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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861.

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Altindisch. I-reihe.
Das gedente i wechselt häufig mit dem nicht gedenten, und
wird eben so gesteigert und gewandelt (in ij, j) wie dises.

In fällen wie patei-n (acc. plur. masc.) grundf. pati-ms stamm
pati (dominus), paktei-s (acc. plur. fem.) grundf. pakti-ms stamm
pakti (coctio) ligt deutlich ersazdenung vor, s. u. (§. 15, d), wo
auch die denung vor j noch zu erwähnen sein wird (§. 15, a),
wie z. b. ei-jat neben i-jat (3. sg. opt.) von wurz. i (ire). Vor
schließendem r von nominalstämmen, so wie vor solchem r, auf
welches ein consonantisch anlautendes suffix folgt, tritt bei i
und u denung ein, z. b. stamm gir (sermo z. b. acc. sg. gir-am)
nom. sg. geir für *gir-s, loc. plur. geir-su instr. plur. geir-bhis für
*gir-su, *gir-bhis.

Auch in wurzeln erscheint also ei neben i und es ist gramma-
tische wilkür, wenn in disen fällen die wurzelform mit gedentem
vocale verzeichnet zu werden pflegt, wie z. b. wurz. bhi, nicht
bhei (timere), vgl. bi-bhi-mas und bi-bhei-mas (1. plur. praes.; 3.
pers. sg. bi-bhe-ti); in andern wurzeln erscheint zufällig nur
der gedente vocal, z. b. nei-ta-s (part. praet. pass.) zu wurz. ni
(nei
der grammatiken und wörterbücher; ducere), prei-ta-s zu
wurz. pri (prei delectare) u. a.

Anm. Besonders die wurzelformen mit auß lautendem vocale wer-
den in grammatiken und wörterbüchern häufig in der gedenten form
an gesezt, da in disem falle die denung besonders beliebt ist.
Über die unursprünglichkeit von ei and au im indogermani-
schen vgl. meine andeutungen in Beitr. I. 328 -- 333.
§. 11.

Die 1. steigerung des i ist im altind. e, z. b. e-mi (ei-
mi
) grundf. ai-mi wurz. i (ire), ved-a (oid-a) ved-a-s (nom. sg.,
liber sacer Indorum., Veda) wurz. vid (videre, scire), vi-vec-a
(3. sg. perf.) vec-a-s (nom. sg. domus vgl. woik-o-s, veic-u-s)
grundf. *vaik-a-s wurz. vic (intrare), dev-a-s (deus) grundf. daiv-
a-s
wurz. div (splendere), pak-te-s (gen. sg.) zu pak-ti-s (coctio),
pa-te-s (gen. sg.) zu pa-ti-s (dominus), bi-bhe-ti (3. sg. praes. re-
dupl.) zu wurz. bhi (timere), ne-tra-m (oculus, i. e. quod ducit)
naj-ati (3. sg. praes.) naj = ne (s. u. §. 14 d.) wurz. ni (ducere),
ce-te (kei-tai 3. sg. praes. med.) zu wurz. ci (quiescere, jacere)
u. s. f.

Altindisch. I-reihe.
Das gedente i wechselt häufig mit dem nicht gedenten, und
wird eben so gesteigert und gewandelt (in ij, j) wie dises.

In fällen wie pátî-n (acc. plur. masc.) grundf. pati-ms stamm
páti (dominus), páktî-s (acc. plur. fem.) grundf. pakti-ms stamm
pákti (coctio) ligt deutlich ersazdenung vor, s. u. (§. 15, d), wo
auch die denung vor j noch zu erwähnen sein wird (§. 15, a),
wie z. b. î-jất neben i-jất (3. sg. opt.) von wurz. i (ire). Vor
schließendem r von nominalstämmen, so wie vor solchem r, auf
welches ein consonantisch anlautendes suffix folgt, tritt bei i
und u denung ein, z. b. stamm gir (sermo z. b. acc. sg. gír-am)
nom. sg. gîr für *gir-s, loc. plur. gîr-śú instr. plur. gîr-bhís für
*gir-su, *gir-bhis.

Auch in wurzeln erscheint also î neben i und es ist gramma-
tische wilkür, wenn in disen fällen die wurzelform mit gedentem
vocale verzeichnet zu werden pflegt, wie z. b. wurz. bhi, nicht
bhî (timere), vgl. bi-bhi-más und bi-bhî-más (1. plur. praes.; 3.
pers. sg. bi-bhế-ti); in andern wurzeln erscheint zufällig nur
der gedente vocal, z. b. nî-tá-s (part. praet. pass.) zu wurz. ni
(nî
der grammatiken und wörterbücher; ducere), prî-tá-s zu
wurz. pri (prî delectare) u. a.

Anm. Besonders die wurzelformen mit auß lautendem vocale wer-
den in grammatiken und wörterbüchern häufig in der gedenten form
an gesezt, da in disem falle die denung besonders beliebt ist.
Über die unursprünglichkeit von î and û im indogermani-
schen vgl. meine andeutungen in Beitr. I. 328 — 333.
§. 11.

Die 1. steigerung des i ist im altind. ê, z. b. ế-mi (εἶ-
μι
) grundf. ai-mi wurz. i (ire), vếd-a (οἶδ-α) vếd-a-s (nom. sg.,
liber sacer Indorum., Vêda) wurz. vid (videre, scire), vi-vếç-a
(3. sg. perf.) vếç-a-s (nom. sg. domus vgl. ϝοἶϰ-ο-ς, vîc-u-s)
grundf. *vaik-a-s wurz. viç (intrare), dêv-á-s (deus) grundf. daiv-
a-s
wurz. div (splendere), pák-tê-s (gen. sg.) zu pak-ti-s (coctio),
pá-tê-s (gen. sg.) zu pá-ti-s (dominus), bi-bhế-ti (3. sg. praes. re-
dupl.) zu wurz. bhi (timere), nế-tra-m (oculus, i. e. quod ducit)
náj-ati (3. sg. praes.) naj = (s. u. §. 14 d.) wurz. ni (ducere),
çế-tê (ϰεῖ-ται 3. sg. praes. med.) zu wurz. çi (quiescere, jacere)
u. s. f.

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[22/0036] Altindisch. I-reihe. Das gedente i wechselt häufig mit dem nicht gedenten, und wird eben so gesteigert und gewandelt (in ij, j) wie dises. In fällen wie pátî-n (acc. plur. masc.) grundf. pati-ms stamm páti (dominus), páktî-s (acc. plur. fem.) grundf. pakti-ms stamm pákti (coctio) ligt deutlich ersazdenung vor, s. u. (§. 15, d), wo auch die denung vor j noch zu erwähnen sein wird (§. 15, a), wie z. b. î-jất neben i-jất (3. sg. opt.) von wurz. i (ire). Vor schließendem r von nominalstämmen, so wie vor solchem r, auf welches ein consonantisch anlautendes suffix folgt, tritt bei i und u denung ein, z. b. stamm gir (sermo z. b. acc. sg. gír-am) nom. sg. gîr für *gir-s, loc. plur. gîr-śú instr. plur. gîr-bhís für *gir-su, *gir-bhis. Auch in wurzeln erscheint also î neben i und es ist gramma- tische wilkür, wenn in disen fällen die wurzelform mit gedentem vocale verzeichnet zu werden pflegt, wie z. b. wurz. bhi, nicht bhî (timere), vgl. bi-bhi-más und bi-bhî-más (1. plur. praes.; 3. pers. sg. bi-bhế-ti); in andern wurzeln erscheint zufällig nur der gedente vocal, z. b. nî-tá-s (part. praet. pass.) zu wurz. ni (nî der grammatiken und wörterbücher; ducere), prî-tá-s zu wurz. pri (prî delectare) u. a. Anm. Besonders die wurzelformen mit auß lautendem vocale wer- den in grammatiken und wörterbüchern häufig in der gedenten form an gesezt, da in disem falle die denung besonders beliebt ist. Über die unursprünglichkeit von î and û im indogermani- schen vgl. meine andeutungen in Beitr. I. 328 — 333. Die 1. steigerung des i ist im altind. ê, z. b. ế-mi (εἶ- μι) grundf. ai-mi wurz. i (ire), vếd-a (οἶδ-α) vếd-a-s (nom. sg., liber sacer Indorum., Vêda) wurz. vid (videre, scire), vi-vếç-a (3. sg. perf.) vếç-a-s (nom. sg. domus vgl. ϝοἶϰ-ο-ς, vîc-u-s) grundf. *vaik-a-s wurz. viç (intrare), dêv-á-s (deus) grundf. daiv- a-s wurz. div (splendere), pák-tê-s (gen. sg.) zu pak-ti-s (coctio), pá-tê-s (gen. sg.) zu pá-ti-s (dominus), bi-bhế-ti (3. sg. praes. re- dupl.) zu wurz. bhi (timere), nế-tra-m (oculus, i. e. quod ducit) náj-ati (3. sg. praes.) naj = nê (s. u. §. 14 d.) wurz. ni (ducere), çế-tê (ϰεῖ-ται 3. sg. praes. med.) zu wurz. çi (quiescere, jacere) u. s. f.

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 1. Weimar, 1861, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische01_1861/36>, abgerufen am 16.04.2024.