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Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874.

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die steinernen werkzeuge.
denn am Mittwoch kam die Steinperiode in noch viel
vollerm Masse wieder zum Vorschein und dauerte auch
gestern den ganzen Tag fort. Heute kann leider, eines
starken Gewitterregens wegen, nicht gearbeitet werden.

Vieles mir ganz Unerklärliche finde ich in dieser
Steinperiode, und ich halte es daher für nöthig, alles
so umständlich als möglich darzustellen, hoffend, dass
der eine oder der andere meiner geehrten Collegen im
Stande sein wird, über die mir dunkeln Punkte Auf-
klärung zu geben.

Erstens erstaune ich, dass ich hier auf der höchsten
Stelle des Berges, wo doch nach allem Vermuthen die
vornehmsten Gebäude gestanden haben müssen, schon
in 4 1/2 Meter Tiefe auf die Steinperiode stiess, während
ich bei meinem nur 20 Meter davon entfernten vorjäh-
rigen tiefern Graben in 5 Meter Tiefe, wie bereits er-
wähnt, eine 2 Meter dicke Mauer fand, die durchaus
nicht uralt ist, und dort keine Spur von der Stein-
periode entdeckte, obgleich ich jene Ausgrabung bis
zu einer Tiefe von 8 Meter brachte. Dies ist wol
nicht anders zu erklären, als dass der Berg auf jener
Stelle, wo die Mauer ist, sehr niedrig gewesen sein muss,
und dass diese niedrige Stelle allmählich durch Schutt
aufgehäuft worden ist.

Ferner verstehe ich nicht, wie es möglich ist, dass
ich in der gegenwärtigen Schicht auf der ganzen Länge
meiner Ausgrabung, die jetzt wenigstens 56 Meter be-
tragen muss, und bis zur Mündung derselben, das ist bis
zum steilen Abhang, steinerne Werkzeuge finde, die
doch offenbar beweisen, dass die steile Seite des Berges
auf jener Stelle seit der Steinperiode nicht durch von

die steinernen werkzeuge.
denn am Mittwoch kam die Steinperiode in noch viel
vollerm Masse wieder zum Vorschein und dauerte auch
gestern den ganzen Tag fort. Heute kann leider, eines
starken Gewitterregens wegen, nicht gearbeitet werden.

Vieles mir ganz Unerklärliche finde ich in dieser
Steinperiode, und ich halte es daher für nöthig, alles
so umständlich als möglich darzustellen, hoffend, dass
der eine oder der andere meiner geehrten Collegen im
Stande sein wird, über die mir dunkeln Punkte Auf-
klärung zu geben.

Erstens erstaune ich, dass ich hier auf der höchsten
Stelle des Berges, wo doch nach allem Vermuthen die
vornehmsten Gebäude gestanden haben müssen, schon
in 4 ½ Meter Tiefe auf die Steinperiode stiess, während
ich bei meinem nur 20 Meter davon entfernten vorjäh-
rigen tiefern Graben in 5 Meter Tiefe, wie bereits er-
wähnt, eine 2 Meter dicke Mauer fand, die durchaus
nicht uralt ist, und dort keine Spur von der Stein-
periode entdeckte, obgleich ich jene Ausgrabung bis
zu einer Tiefe von 8 Meter brachte. Dies ist wol
nicht anders zu erklären, als dass der Berg auf jener
Stelle, wo die Mauer ist, sehr niedrig gewesen sein muss,
und dass diese niedrige Stelle allmählich durch Schutt
aufgehäuft worden ist.

Ferner verstehe ich nicht, wie es möglich ist, dass
ich in der gegenwärtigen Schicht auf der ganzen Länge
meiner Ausgrabung, die jetzt wenigstens 56 Meter be-
tragen muss, und bis zur Mündung derselben, das ist bis
zum steilen Abhang, steinerne Werkzeuge finde, die
doch offenbar beweisen, dass die steile Seite des Berges
auf jener Stelle seit der Steinperiode nicht durch von

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[22/0088] die steinernen werkzeuge. denn am Mittwoch kam die Steinperiode in noch viel vollerm Masse wieder zum Vorschein und dauerte auch gestern den ganzen Tag fort. Heute kann leider, eines starken Gewitterregens wegen, nicht gearbeitet werden. Vieles mir ganz Unerklärliche finde ich in dieser Steinperiode, und ich halte es daher für nöthig, alles so umständlich als möglich darzustellen, hoffend, dass der eine oder der andere meiner geehrten Collegen im Stande sein wird, über die mir dunkeln Punkte Auf- klärung zu geben. Erstens erstaune ich, dass ich hier auf der höchsten Stelle des Berges, wo doch nach allem Vermuthen die vornehmsten Gebäude gestanden haben müssen, schon in 4 ½ Meter Tiefe auf die Steinperiode stiess, während ich bei meinem nur 20 Meter davon entfernten vorjäh- rigen tiefern Graben in 5 Meter Tiefe, wie bereits er- wähnt, eine 2 Meter dicke Mauer fand, die durchaus nicht uralt ist, und dort keine Spur von der Stein- periode entdeckte, obgleich ich jene Ausgrabung bis zu einer Tiefe von 8 Meter brachte. Dies ist wol nicht anders zu erklären, als dass der Berg auf jener Stelle, wo die Mauer ist, sehr niedrig gewesen sein muss, und dass diese niedrige Stelle allmählich durch Schutt aufgehäuft worden ist. Ferner verstehe ich nicht, wie es möglich ist, dass ich in der gegenwärtigen Schicht auf der ganzen Länge meiner Ausgrabung, die jetzt wenigstens 56 Meter be- tragen muss, und bis zur Mündung derselben, das ist bis zum steilen Abhang, steinerne Werkzeuge finde, die doch offenbar beweisen, dass die steile Seite des Berges auf jener Stelle seit der Steinperiode nicht durch von

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Zitationshilfe: Schliemann, Heinrich: Trojanische Alterthümer. Bericht über die Ausgrabungen in Troja. Leipzig, 1874, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schliemann_trojanische_1874/88>, abgerufen am 23.04.2024.