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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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N. 3.)



Schweizerische
Berg-Reisen.


EHe man von Näfels weggehet/ kan man wol auch besehen das An.
1677. außgebaute Capuciner Kloster/ welches auf einer Höhe/ vor
Zeiten Burg-Stock/ hernach Mariaeburg genant/ also ange-
legt/ daß es im Fall der Noht als ein Veste kan gebraucht werden. Die
Einweihung der Capuciner Kirche ist geschehen den 5. Oct. 1679.

Folget das Dorff Nerstal/ welches vor deme gehört hat in den Fle-
ken/ nun aber sint wenig Jahren auch aufgerichtet eine eigene Kirche/ und
Römisch Eatholischer seits eine Capelle.

Von Netstall kommen wir auf Glarus/ Glaris/ Claris, Glaro-
na, Clarona, Glareana,
so der Haubtfleck/ einer Statt gleich/ des Lands Gla-
rus/ welches sint An. 1352. in den Eidgnössischen Bund getretten/ und in
der Ordnung den VIII. Eanton machet. Dise Landschaft ist schon unter
Diocletiano und Maximiano bewohnet gewesen/ weilen da sich nidergelassen
die H. Martyrer/ so von der Thebaischen Legion sollen überblieben seyn/
und ein Gedenkzeichen hinderlassen haben/ von welchem bald ein mehrers. Un-
der Clodoveo I. König in Frankreich ward sie beherrschet von zweyen Brü-
deren Urso, und Landolpho. welcher sie geschenket dem H. Fridolino, der an-
noch des Lands Patron, und in des Lands Wapen stehet. Von disem kam es
an das Kloster Seckingen/ deren Aeptissin zu 4. Jahren um persönlich nacher
Glarus kommen/ das Gericht mit 12. Landsleuhten zu besetzen. Aber under
Kayser Friderich dem I. wurde dem Kloster/ und dessen Landen ein Schirm-
vogt gegeben/ und nammentlich unter Friderico Barbarossa darzu verordnet
dessen Sohn, Ottho, Pfaltzgraf zu Burgund/ deme für seine Belohnung
alle Steur/ Fräfel/ und Gerichtszwang Glaris zugehörten. Der übrigen
Zinsen/ Gülten/ und Lehen halben bestelte die Aeptissin ihre Meyer auß Ade-
lichen Geschlechteren/ so zu gleich Regenten des Lands waren/ under denen
vornemlich zu zellen sein die Tschuden von Glarus/ welche die Meyerey
von Glarus lange Zeit inngehabt. Nach deme aber das Hauß Oesterreich
so wol die Kastvogthey/ als Meyerey zu Glarus mit List und Gewalt an sich
gezogen/ sein die Landleuhte also geträngt/ und an ihren alten Freyheiten an-
gefochten worden/ daß sie es in die harr nicht hetten ertragen mögen. Zu

ihrem
N. 3.)



Schweizeriſche
Berg-Reiſen.


EHe man von Naͤfels weggehet/ kan man wol auch beſehen das An.
1677. außgebaute Capuciner Kloſter/ welches auf einer Hoͤhe/ vor
Zeiten Burg-Stock/ hernach Mariæburg genant/ alſo ange-
legt/ daß es im Fall der Noht als ein Veſte kan gebraucht werden. Die
Einweihung der Capuciner Kirche iſt geſchehen den 5. Oct. 1679.

Folget das Dorff Nerſtal/ welches vor deme gehoͤrt hat in den Fle-
ken/ nun aber ſint wenig Jahren auch aufgerichtet eine eigene Kirche/ und
Roͤmiſch Eatholiſcher ſeits eine Capelle.

Von Netſtall kommen wir auf Glarus/ Glaris/ Claris, Glaro-
na, Clarona, Glareana,
ſo der Haubtfleck/ einer Statt gleich/ des Lands Gla-
rus/ welches ſint An. 1352. in den Eidgnoͤſſiſchen Bund getretten/ und in
der Ordnung den VIII. Eanton machet. Diſe Landſchaft iſt ſchon unter
Diocletiano und Maximiano bewohnet geweſen/ weilen da ſich nidergelaſſen
die H. Martyrer/ ſo von der Thebaiſchen Legion ſollen uͤberblieben ſeyn/
und ein Gedenkzeichen hinderlaſſen haben/ von welchem bald ein mehrers. Un-
der Clodoveo I. Koͤnig in Frankreich ward ſie beherꝛſchet von zweyen Bruͤ-
deren Urſo, und Landolpho. welcher ſie geſchenket dem H. Fridolino, der an-
noch des Lands Patron, und in des Lands Wapen ſtehet. Von diſem kam es
an das Kloſter Seckingen/ deren Aeptiſſin zu 4. Jahren um perſoͤnlich nacher
Glarus kommen/ das Gericht mit 12. Landsleuhten zu beſetzen. Aber under
Kayſer Friderich dem I. wurde dem Kloſter/ und deſſen Landen ein Schirm-
vogt gegeben/ und nammentlich unter Friderico Barbaroſſa darzu verordnet
deſſen Sohn, Ottho, Pfaltzgraf zu Burgund/ deme fuͤr ſeine Belohnung
alle Steur/ Fraͤfel/ und Gerichtszwang Glaris zugehoͤrten. Der uͤbrigen
Zinſen/ Gülten/ und Lehen halben beſtelte die Aeptiſſin ihre Meyer auß Ade-
lichen Geſchlechteren/ ſo zu gleich Regenten des Lands waren/ under denen
vornemlich zu zellen ſein die Tſchuden von Glarus/ welche die Meyerey
von Glarus lange Zeit inngehabt. Nach deme aber das Hauß Oeſterꝛeich
ſo wol die Kaſtvogthey/ als Meyerey zu Glarus mit Liſt und Gewalt an ſich
gezogen/ ſein die Landleuhte alſo getraͤngt/ und an ihren alten Freyheiten an-
gefochten worden/ daß ſie es in die harꝛ nicht hetten ertragen moͤgen. Zu

ihrem
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[(9)[9]/0016] N. 3.) (Den 19. Jan. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. EHe man von Naͤfels weggehet/ kan man wol auch beſehen das An. 1677. außgebaute Capuciner Kloſter/ welches auf einer Hoͤhe/ vor Zeiten Burg-Stock/ hernach Mariæburg genant/ alſo ange- legt/ daß es im Fall der Noht als ein Veſte kan gebraucht werden. Die Einweihung der Capuciner Kirche iſt geſchehen den 5. Oct. 1679. Folget das Dorff Nerſtal/ welches vor deme gehoͤrt hat in den Fle- ken/ nun aber ſint wenig Jahren auch aufgerichtet eine eigene Kirche/ und Roͤmiſch Eatholiſcher ſeits eine Capelle. Von Netſtall kommen wir auf Glarus/ Glaris/ Claris, Glaro- na, Clarona, Glareana, ſo der Haubtfleck/ einer Statt gleich/ des Lands Gla- rus/ welches ſint An. 1352. in den Eidgnoͤſſiſchen Bund getretten/ und in der Ordnung den VIII. Eanton machet. Diſe Landſchaft iſt ſchon unter Diocletiano und Maximiano bewohnet geweſen/ weilen da ſich nidergelaſſen die H. Martyrer/ ſo von der Thebaiſchen Legion ſollen uͤberblieben ſeyn/ und ein Gedenkzeichen hinderlaſſen haben/ von welchem bald ein mehrers. Un- der Clodoveo I. Koͤnig in Frankreich ward ſie beherꝛſchet von zweyen Bruͤ- deren Urſo, und Landolpho. welcher ſie geſchenket dem H. Fridolino, der an- noch des Lands Patron, und in des Lands Wapen ſtehet. Von diſem kam es an das Kloſter Seckingen/ deren Aeptiſſin zu 4. Jahren um perſoͤnlich nacher Glarus kommen/ das Gericht mit 12. Landsleuhten zu beſetzen. Aber under Kayſer Friderich dem I. wurde dem Kloſter/ und deſſen Landen ein Schirm- vogt gegeben/ und nammentlich unter Friderico Barbaroſſa darzu verordnet deſſen Sohn, Ottho, Pfaltzgraf zu Burgund/ deme fuͤr ſeine Belohnung alle Steur/ Fraͤfel/ und Gerichtszwang Glaris zugehoͤrten. Der uͤbrigen Zinſen/ Gülten/ und Lehen halben beſtelte die Aeptiſſin ihre Meyer auß Ade- lichen Geſchlechteren/ ſo zu gleich Regenten des Lands waren/ under denen vornemlich zu zellen ſein die Tſchuden von Glarus/ welche die Meyerey von Glarus lange Zeit inngehabt. Nach deme aber das Hauß Oeſterꝛeich ſo wol die Kaſtvogthey/ als Meyerey zu Glarus mit Liſt und Gewalt an ſich gezogen/ ſein die Landleuhte alſo getraͤngt/ und an ihren alten Freyheiten an- gefochten worden/ daß ſie es in die harꝛ nicht hetten ertragen moͤgen. Zu ihrem

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. (9)[9]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/16>, abgerufen am 23.04.2024.