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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Zusammen ges. neubildungen; Griech.
§. 300.

Der ursprung dises k ist dunkel. Villeicht ist es rest der
im altindischen zur umschreibung des perfects gebrauchten wur-
zel kar (facere).

Anm. Von 'hiatusaufhebendem einschube' in einer sprache zu re-
den, welche ein deiooen bildete, ist unstathaft; k aber als ver-
änderung von s an zu nemen, ist völlige wilkür und steht mit
den lautgesetzen des griechischen geradezu in widerspruch.

2. Das futurum exactum. Das futurum exactum ist
ein futurum vom perfectstamme, auch von der neubildung mit-
tels k; es wird eben so gebildet, wie das futurum und unter-
scheidet sich von disem nur durch den stamm, an welchen das
futurelement (§. 298, pag. 617) an tritt. Es versteht sich, daß
von dem erst ser spät und nur im activ ein gedrungenen schein-
baren außlaute a des perfectstammes (pg. 557 f.) hier keine
spur vorhanden ist.

Beispile. Perfect. lelu, davon fut. exactum lelu-somai;
perfectstamm peprag, davon peprag-somai, d. i. pepraxomai;
perfectstamm tethnek, futurum exact. tethnek-so, d. i. tethnexo
u. s. f.

3. Das zusammen gesezte plusquamperfectum
des activs
. An den perfectstamm tritt ein praeteritum (der
form nach ein aorist) von wurz. es, näml. sing. 1. *esa-(m),
2. *esa-s, 3. *ese-(t); pl. 1. *esa-men, 2. *esa-te, 3. *esa-n(t);
vor den selben das augment, z. b. 1. sing. *e-pepoith-esa-m,
darauß (§. 145, 2, c) bei Hom. epepoithea, zusammen gezo
gen epepoithe oder epepoithei und epepoithei-n; ea zu ei zu-
sammen gezogen, nach analogie der 3. person (wie poleas
gleich polees zu poleis wird); 2. *e-pepoith-esa-s, darauß
epepoitheas, epepoitheis; 3. *e-pepoith-ese-t, darauß e-pepoith-ee,
epepoithei u. s. f.; nur in der 3. person plur. bleibt nach ana-
logie der hier häufigen endung -san (pg. 524) epepoithesan,
one außstoßung des s.

4. Der aoristus passivi I. form sezt, bei activen perso-
nalendungen, e an die wurzel, welches in indicativ und im-
perativ zu e gesteigert erscheint und nicht wie der außlaut
eines tempusstammes, sondern wie ein wurzelaußlaut behandelt

Zusammen ges. neubildungen; Griech.
§. 300.

Der ursprung dises ϰ ist dunkel. Villeicht ist es rest der
im altindischen zur umschreibung des perfects gebrauchten wur-
zel kar (facere).

Anm. Von ‘hiatusaufhebendem einschube’ in einer sprache zu re-
den, welche ein δηϊόῳεν bildete, ist unstathaft; k aber als ver-
änderung von σ an zu nemen, ist völlige wilkür und steht mit
den lautgesetzen des griechischen geradezu in widerspruch.

2. Das futurum exactum. Das futurum exactum ist
ein futurum vom perfectstamme, auch von der neubildung mit-
tels ϰ; es wird eben so gebildet, wie das futurum und unter-
scheidet sich von disem nur durch den stamm, an welchen das
futurelement (§. 298, pag. 617) an tritt. Es versteht sich, daß
von dem erst ser spät und nur im activ ein gedrungenen schein-
baren außlaute α des perfectstammes (pg. 557 f.) hier keine
spur vorhanden ist.

Beispile. Perfect. λελυ, davon fut. exactum λελύ-σομαι;
perfectstamm πεπραγ, davon πεπράγ-σομαι, d. i. πεπράξομαι;
perfectstamm τεθνηϰ, futurum exact. τεθνήϰ-σω, d. i. τεθνήξω
u. s. f.

3. Das zusammen gesezte plusquamperfectum
des activs
. An den perfectstamm tritt ein praeteritum (der
form nach ein aorist) von wurz. ἐς, näml. sing. 1. *ἐσα-(μ),
2. *ἐσα-ς, 3. *ἐσε-(τ); pl. 1. *ἐσα-μεν, 2. *ἐσα-τε, 3. *ἐσα-ν(τ);
vor den selben das augment, z. b. 1. sing. *ἐ-πεποιθ-εσα-μ,
darauß (§. 145, 2, c) bei Hom. ἐπεποίθεα, zusammen gezo
gen ἐπεποίθη oder ἐπεποίθει und ἐπεποίθει-ν; εα zu ει zu-
sammen gezogen, nach analogie der 3. person (wie πόλεας
gleich πόλεες zu πόλεις wird); 2. *ἐ-πεποιθ-εσα-ς, darauß
ἐπεποίθεας, ἐπεποίθεις; 3. *ἐ-πεποιθ-εσε-τ, darauß ἐ-πεποίθ-εε,
ἐπεποίθει u. s. f.; nur in der 3. person plur. bleibt nach ana-
logie der hier häufigen endung -σαν (pg. 524) ἐπεποίθεσαν,
one außstoßung des σ.

4. Der aoristus passivi I. form sezt, bei activen perso-
nalendungen, ε an die wurzel, welches in indicativ und im-
perativ zu η gesteigert erscheint und nicht wie der außlaut
eines tempusstammes, sondern wie ein wurzelaußlaut behandelt

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[622/0348] Zusammen ges. neubildungen; Griech. Der ursprung dises ϰ ist dunkel. Villeicht ist es rest der im altindischen zur umschreibung des perfects gebrauchten wur- zel kar (facere). Anm. Von ‘hiatusaufhebendem einschube’ in einer sprache zu re- den, welche ein δηϊόῳεν bildete, ist unstathaft; k aber als ver- änderung von σ an zu nemen, ist völlige wilkür und steht mit den lautgesetzen des griechischen geradezu in widerspruch. 2. Das futurum exactum. Das futurum exactum ist ein futurum vom perfectstamme, auch von der neubildung mit- tels ϰ; es wird eben so gebildet, wie das futurum und unter- scheidet sich von disem nur durch den stamm, an welchen das futurelement (§. 298, pag. 617) an tritt. Es versteht sich, daß von dem erst ser spät und nur im activ ein gedrungenen schein- baren außlaute α des perfectstammes (pg. 557 f.) hier keine spur vorhanden ist. Beispile. Perfect. λελυ, davon fut. exactum λελύ-σομαι; perfectstamm πεπραγ, davon πεπράγ-σομαι, d. i. πεπράξομαι; perfectstamm τεθνηϰ, futurum exact. τεθνήϰ-σω, d. i. τεθνήξω u. s. f. 3. Das zusammen gesezte plusquamperfectum des activs. An den perfectstamm tritt ein praeteritum (der form nach ein aorist) von wurz. ἐς, näml. sing. 1. *ἐσα-(μ), 2. *ἐσα-ς, 3. *ἐσε-(τ); pl. 1. *ἐσα-μεν, 2. *ἐσα-τε, 3. *ἐσα-ν(τ); vor den selben das augment, z. b. 1. sing. *ἐ-πεποιθ-εσα-μ, darauß (§. 145, 2, c) bei Hom. ἐπεποίθεα, zusammen gezo gen ἐπεποίθη oder ἐπεποίθει und ἐπεποίθει-ν; εα zu ει zu- sammen gezogen, nach analogie der 3. person (wie πόλεας gleich πόλεες zu πόλεις wird); 2. *ἐ-πεποιθ-εσα-ς, darauß ἐπεποίθεας, ἐπεποίθεις; 3. *ἐ-πεποιθ-εσε-τ, darauß ἐ-πεποίθ-εε, ἐπεποίθει u. s. f.; nur in der 3. person plur. bleibt nach ana- logie der hier häufigen endung -σαν (pg. 524) ἐπεποίθεσαν, one außstoßung des σ. 4. Der aoristus passivi I. form sezt, bei activen perso- nalendungen, ε an die wurzel, welches in indicativ und im- perativ zu η gesteigert erscheint und nicht wie der außlaut eines tempusstammes, sondern wie ein wurzelaußlaut behandelt

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 622. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/348>, abgerufen am 27.04.2024.