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Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808.

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trien herleiten zu können meint, nicht viel glück-
licher sein als die, welche die aegyptischen Py-
ramiden für natürliche Krystallisationen ausgeben
wollte.

Jener entscheidende Punkt aber, der hier
alles aufhellen wird, ist die innre Structur der
Sprachen oder die vergleichende Grammatik, wel-
che uns ganz neue Aufschlüsse über die Genea-
logie der Sprachen auf ähnliche Weise geben
wird, wie die vergleichende Anatomie über die hö-
here Naturgeschichte Licht verbreitet hat.

Wir sondern von den verwandten Sprachen
zuerst die persische ab, deren Grammatik, welche
von der arabischen durch den langen und alten
Verkehr der beiden Völker sogar die persönlichen
Suffixa angenommen hat, mit der indischen und
den übrigen ungleich weniger übereinstimmt, als
selbst jetzt noch die deutsche, der griechischen und
römischen zu geschweigen. Stellt man aber alle
Aehnlichkeiten zusammen, so sind sie allerdings
von Gewicht.

Die Declination bietet am wenigsten dar,
oder eigentlich nichts; man müßte denn den

trien herleiten zu koͤnnen meint, nicht viel gluͤck-
licher ſein als die, welche die aegyptiſchen Py-
ramiden fuͤr natuͤrliche Kryſtalliſationen ausgeben
wollte.

Jener entſcheidende Punkt aber, der hier
alles aufhellen wird, iſt die innre Structur der
Sprachen oder die vergleichende Grammatik, wel-
che uns ganz neue Aufſchluͤſſe uͤber die Genea-
logie der Sprachen auf aͤhnliche Weiſe geben
wird, wie die vergleichende Anatomie uͤber die hoͤ-
here Naturgeſchichte Licht verbreitet hat.

Wir ſondern von den verwandten Sprachen
zuerſt die perſiſche ab, deren Grammatik, welche
von der arabiſchen durch den langen und alten
Verkehr der beiden Voͤlker ſogar die perſoͤnlichen
Suffixa angenommen hat, mit der indiſchen und
den uͤbrigen ungleich weniger uͤbereinſtimmt, als
ſelbſt jetzt noch die deutſche, der griechiſchen und
roͤmiſchen zu geſchweigen. Stellt man aber alle
Aehnlichkeiten zuſammen, ſo ſind ſie allerdings
von Gewicht.

Die Declination bietet am wenigſten dar,
oder eigentlich nichts; man muͤßte denn den

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[28/0047] trien herleiten zu koͤnnen meint, nicht viel gluͤck- licher ſein als die, welche die aegyptiſchen Py- ramiden fuͤr natuͤrliche Kryſtalliſationen ausgeben wollte. Jener entſcheidende Punkt aber, der hier alles aufhellen wird, iſt die innre Structur der Sprachen oder die vergleichende Grammatik, wel- che uns ganz neue Aufſchluͤſſe uͤber die Genea- logie der Sprachen auf aͤhnliche Weiſe geben wird, wie die vergleichende Anatomie uͤber die hoͤ- here Naturgeſchichte Licht verbreitet hat. Wir ſondern von den verwandten Sprachen zuerſt die perſiſche ab, deren Grammatik, welche von der arabiſchen durch den langen und alten Verkehr der beiden Voͤlker ſogar die perſoͤnlichen Suffixa angenommen hat, mit der indiſchen und den uͤbrigen ungleich weniger uͤbereinſtimmt, als ſelbſt jetzt noch die deutſche, der griechiſchen und roͤmiſchen zu geſchweigen. Stellt man aber alle Aehnlichkeiten zuſammen, ſo ſind ſie allerdings von Gewicht. Die Declination bietet am wenigſten dar, oder eigentlich nichts; man muͤßte denn den

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Ueber die Sprache und Weisheit der Indier. Heidelberg, 1808, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_indier_1808/47>, abgerufen am 28.03.2024.