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Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799.

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Nacht, Lucinde, strömet tiefe Liebes-
gluth und kühne Rede göttlich von
den Lippen, die im Geräusch der Ta-
ge ihr süßes Heiligthum mit zartem
Stolz verschließen.

Lucinde.

Nicht ich, mein Julius, bin die
die Du so heilig mahlst; obschon
ich klagen möchte wie die Nachtigall
und, wie ich innig fühle, nur der
Nacht geweiht bin. Du bists, es ist
die Wunderblume Deiner Fantasie,
die Du in mir, die ewig Dein ist,
dann erblickst, wenn das Gewühl
verhüllt ist und nichts gemeines Dei-
nen hohen Geist zerstreut.

Julius.

Laß die Bescheidenheit und schmei-
chle nicht. Gedenke, Du bist die

Prie-

Nacht, Lucinde, ſtrömet tiefe Liebes-
gluth und kühne Rede göttlich von
den Lippen, die im Geräuſch der Ta-
ge ihr ſüßes Heiligthum mit zartem
Stolz verſchließen.

Lucinde.

Nicht ich, mein Julius, bin die
die Du ſo heilig mahlſt; obſchon
ich klagen möchte wie die Nachtigall
und, wie ich innig fühle, nur der
Nacht geweiht bin. Du biſts, es iſt
die Wunderblume Deiner Fantaſie,
die Du in mir, die ewig Dein iſt,
dann erblickſt, wenn das Gewühl
verhüllt iſt und nichts gemeines Dei-
nen hohen Geiſt zerſtreut.

Julius.

Laß die Beſcheidenheit und ſchmei-
chle nicht. Gedenke, Du biſt die

Prie-
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[288/0293] Nacht, Lucinde, ſtrömet tiefe Liebes- gluth und kühne Rede göttlich von den Lippen, die im Geräuſch der Ta- ge ihr ſüßes Heiligthum mit zartem Stolz verſchließen. Lucinde. Nicht ich, mein Julius, bin die die Du ſo heilig mahlſt; obſchon ich klagen möchte wie die Nachtigall und, wie ich innig fühle, nur der Nacht geweiht bin. Du biſts, es iſt die Wunderblume Deiner Fantaſie, die Du in mir, die ewig Dein iſt, dann erblickſt, wenn das Gewühl verhüllt iſt und nichts gemeines Dei- nen hohen Geiſt zerſtreut. Julius. Laß die Beſcheidenheit und ſchmei- chle nicht. Gedenke, Du biſt die Prie-

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Zitationshilfe: Schlegel, Friedrich von: Lucinde. Berlin, 1799, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_lucinde_1799/293>, abgerufen am 28.03.2024.