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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Futurum; Altind., Altbaktr., Griech.
futurbeziehung hat (vgl. latein. ero, eris u. s. f., für *esjo,§. 298.
*esjis; hier hat sich also dises praesens von as mit futurbe-
ziehung erhalten; ferner fälle wie latein. escit = *es-scit, VI;
griech. eimi II, a; die verba perfecta des slawischen und alt-
deutschen, welche sämtlich in der praesensform futurbeziehung
haben), tritt mit verlust des an lautenden a an den wurzelauß-
laut an. Der wurzelvocal wird bei stamverben teils gesteigert,
teils nicht. Das futurum ist erhalten im altindischen, altbak-
trischen, griechischen, lateinischen (reste), slawischen (reste)
und litauischen. Z. b. von wurzel da (dare), futurum 1. sing.
da-sja-mi, 2. da-sja-si u. s. f.; wurzel vak (loqui), fut. vak-
sja-mi
u. s. f., völlig wie die praesentia. Eben so bilden sich
die modus, soferne sie etwa schon in der ursprache gebraucht
wurden.

Altindisch. Wie in der urspr., z. b. 1. sing. da-sja-mi
(wurzel da dare); 3. sing. da-sja-ti u. s. f.; ne-sja-ti, wurzel
ni (ducere); vak-sja-ti; wurz. vak (loqui) u. s. f. Vile verba
nemen einen hilfsvocal i zwischen wurzelaußlaut und hilfsver-
bum, z. b. vas-i-sja-te, wurzel vas (sibi induere). Der wur-
zelaußlaut s dissimiliert sich unmittelbar vor disem sja zu t,
z. b. vat-sja-ti, wurzel vas (habitare). Medium wie beim prae-
sens, eben so die nur vereinzelt vor kommenden modus (opta-
tiv und imperativ).

Altbaktrisch. Das futurum ist nach Spiegel (Beitr.
II, 36) auß dem gebrauche geschwunden, sicher gestelt ist es
vor allem durch die merfach vor kommenden participia des fu-
turs, z. b. stamm busjant, part. fut. act. wurz. bu (fieri, esse);
jesjant, das selbe zu wurzel ja (ire) u. a., auß welchen sich
mit sicherheit das futurum ergibt, das also z. b. 1. sg. *bau-sje-mi,
3. bau-sje-iti (§. 27, 3) u. s. f., gelautet hat.

Griechisch. Durch die verschidenen wandlungen des
j und teilweise auch durch den außfall des s treten hier mer-
fache veränderungen der ursprünglich einen form ein.

1. j bleibt als i (§. 145, 1, a); dorische futura, z. b.
praxiomes für *prag-sjo-mes u. s. f.

2. j wird in e gewandelt (§. 145, 1, b), attische futura,

Futurum; Altind., Altbaktr., Griech.
futurbeziehung hat (vgl. latein. ero, eris u. s. f., für *esjo,§. 298.
*esjis; hier hat sich also dises praesens von as mit futurbe-
ziehung erhalten; ferner fälle wie latein. escit = *es-scit, VI;
griech. εἶμι II, a; die verba perfecta des slawischen und alt-
deutschen, welche sämtlich in der praesensform futurbeziehung
haben), tritt mit verlust des an lautenden a an den wurzelauß-
laut an. Der wurzelvocal wird bei stamverben teils gesteigert,
teils nicht. Das futurum ist erhalten im altindischen, altbak-
trischen, griechischen, lateinischen (reste), slawischen (reste)
und litauischen. Z. b. von wurzel da (dare), futurum 1. sing.
dâ-sjâ-mi, 2. dâ-sja-si u. s. f.; wurzel vak (loqui), fut. vak-
sjâ-mi
u. s. f., völlig wie die praesentia. Eben so bilden sich
die modus, soferne sie etwa schon in der ursprache gebraucht
wurden.

Altindisch. Wie in der urspr., z. b. 1. sing. dâ-sjấ-mi
(wurzel da dare); 3. sing. dâ-sjá-ti u. s. f.; nê-śjá-ti, wurzel
ni (ducere); vak-śjá-ti; wurz. vaḱ (loqui) u. s. f. Vile verba
nemen einen hilfsvocal i zwischen wurzelaußlaut und hilfsver-
bum, z. b. vas-i-śjá-tê, wurzel vas (sibi induere). Der wur-
zelaußlaut s dissimiliert sich unmittelbar vor disem sja zu t,
z. b. vat-sjá-ti, wurzel vas (habitare). Medium wie beim prae-
sens, eben so die nur vereinzelt vor kommenden modus (opta-
tiv und imperativ).

Altbaktrisch. Das futurum ist nach Spiegel (Beitr.
II, 36) auß dem gebrauche geschwunden, sicher gestelt ist es
vor allem durch die merfach vor kommenden participia des fu-
turs, z. b. stamm bŭśjant, part. fut. act. wurz. bu (fieri, esse);
jêśjant, das selbe zu wurzel ja (ire) u. a., auß welchen sich
mit sicherheit das futurum ergibt, das also z. b. 1. sg. *bû-śjê-mi,
3. bû-śjê-iti (§. 27, 3) u. s. f., gelautet hat.

Griechisch. Durch die verschidenen wandlungen des
j und teilweise auch durch den außfall des s treten hier mer-
fache veränderungen der ursprünglich einen form ein.

1. j bleibt als i (§. 145, 1, a); dorische futura, z. b.
πραξίομες für *πραγ-σϳο-μες u. s. f.

2. j wird in ε gewandelt (§. 145, 1, b), attische futura,

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[617/0343] Futurum; Altind., Altbaktr., Griech. futurbeziehung hat (vgl. latein. ero, eris u. s. f., für *esjo, *esjis; hier hat sich also dises praesens von as mit futurbe- ziehung erhalten; ferner fälle wie latein. escit = *es-scit, VI; griech. εἶμι II, a; die verba perfecta des slawischen und alt- deutschen, welche sämtlich in der praesensform futurbeziehung haben), tritt mit verlust des an lautenden a an den wurzelauß- laut an. Der wurzelvocal wird bei stamverben teils gesteigert, teils nicht. Das futurum ist erhalten im altindischen, altbak- trischen, griechischen, lateinischen (reste), slawischen (reste) und litauischen. Z. b. von wurzel da (dare), futurum 1. sing. dâ-sjâ-mi, 2. dâ-sja-si u. s. f.; wurzel vak (loqui), fut. vak- sjâ-mi u. s. f., völlig wie die praesentia. Eben so bilden sich die modus, soferne sie etwa schon in der ursprache gebraucht wurden. §. 298. Altindisch. Wie in der urspr., z. b. 1. sing. dâ-sjấ-mi (wurzel da dare); 3. sing. dâ-sjá-ti u. s. f.; nê-śjá-ti, wurzel ni (ducere); vak-śjá-ti; wurz. vaḱ (loqui) u. s. f. Vile verba nemen einen hilfsvocal i zwischen wurzelaußlaut und hilfsver- bum, z. b. vas-i-śjá-tê, wurzel vas (sibi induere). Der wur- zelaußlaut s dissimiliert sich unmittelbar vor disem sja zu t, z. b. vat-sjá-ti, wurzel vas (habitare). Medium wie beim prae- sens, eben so die nur vereinzelt vor kommenden modus (opta- tiv und imperativ). Altbaktrisch. Das futurum ist nach Spiegel (Beitr. II, 36) auß dem gebrauche geschwunden, sicher gestelt ist es vor allem durch die merfach vor kommenden participia des fu- turs, z. b. stamm bŭśjant, part. fut. act. wurz. bu (fieri, esse); jêśjant, das selbe zu wurzel ja (ire) u. a., auß welchen sich mit sicherheit das futurum ergibt, das also z. b. 1. sg. *bû-śjê-mi, 3. bû-śjê-iti (§. 27, 3) u. s. f., gelautet hat. Griechisch. Durch die verschidenen wandlungen des j und teilweise auch durch den außfall des s treten hier mer- fache veränderungen der ursprünglich einen form ein. 1. j bleibt als i (§. 145, 1, a); dorische futura, z. b. πραξίομες für *πραγ-σϳο-μες u. s. f. 2. j wird in ε gewandelt (§. 145, 1, b), attische futura,

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/343>, abgerufen am 26.04.2024.