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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Pronominale declin. Nomin. sing.

Die außdenung, in welcher dise declinationsweise in an-§. 264.
wendung komt, dar zu legen, muß der specialgrammateik einer
jeden sprache überlaßen bleiben. Nur so vil sei bemerkt, daß
im deutschen sämtliche unbestimte adjectiva diser declinations-
weise folgen (die bestimten werden zu -n-stämmen erweitert
und folgen der nominalen declination); im litauischen und sla-
wischen schmilzt an das adjectivum das im ursprünglich als
selbständiges wort nach gesezte pronomen stamm ja (is) an,
z. b. lit. geras-is für geras jis (jis = *jas, o agathos), slaw.
msc. dobryj, ntr. dobroje, fem. dobraja, (o agathos, to agathon,
e agathe) auß dobru i, dobra ja, dobro je u. s. f.; die durch
dise verschmelzung entstehenden veränderungen hat die spe-
cialgrammatik diser sprachen zu erörtern.

Nom. sing. Masc. und fem. wie in der nominalen decli-
nation, z. b. altind. ka-s (qui-s), sa (e) u. s. f. Nur die prono-
minalwurzel sa, die nur in disem casus gebräuchlich ist, ent-
riet ursprünglich des nominativ-s; altind. sa (und sas), griech.
o, gotisch sa; im latein. felt ebenfals -s in is-te für *is-to-s
und so noch bei anderen stämmen; auch qui neben quis, hi-c
für *his-ce u. a. gehört hierher.

Altind. aj-am, altbaktr. aem; femin. ij-am, altbaktr. eim,
(hic, haec; vergl. ah-am ego, tu-bhj-am tibi s. o. pag. 474)
und andere formen diser und anderer sprachen (z. b. latein.
nom. sing. femin. hae-c quae, osk. paie, neben latein. qua), sind
dunkel. Solche schwer zu erklärende meist vereinzelte formen
können in disem werke nicht erschepfend behandelt werden. Bei
hae-c, quae (neben ali-qua, si-qua), d. i. *hai-c, *quai, könte man
an eine unursprüngliche vermerung des stammes durch j den-
ken, wie sie vor manchem casus statt findet, oder, mit mer
warscheinlichkeit, an die anhängung des im umbrischen bräuch-
lichen i (pis-i, pir-i = latein. *quis-i, *quid-i); so entstünde
qua-i, ha-i, welches anhängepronomen sich dann nur in disem
falle durch innigeres verschmelzen bis in die spätere sprache
erhalten hätte.

In altirischen formen wie i (is, ea, id), als personal-
pronomen aber e (is), si (ea), se, de (hic, haec, hoc), an (rela-

Pronominale declin. Nomin. sing.

Die außdenung, in welcher dise declinationsweise in an-§. 264.
wendung komt, dar zu legen, muß der specialgrammatîk einer
jeden sprache überlaßen bleiben. Nur so vil sei bemerkt, daß
im deutschen sämtliche unbestimte adjectiva diser declinations-
weise folgen (die bestimten werden zu -n-stämmen erweitert
und folgen der nominalen declination); im litauischen und sla-
wischen schmilzt an das adjectivum das im ursprünglich als
selbständiges wort nach gesezte pronomen stamm ja (is) an,
z. b. lit. geràs-is für geras jis (jis = *jas, ὁ ἀγαθός), slaw.
msc. dobryj, ntr. dobroje, fem. dobraja, (ὁ ἀγαθός, τὸ ἀγαθόν,
ἡ ἀγαθή) auß dobrŭ i, dobra ja, dobro je u. s. f.; die durch
dise verschmelzung entstehenden veränderungen hat die spe-
cialgrammatik diser sprachen zu erörtern.

Nom. sing. Masc. und fem. wie in der nominalen decli-
nation, z. b. altind. ka-s (qui-s), sâ (ἡ) u. s. f. Nur die prono-
minalwurzel sa, die nur in disem casus gebräuchlich ist, ent-
riet ursprünglich des nominativ-s; altind. sa (und sas), griech.
, gotisch sa; im latein. felt ebenfals -s in is-te für *is-to-s
und so noch bei anderen stämmen; auch qui neben quis, hi-c
für *his-ce u. a. gehört hierher.

Altind. aj-ám, altbaktr. aêm; femin. ij-ám, altbaktr. îm,
(hic, haec; vergl. ah-ám ego, tú-bhj-am tibi s. o. pag. 474)
und andere formen diser und anderer sprachen (z. b. latein.
nom. sing. femin. hae-c quae, osk. paiͤ, neben latein. qua), sind
dunkel. Solche schwer zu erklärende meist vereinzelte formen
können in disem werke nicht erschepfend behandelt werden. Bei
hae-c, quae (neben ali-qua, si-qua), d. i. *hai-c, *quai, könte man
an eine unursprüngliche vermerung des stammes durch j den-
ken, wie sie vor manchem casus statt findet, oder, mit mer
warscheinlichkeit, an die anhängung des im umbrischen bräuch-
lichen i (pis-i, piṛ-i = latein. *quis-i, *quid-i); so entstünde
qua-i, ha-i, welches anhängepronomen sich dann nur in disem
falle durch innigeres verschmelzen bis in die spätere sprache
erhalten hätte.

In altirischen formen wie í (is, ea, id), als personal-
pronomen aber é (is), (ea), se, de (hic, haec, hoc), an (rela-

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[483/0209] Pronominale declin. Nomin. sing. Die außdenung, in welcher dise declinationsweise in an- wendung komt, dar zu legen, muß der specialgrammatîk einer jeden sprache überlaßen bleiben. Nur so vil sei bemerkt, daß im deutschen sämtliche unbestimte adjectiva diser declinations- weise folgen (die bestimten werden zu -n-stämmen erweitert und folgen der nominalen declination); im litauischen und sla- wischen schmilzt an das adjectivum das im ursprünglich als selbständiges wort nach gesezte pronomen stamm ja (is) an, z. b. lit. geràs-is für geras jis (jis = *jas, ὁ ἀγαθός), slaw. msc. dobryj, ntr. dobroje, fem. dobraja, (ὁ ἀγαθός, τὸ ἀγαθόν, ἡ ἀγαθή) auß dobrŭ i, dobra ja, dobro je u. s. f.; die durch dise verschmelzung entstehenden veränderungen hat die spe- cialgrammatik diser sprachen zu erörtern. §. 264. Nom. sing. Masc. und fem. wie in der nominalen decli- nation, z. b. altind. ka-s (qui-s), sâ (ἡ) u. s. f. Nur die prono- minalwurzel sa, die nur in disem casus gebräuchlich ist, ent- riet ursprünglich des nominativ-s; altind. sa (und sas), griech. ὁ, gotisch sa; im latein. felt ebenfals -s in is-te für *is-to-s und so noch bei anderen stämmen; auch qui neben quis, hi-c für *his-ce u. a. gehört hierher. Altind. aj-ám, altbaktr. aêm; femin. ij-ám, altbaktr. îm, (hic, haec; vergl. ah-ám ego, tú-bhj-am tibi s. o. pag. 474) und andere formen diser und anderer sprachen (z. b. latein. nom. sing. femin. hae-c quae, osk. paiͤ, neben latein. qua), sind dunkel. Solche schwer zu erklärende meist vereinzelte formen können in disem werke nicht erschepfend behandelt werden. Bei hae-c, quae (neben ali-qua, si-qua), d. i. *hai-c, *quai, könte man an eine unursprüngliche vermerung des stammes durch j den- ken, wie sie vor manchem casus statt findet, oder, mit mer warscheinlichkeit, an die anhängung des im umbrischen bräuch- lichen i (pis-i, piṛ-i = latein. *quis-i, *quid-i); so entstünde qua-i, ha-i, welches anhängepronomen sich dann nur in disem falle durch innigeres verschmelzen bis in die spätere sprache erhalten hätte. In altirischen formen wie í (is, ea, id), als personal- pronomen aber é (is), sí (ea), se, de (hic, haec, hoc), an (rela-

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/209>, abgerufen am 24.04.2024.