Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772.

Bild:
<< vorherige Seite
Synchronistische Anordnung.

Sind aber diese allgemeine Abtheilun-
gen einmal dem Gedächtnisse geläufig wor-
den, und hat sich allmälich ein Vorrath von
Factis aus allen Zeitaltern gesammlet: als-
dann, aber eher nicht, geht der zweite
Cursus an; dann ordne ich sie specieller;
dann wage ich es, dem Gedächtnisse so gar
besondre Namen einzelner Jahrhunderte (z.
Ex. das Jahrhundert Hannibals, der Cim-
bern, Attila's, Timur's etc.) aufzubürden,
und folgendes Schema vorzulegen -- nicht
zum auswendig lernen, sondern zum öfte-
ren Anschauen, damit die Seele, indem sie
ihre Aufmerksamkeit in das Detail verstreut,
immer zum allgemeinen zurückkehre, Einzel-
heiten in das Ganze einschichte, die im
Schema verzeichnete gleichzeitige Personen
und Vorfälle als gleichzeitig denke, die aus-
gelaßnen durch chronologische Soriten (§.
22. III.) hinzuschliesse, und die Abstände zwi-
schen denselben gleichsam mechanisch messen
lerne.

A.
F 4
Synchroniſtiſche Anordnung.

Sind aber dieſe allgemeine Abtheilun-
gen einmal dem Gedaͤchtniſſe gelaͤufig wor-
den, und hat ſich allmaͤlich ein Vorrath von
Factis aus allen Zeitaltern geſammlet: als-
dann, aber eher nicht, geht der zweite
Curſus an; dann ordne ich ſie ſpecieller;
dann wage ich es, dem Gedaͤchtniſſe ſo gar
beſondre Namen einzelner Jahrhunderte (z.
Ex. das Jahrhundert Hannibals, der Cim-
bern, Attila’s, Timur’s ꝛc.) aufzubuͤrden,
und folgendes Schema vorzulegen — nicht
zum auswendig lernen, ſondern zum oͤfte-
ren Anſchauen, damit die Seele, indem ſie
ihre Aufmerkſamkeit in das Detail verſtreut,
immer zum allgemeinen zuruͤckkehre, Einzel-
heiten in das Ganze einſchichte, die im
Schema verzeichnete gleichzeitige Perſonen
und Vorfaͤlle als gleichzeitig denke, die aus-
gelaßnen durch chronologiſche Soriten (§.
22. III.) hinzuſchlieſſe, und die Abſtaͤnde zwi-
ſchen denſelben gleichſam mechaniſch meſſen
lerne.

A.
F 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0099" n="87"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Synchroni&#x017F;ti&#x017F;che Anordnung.</hi> </fw><lb/>
          <p>Sind aber die&#x017F;e allgemeine Abtheilun-<lb/>
gen einmal dem Geda&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e gela&#x0364;ufig wor-<lb/>
den, und hat &#x017F;ich allma&#x0364;lich ein Vorrath von<lb/>
Factis aus allen Zeitaltern ge&#x017F;ammlet: als-<lb/>
dann, aber eher nicht, geht der <hi rendition="#fr">zweite</hi><lb/>
Cur&#x017F;us an; dann ordne ich &#x017F;ie &#x017F;pecieller;<lb/>
dann wage ich es, dem Geda&#x0364;chtni&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o gar<lb/>
be&#x017F;ondre Namen einzelner Jahrhunderte (z.<lb/>
Ex. das Jahrhundert Hannibals, der Cim-<lb/>
bern, Attila&#x2019;s, Timur&#x2019;s &#xA75B;c.) aufzubu&#x0364;rden,<lb/>
und folgendes Schema vorzulegen &#x2014; nicht<lb/>
zum auswendig lernen, &#x017F;ondern zum o&#x0364;fte-<lb/>
ren An&#x017F;chauen, damit die Seele, indem &#x017F;ie<lb/>
ihre Aufmerk&#x017F;amkeit in das Detail ver&#x017F;treut,<lb/>
immer zum allgemeinen zuru&#x0364;ckkehre, Einzel-<lb/>
heiten in das Ganze ein&#x017F;chichte, die im<lb/>
Schema verzeichnete gleichzeitige Per&#x017F;onen<lb/>
und Vorfa&#x0364;lle als gleichzeitig denke, die aus-<lb/>
gelaßnen durch chronologi&#x017F;che Soriten (§.<lb/>
22. <hi rendition="#aq">III.</hi>) hinzu&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e, und die Ab&#x017F;ta&#x0364;nde zwi-<lb/>
&#x017F;chen den&#x017F;elben gleich&#x017F;am mechani&#x017F;ch me&#x017F;&#x017F;en<lb/>
lerne.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">F 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">A.</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[87/0099] Synchroniſtiſche Anordnung. Sind aber dieſe allgemeine Abtheilun- gen einmal dem Gedaͤchtniſſe gelaͤufig wor- den, und hat ſich allmaͤlich ein Vorrath von Factis aus allen Zeitaltern geſammlet: als- dann, aber eher nicht, geht der zweite Curſus an; dann ordne ich ſie ſpecieller; dann wage ich es, dem Gedaͤchtniſſe ſo gar beſondre Namen einzelner Jahrhunderte (z. Ex. das Jahrhundert Hannibals, der Cim- bern, Attila’s, Timur’s ꝛc.) aufzubuͤrden, und folgendes Schema vorzulegen — nicht zum auswendig lernen, ſondern zum oͤfte- ren Anſchauen, damit die Seele, indem ſie ihre Aufmerkſamkeit in das Detail verſtreut, immer zum allgemeinen zuruͤckkehre, Einzel- heiten in das Ganze einſchichte, die im Schema verzeichnete gleichzeitige Perſonen und Vorfaͤlle als gleichzeitig denke, die aus- gelaßnen durch chronologiſche Soriten (§. 22. III.) hinzuſchlieſſe, und die Abſtaͤnde zwi- ſchen denſelben gleichſam mechaniſch meſſen lerne. A. F 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/99
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 1. Göttingen u. a., 1772, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie01_1772/99>, abgerufen am 20.04.2024.