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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
ein Knopfloch gejagt. Ja, hör ich die Dokters
jammern, es ist unverantwortlich daß der Mann
nicht die Medizin studirt hat, er hätte ein neues
Kropfpulver erfunden. Ach! und daß er das Ka-
merale nicht zum Fach genommen hat, werden die
Sullys in ihren Kabinetten seufzen, er hätte aus
Steinen Louisd'ore hervorgezanbert. Und Spiegel-
berg wird es heißen in Osten und Westen, und in
den Koth mit euch ihr Memmen, ihr Kröten, in-
deß Spiegelberg mit ausgespreiteten Flügeln zum
Tempel des Nachruhms empor fliegt.
Moor. Glück auf den Weeg! Steig du auf
Schandsäulen zum Gipfel des Ruhms. Jm Schat-
ten meiner väterlichen Hayne, in den Armen mei-
ner Amalia lockt mich ein edler Vergnügen. Schon
die vorige Woche hab ich meinem Vater um Verge-
bung geschrieben, hab ihm nicht den kleinsten Um
stand verschwiegen, und wo Aufrichtigkeit ist, ist
auch Mitleid und Hilfe. Laß uns Abschied neh-
men Moriz. Wir sehen uns heut, und nie mehr.
Die Post ist angelangt. Die Verzeihung meines
Vaters ist schon innerhalb dieser Stadtmauren.

Schwei-
ein Schauſpiel.
ein Knopfloch gejagt. Ja, hoͤr ich die Dokters
jammern, es iſt unverantwortlich daß der Mann
nicht die Medizin ſtudirt hat, er haͤtte ein neues
Kropfpulver erfunden. Ach! und daß er das Ka-
merale nicht zum Fach genommen hat, werden die
Sullys in ihren Kabinetten ſeufzen, er haͤtte aus
Steinen Louisd'ore hervorgezanbert. Und Spiegel-
berg wird es heißen in Oſten und Weſten, und in
den Koth mit euch ihr Memmen, ihr Kroͤten, in-
deß Spiegelberg mit ausgeſpreiteten Fluͤgeln zum
Tempel des Nachruhms empor fliegt.
Moor. Gluͤck auf den Weeg! Steig du auf
Schandſaͤulen zum Gipfel des Ruhms. Jm Schat-
ten meiner vaͤterlichen Hayne, in den Armen mei-
ner Amalia lockt mich ein edler Vergnuͤgen. Schon
die vorige Woche hab ich meinem Vater um Verge-
bung geſchrieben, hab ihm nicht den kleinſten Um
ſtand verſchwiegen, und wo Aufrichtigkeit iſt, iſt
auch Mitleid und Hilfe. Laß uns Abſchied neh-
men Moriz. Wir ſehen uns heut, und nie mehr.
Die Poſt iſt angelangt. Die Verzeihung meines
Vaters iſt ſchon innerhalb dieſer Stadtmauren.

Schwei-
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[27/0049] ein Schauſpiel. ein Knopfloch gejagt. Ja, hoͤr ich die Dokters jammern, es iſt unverantwortlich daß der Mann nicht die Medizin ſtudirt hat, er haͤtte ein neues Kropfpulver erfunden. Ach! und daß er das Ka- merale nicht zum Fach genommen hat, werden die Sullys in ihren Kabinetten ſeufzen, er haͤtte aus Steinen Louisd'ore hervorgezanbert. Und Spiegel- berg wird es heißen in Oſten und Weſten, und in den Koth mit euch ihr Memmen, ihr Kroͤten, in- deß Spiegelberg mit ausgeſpreiteten Fluͤgeln zum Tempel des Nachruhms empor fliegt. Moor. Gluͤck auf den Weeg! Steig du auf Schandſaͤulen zum Gipfel des Ruhms. Jm Schat- ten meiner vaͤterlichen Hayne, in den Armen mei- ner Amalia lockt mich ein edler Vergnuͤgen. Schon die vorige Woche hab ich meinem Vater um Verge- bung geſchrieben, hab ihm nicht den kleinſten Um ſtand verſchwiegen, und wo Aufrichtigkeit iſt, iſt auch Mitleid und Hilfe. Laß uns Abſchied neh- men Moriz. Wir ſehen uns heut, und nie mehr. Die Poſt iſt angelangt. Die Verzeihung meines Vaters iſt ſchon innerhalb dieſer Stadtmauren. Schwei-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/49>, abgerufen am 24.04.2024.