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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Litauisch. Übersicht der laute. Außsprache.

l wird da, wo k, g guttural sind, ebenfals guttural gespro-
chen, doch nicht völlig so stark guttural, wie das polnische l;
vor den palatalen vocalen klingt l fast dem deutschen l gleich.

c ist, wie im slawischen = ts; cz (wie im polnischen) =
slaw. c = deutsch tsch; dz ist, wie die schreibung zeigt, =
franz. dj.

y ist zeichen für langes ei.

e und e werden wie ä (kurz und lang) gesprochen; bis-
weilen mit nachschlag eines ganz kurzen a oder ä*), doch be-
ruht dise außsprache nicht auf etymologischem grunde und es
ist überhaupt dise doppelte geltung des e nicht scharf zu
scheiden.

e ist das weiche, i-änliche e, franz. e ferme, wie z. b. im
deutschen worte 'see' und stäts lang.

o ist ebenfals nur lang, nie kurz.

e wird gesprochen wie e oder ei mit nach schlagendem a
(e
a, eia) und es ist demnach stäts lang.

u ist = oa, d. h. o mit nach schlagendem a.

In ui sind beide laute kurz zu sprechen, doch fält der
nachdruck auf das u.

au wie im deutschen; ai aber ist nicht wie das deutsche
ei, sondern deutlich als ai hören zu laßen; in ei ist ebenfals
das e zu vernemen (wie in manchen deutschen mundarten); ai
und ei sind also in der außsprache scharf zu scheiden.

ai, au, ei kommen nur in der tonsilbe vor und es ist bei
disen diphthongen der zweite bestandteil wenig hörbar, in der
regel hört man bei den hochlitauern nur a und e (langes ä)
anstatt diser diphthonge; eine außsprachsweise, deren man sich
jedoch zu enthalten hat.

Die mit einem häkchen versehenen vocalzeichen a, e, i, u
(leztere beide werden in den litauischen büchern durch durch-
strichene buchstaben gegeben; wir fanden jedoch eine überein-
stimmende bezeichnung diser art von vocalen durchauß notwen-

*) In meiner litauischen grammatik ist dise außsprache durch einen
punkt unter dem e bezeichnet.
Litauisch. Übersicht der laute. Außsprache.

l wird da, wo k, g guttural sind, ebenfals guttural gespro-
chen, doch nicht völlig so stark guttural, wie das polnische ɫ;
vor den palatalen vocalen klingt l fast dem deutschen l gleich.

c ist, wie im slawischen = ts; cz (wie im polnischen) =
slaw. č = deutsch tsch; dż ist, wie die schreibung zeigt, =
franz. dj.

y ist zeichen für langes î.

e und ē werden wie ä (kurz und lang) gesprochen; bis-
weilen mit nachschlag eines ganz kurzen a oder ä*), doch be-
ruht dise außsprache nicht auf etymologischem grunde und es
ist überhaupt dise doppelte geltung des e nicht scharf zu
scheiden.

ė ist das weiche, i-änliche e, franz. é fermé, wie z. b. im
deutschen worte ‘see’ und stäts lang.

o ist ebenfals nur lang, nie kurz.

ë wird gesprochen wie ė oder î mit nach schlagendem a
a, îa) und es ist demnach stäts lang.

ů ist = ôa, d. h. ô mit nach schlagendem a.

In ui sind beide laute kurz zu sprechen, doch fält der
nachdruck auf das u.

au wie im deutschen; ai aber ist nicht wie das deutsche
ei, sondern deutlich als ai hören zu laßen; in ei ist ebenfals
das e zu vernemen (wie in manchen deutschen mundarten); ai
und ei sind also in der außsprache scharf zu scheiden.

ái, áu, éi kommen nur in der tonsilbe vor und es ist bei
disen diphthongen der zweite bestandteil wenig hörbar, in der
regel hört man bei den hochlitauern nur â und ê (langes ä)
anstatt diser diphthonge; eine außsprachsweise, deren man sich
jedoch zu enthalten hat.

Die mit einem häkchen versehenen vocalzeichen ą, ę, , ų
(leztere beide werden in den litauischen büchern durch durch-
strichene buchstaben gegeben; wir fanden jedoch eine überein-
stimmende bezeichnung diser art von vocalen durchauß notwen-

*) In meiner litauischen grammatik ist dise außsprache durch einen
punkt unter dem e bezeichnet.
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[110/0124] Litauisch. Übersicht der laute. Außsprache. l wird da, wo k, g guttural sind, ebenfals guttural gespro- chen, doch nicht völlig so stark guttural, wie das polnische ɫ; vor den palatalen vocalen klingt l fast dem deutschen l gleich. c ist, wie im slawischen = ts; cz (wie im polnischen) = slaw. č = deutsch tsch; dż ist, wie die schreibung zeigt, = franz. dj. y ist zeichen für langes î. e und ē werden wie ä (kurz und lang) gesprochen; bis- weilen mit nachschlag eines ganz kurzen a oder ä *), doch be- ruht dise außsprache nicht auf etymologischem grunde und es ist überhaupt dise doppelte geltung des e nicht scharf zu scheiden. ė ist das weiche, i-änliche e, franz. é fermé, wie z. b. im deutschen worte ‘see’ und stäts lang. o ist ebenfals nur lang, nie kurz. ë wird gesprochen wie ė oder î mit nach schlagendem a (ėa, îa) und es ist demnach stäts lang. ů ist = ôa, d. h. ô mit nach schlagendem a. In ui sind beide laute kurz zu sprechen, doch fält der nachdruck auf das u. au wie im deutschen; ai aber ist nicht wie das deutsche ei, sondern deutlich als ai hören zu laßen; in ei ist ebenfals das e zu vernemen (wie in manchen deutschen mundarten); ai und ei sind also in der außsprache scharf zu scheiden. ái, áu, éi kommen nur in der tonsilbe vor und es ist bei disen diphthongen der zweite bestandteil wenig hörbar, in der regel hört man bei den hochlitauern nur â und ê (langes ä) anstatt diser diphthonge; eine außsprachsweise, deren man sich jedoch zu enthalten hat. Die mit einem häkchen versehenen vocalzeichen ą, ę, i̧, ų (leztere beide werden in den litauischen büchern durch durch- strichene buchstaben gegeben; wir fanden jedoch eine überein- stimmende bezeichnung diser art von vocalen durchauß notwen- *) In meiner litauischen grammatik ist dise außsprache durch einen punkt unter dem e bezeichnet.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/124>, abgerufen am 19.04.2024.