Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



wollte. Der gemeine Mann glaubt allzu-
gern, daß die Sterngen, die bei heller Nacht
da oben am Firmamente flinkern, blos für
ihn
da wären, wie die Pracht des Dianen-
tempels für Gellerts Fliege. Auch zittert
er zurück, so bald er von Myriaden Jahren
hört; und meint, beim ersten Schritte jen-
seits der 6000 Jahre trete man in die Ewig-
keit ein ......

Aber mit der Universalhistorie hat es
eine andre Bewandtniß: da finden sich nicht
selten Zuhörer ein, die Mineralogie verste-
hen, und bereits Gruben befaren haben,
oder solches nächstens thun werden. Wenn
ich nun denen die sogenannte Schöpfungs-
geschichte auf Calovischen Fuß erkläre: so
verachten sie mich wegen meiner Unwissen-
heit. Und wenn ich ihnen gar sage, so
sagt Mose:
was für schlimme Folgen kan
mein unphysischer Vortrag alsdenn nicht bei
grübelnden Köpfen haben?

§. 31.
Die Obelisken und Pyramidenperio-
de
in Egypten!

Den Ausdruck versteht Hr. H. wol nicht.
Aber was thut man in dem Falle? -- Man

fragt,



wollte. Der gemeine Mann glaubt allzu-
gern, daß die Sterngen, die bei heller Nacht
da oben am Firmamente flinkern, blos fuͤr
ihn
da waͤren, wie die Pracht des Dianen-
tempels fuͤr Gellerts Fliege. Auch zittert
er zuruͤck, ſo bald er von Myriaden Jahren
hoͤrt; und meint, beim erſten Schritte jen-
ſeits der 6000 Jahre trete man in die Ewig-
keit ein ......

Aber mit der Univerſalhiſtorie hat es
eine andre Bewandtniß: da finden ſich nicht
ſelten Zuhoͤrer ein, die Mineralogie verſte-
hen, und bereits Gruben befaren haben,
oder ſolches naͤchſtens thun werden. Wenn
ich nun denen die ſogenannte Schoͤpfungs-
geſchichte auf Caloviſchen Fuß erklaͤre: ſo
verachten ſie mich wegen meiner Unwiſſen-
heit. Und wenn ich ihnen gar ſage, ſo
ſagt Moſe:
was fuͤr ſchlimme Folgen kan
mein unphyſiſcher Vortrag alsdenn nicht bei
gruͤbelnden Koͤpfen haben?

§. 31.
Die Obeliſken und Pyramidenperio-
de
in Egypten!

Den Ausdruck verſteht Hr. H. wol nicht.
Aber was thut man in dem Falle? — Man

fragt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0147" n="351[127]"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> wollte. Der gemeine Mann glaubt allzu-<lb/>
gern, daß die Sterngen, die bei heller Nacht<lb/>
da oben am Firmamente flinkern, blos <hi rendition="#fr">fu&#x0364;r<lb/>
ihn</hi> da wa&#x0364;ren, wie die Pracht des Dianen-<lb/>
tempels fu&#x0364;r Gellerts Fliege. Auch zittert<lb/>
er zuru&#x0364;ck, &#x017F;o bald er von Myriaden Jahren<lb/>
ho&#x0364;rt; und meint, beim er&#x017F;ten Schritte jen-<lb/>
&#x017F;eits der 6000 Jahre trete man in die Ewig-<lb/>
keit ein ......</p><lb/>
          <p>Aber mit der Univer&#x017F;alhi&#x017F;torie hat es<lb/>
eine andre Bewandtniß: da finden &#x017F;ich nicht<lb/>
&#x017F;elten Zuho&#x0364;rer ein, die Mineralogie ver&#x017F;te-<lb/>
hen, und bereits Gruben befaren haben,<lb/>
oder &#x017F;olches na&#x0364;ch&#x017F;tens thun werden. Wenn<lb/>
ich nun denen die &#x017F;ogenannte Scho&#x0364;pfungs-<lb/>
ge&#x017F;chichte auf Calovi&#x017F;chen Fuß erkla&#x0364;re: &#x017F;o<lb/>
verachten &#x017F;ie mich wegen meiner Unwi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit. Und wenn ich ihnen gar &#x017F;age, <hi rendition="#fr">&#x017F;o<lb/>
&#x017F;agt Mo&#x017F;e:</hi> was fu&#x0364;r &#x017F;chlimme Folgen kan<lb/>
mein unphy&#x017F;i&#x017F;cher Vortrag alsdenn nicht bei<lb/>
gru&#x0364;belnden Ko&#x0364;pfen haben?</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 31.</head><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Die <hi rendition="#i">Obeli&#x017F;ken</hi> und <hi rendition="#i">Pyramidenperio-<lb/>
de</hi> in Egypten!</hi> </hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p>Den Ausdruck ver&#x017F;teht Hr. H. wol nicht.<lb/>
Aber was thut man in dem Falle? &#x2014; Man<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fragt,</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351[127]/0147] wollte. Der gemeine Mann glaubt allzu- gern, daß die Sterngen, die bei heller Nacht da oben am Firmamente flinkern, blos fuͤr ihn da waͤren, wie die Pracht des Dianen- tempels fuͤr Gellerts Fliege. Auch zittert er zuruͤck, ſo bald er von Myriaden Jahren hoͤrt; und meint, beim erſten Schritte jen- ſeits der 6000 Jahre trete man in die Ewig- keit ein ...... Aber mit der Univerſalhiſtorie hat es eine andre Bewandtniß: da finden ſich nicht ſelten Zuhoͤrer ein, die Mineralogie verſte- hen, und bereits Gruben befaren haben, oder ſolches naͤchſtens thun werden. Wenn ich nun denen die ſogenannte Schoͤpfungs- geſchichte auf Caloviſchen Fuß erklaͤre: ſo verachten ſie mich wegen meiner Unwiſſen- heit. Und wenn ich ihnen gar ſage, ſo ſagt Moſe: was fuͤr ſchlimme Folgen kan mein unphyſiſcher Vortrag alsdenn nicht bei gruͤbelnden Koͤpfen haben? §. 31. Die Obeliſken und Pyramidenperio- de in Egypten! Den Ausdruck verſteht Hr. H. wol nicht. Aber was thut man in dem Falle? — Man fragt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/147
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 351[127]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/147>, abgerufen am 19.03.2024.