Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schickard, Wilhelm: Grundtlicher Bericht von den zwo roten Neben-Sonnen. Straßburg, 1633.

Bild:
<< vorherige Seite

von einander zerstrewt. Nun ist es mit Regenbogen vnnd all
Emphaticis Meteoris, welche kein Cörperlich Wesen/ son-
der nur ein ScheinHandel sind/ also beschaffen/ wie mit eim
Spiegel/ darinn man sich nicht auff allen Seitten/ zu gleich
oder gantz schawen kan/ sondern ein gewissen Stand haben
muß. Wann das Bild realiter darinn angemahlt were/ wie
ein Figur auff dem Papir/ so sehe mans allenthalben gantz
gleich; Weil es aber nur ein Widerschein ist/ so sieht einer hie
ein Kopff/ dort ein Arm/ da ein Fuoß/ je nach dem er stehet.
Eben auch/ als wann die Sonn auff eine Pfütz oder Gassen-
Wässerlin scheinet/ vnd etliche Personen herumb stehn/ si-
het der ein den Glantz zur rechten Hand/ der ander zur Lincken/
der dritte gar nichts/ vnd weren thöricht/ wann sie einander
deßwegen wolten Lugen straffen. Also sind auch dise vnglei-
che Außsagen/ gar nicht widerwärtig/ sondern mögen alle zu
mahl sehr wol concilirt vnd zusammen gereimbt werden. Vnd
versteht der Opticus bald/ welcher müglich oder wahr sage.
Ja wann tausendt Menschen zu mahl schawen/ so sicht ein je-
der sein besondern Regenbogen/ oder sein aigne NebenSon-
nen/ vnd keiner deß andern. quot Oculi, tot Parelij. Dann
ja allzeit die Sonn/ der MittelPunct/ vnd das Aug/ in einer
geraden Lini stehen/ deßwegen es zum andern Aug auß der
Sonnen/ nothwendig ein ander Lini geben muß. Diß würdt
man durch folgende Außlegung besser verstehen. Verlangt
mich entzwischen zu vernemmen/ collationis gratia, ob/ vnd
welcher Gestalt es villeicht auch in Hessen/ oder an der Weser/
bey Hammel selbst/ sey gesehen worden.


2. Exposito Dogmatica.

JEtzt ists an dem/ daß wir auch die Natürliche Vrsachen
erzehlten Wunders erkundigen/ vnd forschen wie es mit
solchen Erscheinungen zu gehe. Das halten zwar die Juden
für ein Sünd/ vnnd verbieten die Rabbiner jhren Jüngern/
man soll dergleichen Geheimnussen nit fürwitzig nach grüb-

len;
B ii

von einander zerstrewt. Nun ist es mit Regenbogen vnnd all
Emphaticis Meteoris, welche kein Cörperlich Wesen/ son-
der nur ein ScheinHandel sind/ also beschaffen/ wie mit eim
Spiegel/ darinn man sich nicht auff allen Seitten/ zu gleich
oder gantz schawen kan/ sondern ein gewissen Stand haben
muß. Wann das Bild realiter darinn angemahlt were/ wie
ein Figur auff dem Papir/ so sehe mans allenthalben gantz
gleich; Weil es aber nur ein Widerschein ist/ so sieht einer hie
ein Kopff/ dort ein Arm/ da ein Fuoß/ je nach dem er stehet.
Eben auch/ als wann die Sonn auff eine Pfütz oder Gassen-
Wässerlin scheinet/ vnd etliche Personen herumb stehn/ si-
het der ein den Glantz zur rechten Hand/ der ander zur Lincken/
der dritte gar nichts/ vnd weren thöricht/ wann sie einander
deßwegen wolten Lugen straffen. Also sind auch dise vnglei-
che Außsagen/ gar nicht widerwärtig/ sondern mögen alle zu
mahl sehr wol concilirt vnd zusammen gereimbt werden. Vñ
versteht der Opticus bald/ welcher müglich oder wahr sage.
Ja wann tausendt Menschen zu mahl schawen/ so sicht ein je-
der sein besondern Regenbogen/ oder sein aigne NebenSon-
nen/ vnd keiner deß andern. quot Oculi, tot Parelij. Dann
ja allzeit die Sonn/ der MittelPunct/ vnd das Aug/ in einer
geraden Lini stehen/ deßwegen es zum andern Aug auß der
Sonnen/ nothwendig ein ander Lini geben muß. Diß würdt
man durch folgende Außlegung besser verstehen. Verlangt
mich entzwischen zu vernemmen/ collationis gratia, ob/ vnd
welcher Gestalt es villeicht auch in Hessen/ oder an der Weser/
bey Hammel selbst/ sey gesehen worden.


2. Exposito Dogmatica.

JEtzt ists an dem/ daß wir auch die Natürliche Vrsachen
erzehlten Wunders erkundigen/ vnd forschen wie es mit
solchen Erscheinungen zu gehe. Das halten zwar die Juden
für ein Sünd/ vnnd verbieten die Rabbiner jhren Jüngern/
man soll dergleichen Geheimnussen nit fürwitzig nach grüb-

len;
B ii
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0011"/>
von einander zerstrewt. Nun ist es mit Regenbogen vnnd all<lb/><hi rendition="#aq">Emphaticis Meteoris</hi>, welche kein Cörperlich Wesen/ son-<lb/>
der nur ein ScheinHandel sind/ also beschaffen/ wie mit eim<lb/>
Spiegel/ darinn man
              sich nicht auff allen Seitten/ zu gleich<lb/>
oder gantz schawen kan/ sondern ein
              gewissen Stand haben<lb/>
muß. Wann das Bild <hi rendition="#aq">realiter</hi> darinn
              angemahlt were/ wie<lb/>
ein Figur auff dem Papir/ so sehe mans allenthalben gantz<lb/>
gleich; Weil es aber nur ein Widerschein ist/ so sieht einer hie<lb/>
ein Kopff/ dort
              ein Arm/ da ein Fuoß/ je nach dem er stehet.<lb/>
Eben auch/ als wann die Sonn auff eine
              Pfütz oder Gassen-<lb/>
Wässerlin scheinet/ vnd etliche Personen herumb stehn/ si-<lb/>
het der ein den Glantz zur rechten Hand/ der ander zur Lincken/<lb/>
der dritte gar
              nichts/ vnd weren thöricht/ wann sie einander<lb/>
deßwegen wolten Lugen straffen. Also
              sind auch dise vnglei-<lb/>
che Außsagen/ gar nicht widerwärtig/ sondern mögen alle
              zu<lb/>
mahl sehr wol <hi rendition="#aq">concili</hi>rt vnd zusammen gereimbt werden.
              Vn&#x0303;<lb/>
versteht der <hi rendition="#aq">Opticus</hi> bald/ welcher müglich oder wahr
              sage.<lb/>
Ja wann tausendt Menschen zu mahl schawen/ so sicht ein je-<lb/>
der sein
              besondern Regenbogen/ oder sein aigne NebenSon-<lb/>
nen/ vnd keiner deß andern. <hi rendition="#aq">quot Oculi, tot Parelij</hi>. Dann<lb/>
ja allzeit die Sonn/ der
              MittelPunct/ vnd das Aug/ in einer<lb/>
geraden Lini stehen/ deßwegen es zum andern Aug
              auß der<lb/>
Sonnen/ nothwendig ein ander Lini geben muß. Diß würdt<lb/>
man durch
              folgende Außlegung besser verstehen. Verlangt<lb/>
mich entzwischen zu vernemmen/ <hi rendition="#aq">collationis gratia</hi>, ob/ vnd<lb/>
welcher Gestalt es villeicht
              auch in Hessen/ oder an der Weser/<lb/>
bey Hammel selbst/ sey gesehen worden.</p><lb/>
        </div>
        <div n="2">
          <head>2. <hi rendition="#aq">Exposito Dogmatica</hi>.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">J</hi>Etzt ists an dem/ daß wir auch die Natürliche Vrsachen<lb/>
erzehlten Wunders erkundigen/ vnd forschen wie es mit<lb/>
solchen Erscheinungen zu
              gehe. Das halten zwar die Juden<lb/>
für ein Sünd/ vnnd verbieten die Rabbiner jhren
              Jüngern/<lb/>
man soll dergleichen Geheimnussen nit fürwitzig nach grüb-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B ii</fw><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">len;</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0011] von einander zerstrewt. Nun ist es mit Regenbogen vnnd all Emphaticis Meteoris, welche kein Cörperlich Wesen/ son- der nur ein ScheinHandel sind/ also beschaffen/ wie mit eim Spiegel/ darinn man sich nicht auff allen Seitten/ zu gleich oder gantz schawen kan/ sondern ein gewissen Stand haben muß. Wann das Bild realiter darinn angemahlt were/ wie ein Figur auff dem Papir/ so sehe mans allenthalben gantz gleich; Weil es aber nur ein Widerschein ist/ so sieht einer hie ein Kopff/ dort ein Arm/ da ein Fuoß/ je nach dem er stehet. Eben auch/ als wann die Sonn auff eine Pfütz oder Gassen- Wässerlin scheinet/ vnd etliche Personen herumb stehn/ si- het der ein den Glantz zur rechten Hand/ der ander zur Lincken/ der dritte gar nichts/ vnd weren thöricht/ wann sie einander deßwegen wolten Lugen straffen. Also sind auch dise vnglei- che Außsagen/ gar nicht widerwärtig/ sondern mögen alle zu mahl sehr wol concilirt vnd zusammen gereimbt werden. Vñ versteht der Opticus bald/ welcher müglich oder wahr sage. Ja wann tausendt Menschen zu mahl schawen/ so sicht ein je- der sein besondern Regenbogen/ oder sein aigne NebenSon- nen/ vnd keiner deß andern. quot Oculi, tot Parelij. Dann ja allzeit die Sonn/ der MittelPunct/ vnd das Aug/ in einer geraden Lini stehen/ deßwegen es zum andern Aug auß der Sonnen/ nothwendig ein ander Lini geben muß. Diß würdt man durch folgende Außlegung besser verstehen. Verlangt mich entzwischen zu vernemmen/ collationis gratia, ob/ vnd welcher Gestalt es villeicht auch in Hessen/ oder an der Weser/ bey Hammel selbst/ sey gesehen worden. 2. Exposito Dogmatica. JEtzt ists an dem/ daß wir auch die Natürliche Vrsachen erzehlten Wunders erkundigen/ vnd forschen wie es mit solchen Erscheinungen zu gehe. Das halten zwar die Juden für ein Sünd/ vnnd verbieten die Rabbiner jhren Jüngern/ man soll dergleichen Geheimnussen nit fürwitzig nach grüb- len; B ii

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Texterfassung und Korrekturen (2013-05-07T06:54:31Z)
Hannah Sophia Glaum: Konversion nach XML (2013-05-07T06:54:31Z)
Melanie Henss: Nachkorrekturen (2013-05-07T06:54:31Z)
Universität Tübingen: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-05-07T06:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Seiten- und Zeilenumbrüche markiert.
  • Silbentrennung entsprechend Vorlage.
  • Langes s als rundes s transkribiert.
  • Rundes r als r/et transkribiert.
  • Bogensignaturen/Kustoden ausgezeichnet, Hervorhebungen ebenso.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schickard_nebensonnen_1633
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schickard_nebensonnen_1633/11
Zitationshilfe: Schickard, Wilhelm: Grundtlicher Bericht von den zwo roten Neben-Sonnen. Straßburg, 1633, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schickard_nebensonnen_1633/11>, abgerufen am 20.04.2024.