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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Gotisch. Consonantische lautgesetze. Außlaut.

g wechselt zwar auch bisweilen mit h, aber in anderer
weise, z. b. juggs (juvenis) compar. juh-iza; aigum und aihum
(habemus).

Außlaut.§. 203.

Im vor ligenden stande der sprache finden sich in folge
des vocalschwundes in den auß lautenden silben (§. 113) con-
sonantenhäufungen bis zu vier consonanten im außlaute der
worte, z. b. triggvs (fidelis) auß *tringva-s, älter triva-s; us-
vahsts
(incrementum) auß *vahsti-s, ga-rehsns (consilium auß
*rehsni-s u. s. f., ja sogar ss findet sich nicht selten, z. b. us-
stass
(resurrectio) für *stasss auß *stassi-s und diß auß *stadthi-s
(§. 202, 2).

Nur nach s und in mereren fällen auch nach r fält das s
des nominativs hinweg, z. b. drus (casus, lapsus), nom. sg. für
*drus-s auß *drusa-s; vair (vir) für nom. sg. *vair-s auß *vira-s
u. s. f.

Die auß lautenden consonantenhäufungen sind demnach
sämtlich unursprünglich. Auch ist von den in der vor ligenden
sprache auß lautenden consonanten nur s und (ser selten) r
schon ursprünglich lezter laut des wortes; alle übrigen auß
lautenden consonanten des gotischen (in manchen fällen auch s
und fast stäts r) sind erst durch abfall früher vorhandener
laute in den außlaut gekommen. Zur zeit, da die endsilben
noch ire vocale hatten, war nämlich die gotische sprache ser
empfindlich gegen consonantische außlaute und auß jener frü-
heren epoche rürt das gotische außlautsgesetz in bezug auf
consonanten, welches im folgenden kurz zusammen gefaßt ist
(vgl. Westphal in Kuhns zeitschr. II, pg. 163 flg.).

1. Von ursprünglich auß lautenden consonantenverbindun-
gen duldete das gotische a) nur diejenigen, deren zweiter und
lezter consonant s ist, b) von den übrigen ward der zweite
consonant ab geworfen.

2. Von einfachen ursprünglich auß lautenden consonanten
wird nur s und r im außlaute geduldet.

Gotisch. Consonantische lautgesetze. Außlaut.

g wechselt zwar auch bisweilen mit h, aber in anderer
weise, z. b. juggs (juvenis) compar. juh-iza; aigum und aihum
(habemus).

Außlaut.§. 203.

Im vor ligenden stande der sprache finden sich in folge
des vocalschwundes in den auß lautenden silben (§. 113) con-
sonantenhäufungen bis zu vier consonanten im außlaute der
worte, z. b. triggvs (fidelis) auß *tringva-s, älter triva-s; us-
vahsts
(incrementum) auß *vahsti-s, ga-rêhsns (consilium auß
*rêhsni-s u. s. f., ja sogar ss findet sich nicht selten, z. b. us-
stass
(resurrectio) für *stasss auß *stassi-s und diß auß *stadthi-s
(§. 202, 2).

Nur nach s und in mereren fällen auch nach r fält das s
des nominativs hinweg, z. b. drus (casus, lapsus), nom. sg. für
*drus-s auß *drusa-s; vaír (vir) für nom. sg. *vaír-s auß *vira-s
u. s. f.

Die auß lautenden consonantenhäufungen sind demnach
sämtlich unursprünglich. Auch ist von den in der vor ligenden
sprache auß lautenden consonanten nur s und (ser selten) r
schon ursprünglich lezter laut des wortes; alle übrigen auß
lautenden consonanten des gotischen (in manchen fällen auch s
und fast stäts r) sind erst durch abfall früher vorhandener
laute in den außlaut gekommen. Zur zeit, da die endsilben
noch ire vocale hatten, war nämlich die gotische sprache ser
empfindlich gegen consonantische außlaute und auß jener frü-
heren epoche rürt das gotische außlautsgesetz in bezug auf
consonanten, welches im folgenden kurz zusammen gefaßt ist
(vgl. Westphal in Kuhns zeitschr. II, pg. 163 flg.).

1. Von ursprünglich auß lautenden consonantenverbindun-
gen duldete das gotische a) nur diejenigen, deren zweiter und
lezter consonant s ist, b) von den übrigen ward der zweite
consonant ab geworfen.

2. Von einfachen ursprünglich auß lautenden consonanten
wird nur s und r im außlaute geduldet.

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[279/0293] Gotisch. Consonantische lautgesetze. Außlaut. g wechselt zwar auch bisweilen mit h, aber in anderer weise, z. b. juggs (juvenis) compar. juh-iza; aigum und aihum (habemus). Außlaut. Im vor ligenden stande der sprache finden sich in folge des vocalschwundes in den auß lautenden silben (§. 113) con- sonantenhäufungen bis zu vier consonanten im außlaute der worte, z. b. triggvs (fidelis) auß *tringva-s, älter triva-s; us- vahsts (incrementum) auß *vahsti-s, ga-rêhsns (consilium auß *rêhsni-s u. s. f., ja sogar ss findet sich nicht selten, z. b. us- stass (resurrectio) für *stasss auß *stassi-s und diß auß *stadthi-s (§. 202, 2). Nur nach s und in mereren fällen auch nach r fält das s des nominativs hinweg, z. b. drus (casus, lapsus), nom. sg. für *drus-s auß *drusa-s; vaír (vir) für nom. sg. *vaír-s auß *vira-s u. s. f. Die auß lautenden consonantenhäufungen sind demnach sämtlich unursprünglich. Auch ist von den in der vor ligenden sprache auß lautenden consonanten nur s und (ser selten) r schon ursprünglich lezter laut des wortes; alle übrigen auß lautenden consonanten des gotischen (in manchen fällen auch s und fast stäts r) sind erst durch abfall früher vorhandener laute in den außlaut gekommen. Zur zeit, da die endsilben noch ire vocale hatten, war nämlich die gotische sprache ser empfindlich gegen consonantische außlaute und auß jener frü- heren epoche rürt das gotische außlautsgesetz in bezug auf consonanten, welches im folgenden kurz zusammen gefaßt ist (vgl. Westphal in Kuhns zeitschr. II, pg. 163 flg.). 1. Von ursprünglich auß lautenden consonantenverbindun- gen duldete das gotische a) nur diejenigen, deren zweiter und lezter consonant s ist, b) von den übrigen ward der zweite consonant ab geworfen. 2. Von einfachen ursprünglich auß lautenden consonanten wird nur s und r im außlaute geduldet.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/293>, abgerufen am 25.04.2024.