerung
und zermuͤrſung der erſten von Gott erſchaffenen Erden in dem Suͤndfluß
ſtatt findet/ in groſſer vile gefuͤhrt/ und Kraft ihrer ſchwere in die Tieffenen
der Erden geſunken ſeyn/ allwo ſie dann ganze Strata, Lagen/ und Aderen
von koſtlichen Metallen formiert haben/ welche man nun bey ſo Metallgieri-
gen Zeiten mit unbeſchreiblicher Arbeit hervor ſuchet/ und grabt. So/ moͤchte
auch einer gedenken/ iſt auch unſer Schweizerland in ſeinen m̃ern Eingeweiden
angefuͤllet von Gold/ Silber/ und andern Metallen/ das Eiſen außgenom̃en;
Jch meines Ohrts vermuhte eher das Wiederſpil/ und komt mir unſer ober-
ſte Gipfel von Europa vor alſo/ daß in der Suͤndflut dorthin muͤſſen ge-
ſchwemmet/ und aufgehaͤuffet worden ſeyn ſonderlich die jenigen lettichten
Theile/ welche hernach zu Felſen/ Stein/ und Marmor worden/ zwaren mit
dem Erlaͤuterungs-Anhang/ daß nach ſonderbarer Leitung des grundguͤti-
gen Gottes die oberſte/ als leichteſte Lage/ formiert worden auß einer lufti-
gen/ fruchtbaren Garten-Erde/ welches ſchwarze Kleid bald nach dem Suͤnd-

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[14/0021] ligt/ daß derſelbe dannzumahl ſonderlich flieſſe/ wann ein gewiſſer etlich 100. Schuhe von des Hungerbachs Quelle ab- und hoͤher ligender Weyer/ das Mollwißle genant/ vorher von zuſamenflieſſendem Waſſer angefuͤllet/ nach- gehnds aber ſich in die Erde verſenket und abnim̃et/ ſo das zuerachten/ daß die eingeſunkene Waſſer in einer ſchwammichten/ zwuͤſchen dem Weyer/ und des Bachs Quell ligenden Erden ſich ſo lang aufhalten/ und ſamlen/ bis dieſelbe ganz darmit angefuͤllet unten herfuͤr truke; wie inſonderheit die Wahrheit diſes Vernunfturtheils kan abgenommen werden auß der Hiſtori von An. 1705. und darbey von obbelobten Hrn. D. G. mit Fleiß gemachten An- merkungen. So bezeuget Plot. l. c. das in Engelland dannzumahl ſonder- bar theure Zeiten einbrechen/ wann langwaͤhrende ſtarke Regen vorher gan- gen. Und gewahren die Einwohnere des Dorffs Wangen/ das/ wann deꝛ Hungerbach groß/ alle andere Quellen/ deren es daherum gar vil hat/ in dem Pfarꝛhauß ſelbs/ und anderen Haͤuſeren/ uͤberlauffen. Ob aber diſer Hun- gerbach habe koͤnnen ein Zeichen ſeyn des groſſen Sterbens An. 1629. der Aufruhr 1647. und 1652. des ſo genanten Winterkriegs An. 1655. oder der Peſtilenz/ ſo An. 1661. und 68. zu Uſter/ und anderſtwo graſſiert. (dann domahls der Bach auch ſol ſtark uͤberloffen ſeyn) uͤberlaſſe ande- ren/ ſo fernſichtiger ſein/ als ich/ zu beurtheilen. Von denen Metallen des Schweizerlands. Jn dem bergichten Hungarn/ Sachſen/ Peru, gibt es Metallreiche Berg- ſtaͤtte/ dorthin muͤſſen die Metalliſchen Theile durch die Waſſer der Suͤnd- flut/ wann je des gelehrten Woodwardi Grundlehr von zertrümmerung und zermuͤrſung der erſten von Gott erſchaffenen Erden in dem Suͤndfluß ſtatt findet/ in groſſer vile gefuͤhrt/ und Kraft ihrer ſchwere in die Tieffenen der Erden geſunken ſeyn/ allwo ſie dann ganze Strata, Lagen/ und Aderen von koſtlichen Metallen formiert haben/ welche man nun bey ſo Metallgieri- gen Zeiten mit unbeſchreiblicher Arbeit hervor ſuchet/ und grabt. So/ moͤchte auch einer gedenken/ iſt auch unſer Schweizerland in ſeinen m̃ern Eingeweiden angefuͤllet von Gold/ Silber/ und andern Metallen/ das Eiſen außgenom̃en; Jch meines Ohrts vermuhte eher das Wiederſpil/ und komt mir unſer ober- ſte Gipfel von Europa vor alſo/ daß in der Suͤndflut dorthin muͤſſen ge- ſchwemmet/ und aufgehaͤuffet worden ſeyn ſonderlich die jenigen lettichten Theile/ welche hernach zu Felſen/ Stein/ und Marmor worden/ zwaren mit dem Erlaͤuterungs-Anhang/ daß nach ſonderbarer Leitung des grundguͤti- gen Gottes die oberſte/ als leichteſte Lage/ formiert worden auß einer lufti- gen/ fruchtbaren Garten-Erde/ welches ſchwarze Kleid bald nach dem Suͤnd- fluß

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweizerlands. Bd. 2. Zürich, 1707, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten02_1706/21>, abgerufen am 25.04.2024.