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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Gotisch. Übersicht der laute.
Gotisch *).§. 102.
Übersicht der laute des gotischen.
[Tabelle]

Im silbenanlaute schreibt die gotische schrift i für i, eine
schreibung, die wir nur im inlaute der worte bei behalten.

Anm. Im gotischen wird nach dem vorbilde der griechischen schrift
vor g und k der gutturale nasal durch g bezeichnet, z. b. laggs
(longus) sprich langgs, nach neuhochdeutscher schreibung mit ng
für den gutturalen nasal.

q ist = kv, wie auch andre schreiben; auch th und die
verbindung hv gibt die gotische schrift durch ein zeichen, wes-
halb man hv auch mittels w umschriben findet.

Vocalische diphthonge sind ai, au, ei, iu, sämtlich so auß
zu sprechen, wie sie geschriben werden, mag auch in späterer
zeit ire geltung gewechselt haben; ferner ai, au, d. h. eine et-
was modificierte außsprache von i und u, beide laute erhalten
einen flüchtigen vorschlag von a, so daß der laut kurz bleibt.

Anm. Die gotische schrift scheidet ai, au (bei Grimm u, a. ai,
au) nicht von ai, au; die verschidene geltung diser laute ist
jedoch durch J. Grimm unwiderleglich dar getan. Um anfän-
gern zu hilfe zu kommen, haben wir in der umschreibung den
unterschid bezeichnet; für solche, welchen der organismus des
deutschen bekant ist, bedarf es solcher bezeichnung nicht.
*) J. Grimms deutsche grammatik und die gotische grammatik von
v. d. Gabelentz und Loebe (bd. II, teil II der außgabe des Ulfilas),
Leipz. 1846, sind die albekanten hauptsächlichen hilfsmittel für das gram-
matische studium des gotischen.
Gotisch. Übersicht der laute.
Gotisch *).§. 102.
Übersicht der laute des gotischen.
[Tabelle]

Im silbenanlaute schreibt die gotische schrift ï für i, eine
schreibung, die wir nur im inlaute der worte bei behalten.

Anm. Im gotischen wird nach dem vorbilde der griechischen schrift
vor g und k der gutturale nasal durch g bezeichnet, z. b. laggs
(longus) sprich langgs, nach neuhochdeutscher schreibung mit ng
für den gutturalen nasal.

q ist = kv, wie auch andre schreiben; auch th und die
verbindung hv gibt die gotische schrift durch ein zeichen, wes-
halb man hv auch mittels w umschriben findet.

Vocalische diphthonge sind ai, au, ei, iu, sämtlich so auß
zu sprechen, wie sie geschriben werden, mag auch in späterer
zeit ire geltung gewechselt haben; ferner , , d. h. eine et-
was modificierte außsprache von i und u, beide laute erhalten
einen flüchtigen vorschlag von a, so daß der laut kurz bleibt.

Anm. Die gotische schrift scheidet ai, au (bei Grimm u, a. ái,
áu) nicht von , aú; die verschidene geltung diser laute ist
jedoch durch J. Grimm unwiderleglich dar getan. Um anfän-
gern zu hilfe zu kommen, haben wir in der umschreibung den
unterschid bezeichnet; für solche, welchen der organismus des
deutschen bekant ist, bedarf es solcher bezeichnung nicht.
*) J. Grimms deutsche grammatik und die gotische grammatik von
v. d. Gabelentz und Loebe (bd. II, teil II der außgabe des Ulfilas),
Leipz. 1846, sind die albekanten hauptsächlichen hilfsmittel für das gram-
matische studium des gotischen.
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[124/0138] Gotisch. Übersicht der laute. Gotisch *). Übersicht der laute des gotischen. Im silbenanlaute schreibt die gotische schrift ï für i, eine schreibung, die wir nur im inlaute der worte bei behalten. Anm. Im gotischen wird nach dem vorbilde der griechischen schrift vor g und k der gutturale nasal durch g bezeichnet, z. b. laggs (longus) sprich langgs, nach neuhochdeutscher schreibung mit ng für den gutturalen nasal. q ist = kv, wie auch andre schreiben; auch th und die verbindung hv gibt die gotische schrift durch ein zeichen, wes- halb man hv auch mittels w umschriben findet. Vocalische diphthonge sind ai, au, ei, iu, sämtlich so auß zu sprechen, wie sie geschriben werden, mag auch in späterer zeit ire geltung gewechselt haben; ferner aí, aú, d. h. eine et- was modificierte außsprache von i und u, beide laute erhalten einen flüchtigen vorschlag von a, so daß der laut kurz bleibt. Anm. Die gotische schrift scheidet ai, au (bei Grimm u, a. ái, áu) nicht von aí, aú; die verschidene geltung diser laute ist jedoch durch J. Grimm unwiderleglich dar getan. Um anfän- gern zu hilfe zu kommen, haben wir in der umschreibung den unterschid bezeichnet; für solche, welchen der organismus des deutschen bekant ist, bedarf es solcher bezeichnung nicht. *) J. Grimms deutsche grammatik und die gotische grammatik von v. d. Gabelentz und Loebe (bd. II, teil II der außgabe des Ulfilas), Leipz. 1846, sind die albekanten hauptsächlichen hilfsmittel für das gram- matische studium des gotischen.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/138>, abgerufen am 23.04.2024.