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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altbulgarisch. Vocale.

Das ursprüngl. a wird zu a, e, o gespalten, wie im grae-
coitalokeltischen; urspr. u wird wie im griechischen zu y (ü);
o
hat, wie im griechischen und lateinischen, doppelte function,
es ist = urspr. a und = urspr. a (dem e gegenüber); eben
so ist a = urspr. a und = urspr. a und zwar ist dann o erste
und a zweite steigerung.

Hier, wie in den nördlichen europäischen sprachen über-
haupt, findet sich nicht selten ein überschlagen der a-reihe in
die i-reihe.

An vocalischen lautgesetzen ist die sprache zimlich reich,
namentlich hat der umlaut (nach j) ein weites gebiet gewonnen;
auch assimilation findet, ebenfals vorwärts wirkend, nicht sel-
ten statt.

Den außlaut behandelt dise sprache änlich wie das goti-
sche, nur werden hier die kürzen nicht völlig getilgt, sondern
in die halbvocale gewandelt; ursprünglich auß lautende länge
bleibt als kürze. Volständiger schwund von vocalen scheint
außer vor r, l, wenn auf dise laute ein vocal folgt, nicht vor
zu kommen.

Bemerkenswert ist die eigentümliche behandlung ursprüng-
lich vocalischen anlautes im altbulgarischen; wir werden hier
neben dem außlautsgesetze auch das gesetz des anlautes zu
ermitteln haben.

Trotz diser vilfachen abweichungen vom ursprünglichen, die
im consonantensysteme eben so bemerkbar sind, ist die sprache
im ganzen doch altertümlich und die alten formen treten rein
herauß, wenn man die lautgesetze in abzug bringt.

Die vocale des altbulgarischen sind demnach folgende:

schwächunggrundvocal1. steig.2. steig.
a-reiheue, o, aoa
i-reiheiiefelt vor conson.
vorvocal. ojaj
u-reiheuyufelt vor conson.
vor vocal. ovav

Altbulgarisch. Vocale.

Das ursprüngl. a wird zu a, e, o gespalten, wie im grae-
coitalokeltischen; urspr. u wird wie im griechischen zu y (ü);
o
hat, wie im griechischen und lateinischen, doppelte function,
es ist = urspr. a und = urspr. â (dem e gegenüber); eben
so ist a = urspr. a und = urspr. â und zwar ist dann o erste
und a zweite steigerung.

Hier, wie in den nördlichen europäischen sprachen über-
haupt, findet sich nicht selten ein überschlagen der a-reihe in
die i-reihe.

An vocalischen lautgesetzen ist die sprache zimlich reich,
namentlich hat der umlaut (nach j) ein weites gebiet gewonnen;
auch assimilation findet, ebenfals vorwärts wirkend, nicht sel-
ten statt.

Den außlaut behandelt dise sprache änlich wie das goti-
sche, nur werden hier die kürzen nicht völlig getilgt, sondern
in die halbvocale gewandelt; ursprünglich auß lautende länge
bleibt als kürze. Volständiger schwund von vocalen scheint
außer vor r, l, wenn auf dise laute ein vocal folgt, nicht vor
zu kommen.

Bemerkenswert ist die eigentümliche behandlung ursprüng-
lich vocalischen anlautes im altbulgarischen; wir werden hier
neben dem außlautsgesetze auch das gesetz des anlautes zu
ermitteln haben.

Trotz diser vilfachen abweichungen vom ursprünglichen, die
im consonantensysteme eben so bemerkbar sind, ist die sprache
im ganzen doch altertümlich und die alten formen treten rein
herauß, wenn man die lautgesetze in abzug bringt.

Die vocale des altbulgarischen sind demnach folgende:

schwächunggrundvocal1. steig.2. steig.
a-reiheŭe, o, aoa
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[96/0110] Altbulgarisch. Vocale. Das ursprüngl. a wird zu a, e, o gespalten, wie im grae- coitalokeltischen; urspr. u wird wie im griechischen zu y (ü); o hat, wie im griechischen und lateinischen, doppelte function, es ist = urspr. a und = urspr. â (dem e gegenüber); eben so ist a = urspr. a und = urspr. â und zwar ist dann o erste und a zweite steigerung. Hier, wie in den nördlichen europäischen sprachen über- haupt, findet sich nicht selten ein überschlagen der a-reihe in die i-reihe. An vocalischen lautgesetzen ist die sprache zimlich reich, namentlich hat der umlaut (nach j) ein weites gebiet gewonnen; auch assimilation findet, ebenfals vorwärts wirkend, nicht sel- ten statt. Den außlaut behandelt dise sprache änlich wie das goti- sche, nur werden hier die kürzen nicht völlig getilgt, sondern in die halbvocale gewandelt; ursprünglich auß lautende länge bleibt als kürze. Volständiger schwund von vocalen scheint außer vor r, l, wenn auf dise laute ein vocal folgt, nicht vor zu kommen. Bemerkenswert ist die eigentümliche behandlung ursprüng- lich vocalischen anlautes im altbulgarischen; wir werden hier neben dem außlautsgesetze auch das gesetz des anlautes zu ermitteln haben. Trotz diser vilfachen abweichungen vom ursprünglichen, die im consonantensysteme eben so bemerkbar sind, ist die sprache im ganzen doch altertümlich und die alten formen treten rein herauß, wenn man die lautgesetze in abzug bringt. Die vocale des altbulgarischen sind demnach folgende: schwächung grundvocal 1. steig. 2. steig. a-reihe ŭ e, o, a o a i-reihe ĭ i ě felt vor conson. vorvocal. oj aj u-reihe ŭ y u felt vor conson. vor vocal. ov av

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/110>, abgerufen am 19.04.2024.