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Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862.

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Altind. participium auf -tav-ja.
pitar (pater); rahas-ja (clandestinus), stamm rahas (neutr. res§. 223.
arcana, occulta). Stämme auf a verlieren disen iren außlaut
vor ja, z. b. dhan-ja (dives) von stamm dhana (neutr. divitiae)
u. s. f. Mit steigerung des zu grunde ligenden stammes wird
gebildet z. b. rtav-ja (adj. quod attinet anni tempus von rtu anni
tempus); madhur-ja (ntr. dulcedo) von stamm madhura (adj. dul-
cis); kaur-ja (ntr. furtum) von stamm kora (masc. fur) u. a.

Diß suffix fügt sich an ein nomen actionis auf -tu (s. u.),
welches -tu dann gewönlich zu -tav gesteigert wird, seltner
bleibt es ungesteigert. So entsteht mit steigerung von -tu das
zusammen gesezte suffix -tav-ja, diß ist in gewönlichem ge-
brauche; mit ungesteigertem -tu bildet sich -tvja, das nur in
der älteren sprache sich findet; auß disem lezteren entsteht
durch verflüchtigung des v der gruppe tvj das suffix -tja, das
in gewissen fällen in der gewönlichen sprache gebräuchlich ist;
durch verlust des j bildete sich auß -tvja das nur der vedischen
sprache eigene -tva. Dise suffixe -tav-ja, -tv-ja, -t-ja, tv-a, die
also ursprünglich identisch sind, haben die selbe function wie
das einfache -ja, nämlich die eines particips der notwendigkeit.

Vor -tav-ja (oder -tav-ja) werden die meisten wurzelvocale
gesteigert, so die auß lautenden sämtlich, inlautend auch i und
u, z. b. da-tavja, wurz. da (dare); e-tavja, wurz. i (ire); sto-
tavja,
wurz. stu (laudare); khettavja für *khed-tavja, wurz.
khid (findere); jok-tavja für *jog-tavja, wurz. jug (jungere);
aber pak-tavja, wurz. pak (coquere); kar-tavja, wurz. kar (fa-
cere) u. s. f., one steigerung des wurzelvocales, da a im alt-
indischen, seinen schwächungen gegenüber, als steigerung ge-
fült wird (§. 6). Auch hier findet sich in gewissen fällen der
hilfsvocal i, ei zwischen wurzelaußlaut und suffix, z. b. bodh-i-
tav-ja
, wurz. budh (scire); grah-ei-tavja, wurz. grah (capere) u.
s. f. Beispile für die verkürzten formen des suffixes sind ved.
kr-tvja, später kr-tja, wurz. kar (facere); deshalb ist wol auch
in formen auf -tja, denen keinen vedischen auf -tvja zur seite
stehen, wie z. b. in i-tja, wurz. i (ire); stu-tja, wurz. stu (lau-
dare); bhr-tja, wurz. bhar (ferre) u. a. dgl. -tja als auß -tvja
entstanden an zu nemen. Auffällig ist hier jedoch die nicht-

Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 23

Altind. participium auf -tav-ja.
pitár (pater); rahas-jà (clandestinus), stamm ráhas (neutr. res§. 223.
arcana, occulta). Stämme auf a verlieren disen iren außlaut
vor ja, z. b. dhán-ja (dives) von stamm dhána (neutr. divitiae)
u. s. f. Mit steigerung des zu grunde ligenden stammes wird
gebildet z. b. rtav-jà (adj. quod attinet anni tempus von rtú anni
tempus); mấdhur-ja (ntr. dulcedo) von stamm madhurá (adj. dul-
cis); ḱâur-ja (ntr. furtum) von stamm ḱôrá (masc. fur) u. a.

Diß suffix fügt sich an ein nomen actionis auf -tu (s. u.),
welches -tu dann gewönlich zu -tav gesteigert wird, seltner
bleibt es ungesteigert. So entsteht mit steigerung von -tu das
zusammen gesezte suffix -tav-ja, diß ist in gewönlichem ge-
brauche; mit ungesteigertem -tu bildet sich -tvja, das nur in
der älteren sprache sich findet; auß disem lezteren entsteht
durch verflüchtigung des v der gruppe tvj das suffix -tja, das
in gewissen fällen in der gewönlichen sprache gebräuchlich ist;
durch verlust des j bildete sich auß -tvja das nur der vêdischen
sprache eigene -tva. Dise suffixe -tav-ja, -tv-ja, -t-ja, tv-a, die
also ursprünglich identisch sind, haben die selbe function wie
das einfache -ja, nämlich die eines particips der notwendigkeit.

Vor -tav-jà (oder -táv-ja) werden die meisten wurzelvocale
gesteigert, so die auß lautenden sämtlich, inlautend auch i und
u, z. b. dâ-tavja, wurz. da (dare); ê-tavja, wurz. i (ire); stô-
tavja,
wurz. stu (laudare); ḱhêttavja für *ḱhêd-tavja, wurz.
ḱhid (findere); jôk-tavja für *jôg-tavja, wurz. juǵ (jungere);
aber pak-tavja, wurz. paḱ (coquere); kar-tavja, wurz. kar (fa-
cere) u. s. f., one steigerung des wurzelvocales, da a im alt-
indischen, seinen schwächungen gegenüber, als steigerung ge-
fült wird (§. 6). Auch hier findet sich in gewissen fällen der
hilfsvocal i, î zwischen wurzelaußlaut und suffix, z. b. bôdh-i-
tav-ja
, wurz. budh (scire); grah-î-tavjá, wurz. grah (capere) u.
s. f. Beispile für die verkürzten formen des suffixes sind vêd.
kŕ-tvja, später kŕ-tja, wurz. kar (facere); deshalb ist wol auch
in formen auf -tja, denen keinen vêdischen auf -tvja zur seite
stehen, wie z. b. in í-tja, wurz. i (ire); stú-tja, wurz. stu (lau-
dare); bhŕ-tja, wurz. bhar (ferre) u. a. dgl. -tja als auß -tvja
entstanden an zu nemen. Auffällig ist hier jedoch die nicht-

Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 23
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[349/0075] Altind. participium auf -tav-ja. pitár (pater); rahas-jà (clandestinus), stamm ráhas (neutr. res arcana, occulta). Stämme auf a verlieren disen iren außlaut vor ja, z. b. dhán-ja (dives) von stamm dhána (neutr. divitiae) u. s. f. Mit steigerung des zu grunde ligenden stammes wird gebildet z. b. rtav-jà (adj. quod attinet anni tempus von rtú anni tempus); mấdhur-ja (ntr. dulcedo) von stamm madhurá (adj. dul- cis); ḱâur-ja (ntr. furtum) von stamm ḱôrá (masc. fur) u. a. §. 223. Diß suffix fügt sich an ein nomen actionis auf -tu (s. u.), welches -tu dann gewönlich zu -tav gesteigert wird, seltner bleibt es ungesteigert. So entsteht mit steigerung von -tu das zusammen gesezte suffix -tav-ja, diß ist in gewönlichem ge- brauche; mit ungesteigertem -tu bildet sich -tvja, das nur in der älteren sprache sich findet; auß disem lezteren entsteht durch verflüchtigung des v der gruppe tvj das suffix -tja, das in gewissen fällen in der gewönlichen sprache gebräuchlich ist; durch verlust des j bildete sich auß -tvja das nur der vêdischen sprache eigene -tva. Dise suffixe -tav-ja, -tv-ja, -t-ja, tv-a, die also ursprünglich identisch sind, haben die selbe function wie das einfache -ja, nämlich die eines particips der notwendigkeit. Vor -tav-jà (oder -táv-ja) werden die meisten wurzelvocale gesteigert, so die auß lautenden sämtlich, inlautend auch i und u, z. b. dâ-tavja, wurz. da (dare); ê-tavja, wurz. i (ire); stô- tavja, wurz. stu (laudare); ḱhêttavja für *ḱhêd-tavja, wurz. ḱhid (findere); jôk-tavja für *jôg-tavja, wurz. juǵ (jungere); aber pak-tavja, wurz. paḱ (coquere); kar-tavja, wurz. kar (fa- cere) u. s. f., one steigerung des wurzelvocales, da a im alt- indischen, seinen schwächungen gegenüber, als steigerung ge- fült wird (§. 6). Auch hier findet sich in gewissen fällen der hilfsvocal i, î zwischen wurzelaußlaut und suffix, z. b. bôdh-i- tav-ja, wurz. budh (scire); grah-î-tavjá, wurz. grah (capere) u. s. f. Beispile für die verkürzten formen des suffixes sind vêd. kŕ-tvja, später kŕ-tja, wurz. kar (facere); deshalb ist wol auch in formen auf -tja, denen keinen vêdischen auf -tvja zur seite stehen, wie z. b. in í-tja, wurz. i (ire); stú-tja, wurz. stu (lau- dare); bhŕ-tja, wurz. bhar (ferre) u. a. dgl. -tja als auß -tvja entstanden an zu nemen. Auffällig ist hier jedoch die nicht- Schleicher, vergl. gramm. d. indog. spr. 23

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Zitationshilfe: Schleicher, August: Compendium der vergleichenden Grammatik der indogermanischen Sprachen. Bd. 2. Weimar, 1862, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schleicher_indogermanische02_1862/75>, abgerufen am 19.04.2024.