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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altindisch. Consonanten.
consonanten der indogermanischen ursprache. Alle übrigen, 19
an der zal, sind in den echt arischen worten auß disen ur-
sprünglichen 15 consonanten entstanden und als nebenformen
der selben zu betrachten, hervor gerufen durch meist erken-
bare lautgesetze und durch den einfluß der stamfremden spra-
chen der von den arischen Indern zurück gedrängten drawidi-
schen (dekhanischen) völker, der älteren bewoner der vorderin-
dischen halbinsel.

Lezterem einfluße verdanken im altindischen die so genan-
ten lingualen momentanen laute und der linguale nasal (t, d,
th, dh, n)
ire entstehung, daher sind dise laute nur den In-
dern eigen, keine andre indogermanische sprache kent sie. Im
indischen gewinnen sie im verlaufe des lebens der sprache (im
Prakrt) immer weiteres gebiet. Sie sind in den arischen wor-
ten wandlungen der entsprechenden dentalen laute.

Unursprünglich sind ferner die sämtlichen palatalen momen-
tanen laute mit irem nasal, k, g, kh, nn, welche auß den ent-
sprechenden gutturalen entstanden sind, und die palatale stumme
spirans c, welche eine veränderung von k ist. Das gesetz, nach
welchem die gutturalen teils in die palatalen über gehen, teils
bleiben, ist im einzelnen noch unerforscht (lerreich ist, daß
die gutturale durch die entsprechenden palatale redupliciert
werden).

Unursprünglich sind auch alle tenues aspiratae (kh, th,
ph;
bei kh und th ligt die unursprünglichkeit schon in der
qualität), deren entstehung in den erkenbaren fällen meist durch
vorauß gehendes s bedingt ist (kh, kh = sk, sth = st).

Unursprünglich ist h, das meist gh, bisweilen auch andre
aspiraten ersezt; s tritt teils nach bestimten lautgesetzen, teils
one ersichtliche ursache für s ein, h ist eine ganz junge ver-
änderung von s, die fast auf den außlaut beschränkt ist.

Der gutturale und der palatale nasal stehen nur vor den
momentanen consonanten irer qualität, durch welche sie also
bedingt sind; m ist ebenfals vom folgenden consonanten ab hän-
gig, es tritt vor s und h ein (vor andern consonanten wird es
oft anstatt der nasalen consonanten nur geschriben).

Altindisch. Consonanten.
consonanten der indogermanischen ursprache. Alle übrigen, 19
an der zal, sind in den echt arischen worten auß disen ur-
sprünglichen 15 consonanten entstanden und als nebenformen
der selben zu betrachten, hervor gerufen durch meist erken-
bare lautgesetze und durch den einfluß der stamfremden spra-
chen der von den arischen Indern zurück gedrängten drawidi-
schen (dekhanischen) völker, der älteren bewoner der vorderin-
dischen halbinsel.

Lezterem einfluße verdanken im altindischen die so genan-
ten lingualen momentanen laute und der linguale nasal (t́, d́,
th́, d́h, ń)
ire entstehung, daher sind dise laute nur den In-
dern eigen, keine andre indogermanische sprache kent sie. Im
indischen gewinnen sie im verlaufe des lebens der sprache (im
Prâkrt) immer weiteres gebiet. Sie sind in den arischen wor-
ten wandlungen der entsprechenden dentalen laute.

Unursprünglich sind ferner die sämtlichen palatalen momen-
tanen laute mit irem nasal, ḱ, ǵ, ḱh, ñ, welche auß den ent-
sprechenden gutturalen entstanden sind, und die palatale stumme
spirans ç, welche eine veränderung von k ist. Das gesetz, nach
welchem die gutturalen teils in die palatalen über gehen, teils
bleiben, ist im einzelnen noch unerforscht (lerreich ist, daß
die gutturale durch die entsprechenden palatale redupliciert
werden).

Unursprünglich sind auch alle tenues aspiratae (kh, th,
ph;
bei ḱh und t́h ligt die unursprünglichkeit schon in der
qualität), deren entstehung in den erkenbaren fällen meist durch
vorauß gehendes s bedingt ist (kh, ḱh = sk, sth = st).

Unursprünglich ist h, das meist gh, bisweilen auch andre
aspiraten ersezt; ś tritt teils nach bestimten lautgesetzen, teils
one ersichtliche ursache für s ein, ist eine ganz junge ver-
änderung von s, die fast auf den außlaut beschränkt ist.

Der gutturale und der palatale nasal stehen nur vor den
momentanen consonanten irer qualität, durch welche sie also
bedingt sind; ist ebenfals vom folgenden consonanten ab hän-
gig, es tritt vor s und h ein (vor andern consonanten wird es
oft anstatt der nasalen consonanten nur geschriben).

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[141/0155] Altindisch. Consonanten. consonanten der indogermanischen ursprache. Alle übrigen, 19 an der zal, sind in den echt arischen worten auß disen ur- sprünglichen 15 consonanten entstanden und als nebenformen der selben zu betrachten, hervor gerufen durch meist erken- bare lautgesetze und durch den einfluß der stamfremden spra- chen der von den arischen Indern zurück gedrängten drawidi- schen (dekhanischen) völker, der älteren bewoner der vorderin- dischen halbinsel. Lezterem einfluße verdanken im altindischen die so genan- ten lingualen momentanen laute und der linguale nasal (t́, d́, th́, d́h, ń) ire entstehung, daher sind dise laute nur den In- dern eigen, keine andre indogermanische sprache kent sie. Im indischen gewinnen sie im verlaufe des lebens der sprache (im Prâkrt) immer weiteres gebiet. Sie sind in den arischen wor- ten wandlungen der entsprechenden dentalen laute. Unursprünglich sind ferner die sämtlichen palatalen momen- tanen laute mit irem nasal, ḱ, ǵ, ḱh, ñ, welche auß den ent- sprechenden gutturalen entstanden sind, und die palatale stumme spirans ç, welche eine veränderung von k ist. Das gesetz, nach welchem die gutturalen teils in die palatalen über gehen, teils bleiben, ist im einzelnen noch unerforscht (lerreich ist, daß die gutturale durch die entsprechenden palatale redupliciert werden). Unursprünglich sind auch alle tenues aspiratae (kh, th, ph; bei ḱh und t́h ligt die unursprünglichkeit schon in der qualität), deren entstehung in den erkenbaren fällen meist durch vorauß gehendes s bedingt ist (kh, ḱh = sk, sth = st). Unursprünglich ist h, das meist gh, bisweilen auch andre aspiraten ersezt; ś tritt teils nach bestimten lautgesetzen, teils one ersichtliche ursache für s ein, ḥ ist eine ganz junge ver- änderung von s, die fast auf den außlaut beschränkt ist. Der gutturale und der palatale nasal stehen nur vor den momentanen consonanten irer qualität, durch welche sie also bedingt sind; ṁ ist ebenfals vom folgenden consonanten ab hän- gig, es tritt vor s und h ein (vor andern consonanten wird es oft anstatt der nasalen consonanten nur geschriben).

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/155>, abgerufen am 29.03.2024.