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Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708.

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N. 25.)

Schweizerische
Berg-Reisen.


JCh fahre nun in meiner Flüß-Beschreibung fort zu dem

Rhein

Rhyn/ Rhenus, einem der vornemsten Flüssen Europae/ welchen Nicobulus-
und Nazianzenus 'engenea, edel und wolgebohren/ titulieren.

Von ihme schreiben Caesar, Ptolomeus, Strabo, daß er entspringe auf
dem Berg Adula bey den Lepontieren. Recht so. Diser

Berg Adula

bey Strabone Ad[fremdsprachliches Material - 1 Zeichen fehlt]las, Adouallas, Diadouellas, Lateinisch auch Adualla, Diaduella
Adyla, Adya
genant/ hat seinen Nahmen her von Adula, Vogler/ einem
der 20. Fürsten Ascenaz, wann Gulero zu glauben Raet. p. 5. Er begreift in
sensu latissimo, in weitestem Verstand/ alle hohen Alp-Gebirge/ welche von
Savoyen her bis in Dalmatien/ Crain/ und Sclavonien sich erstreken; in
einem engeren/ und besseren [Ver]stand aber in sensu latiori, die Rhetischen/
und Lepontischen Gebirge all[unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]/welche gleichwol noch 4. starke Tagreisen
weit gehen; in disem Verstand hat vom Adula geschriben Strabo, wann er
mit außtruklichen Worten die Quellen des Rheins/ und der Adda von dem
Berg Adula herleitet/ da gewiß/ daß der Adda Ursprung im Wormbser-
Joch/
Jugis Rhaeticis; Daher auch Strabonem eines Fehlers überzeugen
Tschudius Helv. Ant. und Simler Comm. de Alpib. p. 102. 103. Welche in dem
eigentlichsten Verstand/ sensu stricto, dem Adula zurechnen allein den Cri-
spalt/
da der Vordere; den Lukmannier/ da der Mittlere; und S.
Bernhardin,
da der hindere Rhein entspringet/ nach welcher Außlegung
von dem Adula eingeschlossen weren das Liviner-Galanker-Palen-
ser-Tavetscher-
und Masover Thal.

Es wird der Rhein seiner ersten Ursprüngen/ und Fortgangs halb ge-
meinlich abgetheilt in den Vorderen/ Mittleren/ und Hinderen.
Einiche lassen den Mittleren auß/ und gedenken allein der übrigen. Wann
wir der gemeinen in Pündten üblichen Sprach wollen nachgehen/ so finden
wir unzehlich vil Rhein/ gestalten diß Ohrts anzumerken erinnere/ daß in

der
N. 25.)

Schweizeriſche
Berg-Reiſen.


JCh fahre nun in meiner Flüß-Beſchreibung fort zu dem

Rhein

Rhyn/ Rhenus, einem der vornemſten Fluͤſſen Europæ/ welchen Nicobulus-
und Nazianzenus ᾽ενγενέα, edel und wolgebohren/ titulieren.

Von ihme ſchreiben Cæſar, Ptolomeus, Strabo, daß er entſpringe auf
dem Berg Adula bey den Lepontieren. Recht ſo. Diſer

Berg Adula

bey Strabone Ἀδ[fremdsprachliches Material – 1 Zeichen fehlt]λας, Ἀδουάλλας, Διαδουελλας, Lateiniſch auch Adualla, Diaduella
Adyla, Adya
genant/ hat ſeinen Nahmen her von Adula, Vogler/ einem
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ſenſu latiſſimo, in weiteſtem Verſtand/ alle hohen Alp-Gebirge/ welche von
Savoyen her bis in Dalmatien/ Crain/ und Sclavonien ſich erſtreken; in
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mit außtruklichen Worten die Quellen des Rheins/ und der Adda von dem
Berg Adula herleitet/ da gewiß/ daß der Adda Urſprung im Wormbſer-
Joch/
Jugis Rhæticis; Daher auch Strabonem eines Fehlers uͤberzeugen
Tſchudius Helv. Ant. und Simler Com̃. de Alpib. p. 102. 103. Welche in dem
eigentlichſten Verſtand/ ſenſu ſtricto, dem Adula zurechnen allein den Cri-
ſpalt/
da der Vordere; den Lukmannier/ da der Mittlere; und S.
Bernhardin,
da der hindere Rhein entſpringet/ nach welcher Außlegung
von dem Adula eingeſchloſſen weren das Liviner-Galanker-Palen-
ſer-Tavetſcher-
und Maſover Thal.

Es wird der Rhein ſeiner erſten Urſpruͤngen/ und Fortgangs halb ge-
meinlich abgetheilt in den Vorderen/ Mittleren/ und Hinderen.
Einiche laſſen den Mittleren auß/ und gedenken allein der uͤbrigen. Wañ
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[97/0125] N. 25.) (Den 22. Junii. 1707. Schweizeriſche Berg-Reiſen. JCh fahre nun in meiner Flüß-Beſchreibung fort zu dem Rhein Rhyn/ Rhenus, einem der vornemſten Fluͤſſen Europæ/ welchen Nicobulus- und Nazianzenus ᾽ενγενέα, edel und wolgebohren/ titulieren. Von ihme ſchreiben Cæſar, Ptolomeus, Strabo, daß er entſpringe auf dem Berg Adula bey den Lepontieren. Recht ſo. Diſer Berg Adula bey Strabone Ἀδ_λας, Ἀδουάλλας, Διαδουελλας, Lateiniſch auch Adualla, Diaduella Adyla, Adya genant/ hat ſeinen Nahmen her von Adula, Vogler/ einem der 20. Fuͤrſten Aſcenaz, wann Gulero zu glauben Ræt. p. 5. Er begreift in ſenſu latiſſimo, in weiteſtem Verſtand/ alle hohen Alp-Gebirge/ welche von Savoyen her bis in Dalmatien/ Crain/ und Sclavonien ſich erſtreken; in einem engeren/ und beſſeren Verſtand aber in ſenſu latiori, die Rhetiſchen/ und Lepontiſchen Gebirge all__/welche gleichwol noch 4. ſtarke Tagreiſen weit gehen; in diſem Verſtand hat vom Adula geſchriben Strabo, wann er mit außtruklichen Worten die Quellen des Rheins/ und der Adda von dem Berg Adula herleitet/ da gewiß/ daß der Adda Urſprung im Wormbſer- Joch/ Jugis Rhæticis; Daher auch Strabonem eines Fehlers uͤberzeugen Tſchudius Helv. Ant. und Simler Com̃. de Alpib. p. 102. 103. Welche in dem eigentlichſten Verſtand/ ſenſu ſtricto, dem Adula zurechnen allein den Cri- ſpalt/ da der Vordere; den Lukmannier/ da der Mittlere; und S. Bernhardin, da der hindere Rhein entſpringet/ nach welcher Außlegung von dem Adula eingeſchloſſen weren das Liviner-Galanker-Palen- ſer-Tavetſcher- und Maſover Thal. Es wird der Rhein ſeiner erſten Urſpruͤngen/ und Fortgangs halb ge- meinlich abgetheilt in den Vorderen/ Mittleren/ und Hinderen. Einiche laſſen den Mittleren auß/ und gedenken allein der uͤbrigen. Wañ wir der gemeinen in Puͤndten uͤblichen Sprach wollen nachgehen/ ſo finden wir unzehlich vil Rhein/ geſtalten diß Ohrts anzumerken erinnere/ daß in der

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Zitationshilfe: Scheuchzer, Johann Jacob: Beschreibung Der Natur-Geschichten Des Schweitzerlands. Bd. 3. Zürich, 1708, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheuchzer_naturgeschichten03_1708/125>, abgerufen am 29.03.2024.