Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773.

Bild:
<< vorherige Seite



scheinen darinn zu liegen. Damit ich Hrn. H.
nicht unrecht thue, will ich, ehe ich weiter
gehe, den ganzen Galimathias wörtlich aber
Sätzeweis hersetzen, und analysiren. Mit
Hrn. Herders Worten: ich will ihm seine
Luftblasen -- ganz leicht, ohne Lanzette, es
sind nur Schaumblasen -- aufstechen.

§. 15.
1. Es sollte leicht seyn, eben aus
den verunglückten Versuchen
(vieler
andren, von denen vorhin geredet wurde)
zu zeigen, daß sich das alles weit leich-
ter sagen als thun lasse
(was ich in den
2 ersten Kapiteln meines Jdeals gesagt).

I. Daß sich das leichter sagen als thun
lasse, da hat Hr. H. völlig Recht: kein
Mensch läugnet ihm das. Aber gesagt
muß es auch werden, ehe es gethan wird:
und sagen kann es nicht eimal einer, beur-
teilen das gesagte kan nicht einmal einer, als
wer einige Präsumtion vor sich hat, daß er
es auch thun könne. Ein Haus bauen, ist
schwerer, als den Riß und Bauanschlag
dazu machen. Aber kein Vernünftiger baut
ein beträchtliches Haus ohne beides.

II. Aber, sagte Hr. H. vorhin, so ei-
nen Plan und Bauriß haben wir schon längst.

Das



ſcheinen darinn zu liegen. Damit ich Hrn. H.
nicht unrecht thue, will ich, ehe ich weiter
gehe, den ganzen Galimathias woͤrtlich aber
Saͤtzeweis herſetzen, und analyſiren. Mit
Hrn. Herders Worten: ich will ihm ſeine
Luftblaſen — ganz leicht, ohne Lanzette, es
ſind nur Schaumblaſenaufſtechen.

§. 15.
1. Es ſollte leicht ſeyn, eben aus
den verunglückten Verſuchen
(vieler
andren, von denen vorhin geredet wurde)
zu zeigen, daß ſich das alles weit leich-
ter ſagen als thun laſſe
(was ich in den
2 erſten Kapiteln meines Jdeals geſagt).

I. Daß ſich das leichter ſagen als thun
laſſe, da hat Hr. H. voͤllig Recht: kein
Menſch laͤugnet ihm das. Aber geſagt
muß es auch werden, ehe es gethan wird:
und ſagen kann es nicht eimal einer, beur-
teilen das geſagte kan nicht einmal einer, als
wer einige Praͤſumtion vor ſich hat, daß er
es auch thun koͤnne. Ein Haus bauen, iſt
ſchwerer, als den Riß und Bauanſchlag
dazu machen. Aber kein Vernuͤnftiger baut
ein betraͤchtliches Haus ohne beides.

II. Aber, ſagte Hr. H. vorhin, ſo ei-
nen Plan und Bauriß haben wir ſchon laͤngſt.

Das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0054" n="258[34]"/><fw place="top" type="header"><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/></fw> &#x017F;cheinen darinn zu liegen. Damit ich Hrn. H.<lb/>
nicht unrecht thue, will ich, ehe ich weiter<lb/>
gehe, den ganzen Galimathias wo&#x0364;rtlich aber<lb/>
Sa&#x0364;tzeweis her&#x017F;etzen, und analy&#x017F;iren. Mit<lb/>
Hrn. Herders Worten: ich will ihm &#x017F;eine<lb/><hi rendition="#aq">Luftbla&#x017F;en</hi> &#x2014; ganz leicht, ohne Lanzette, es<lb/>
&#x017F;ind nur <hi rendition="#fr">Schaumbla&#x017F;en</hi> &#x2014; <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">auf&#x017F;techen</hi>.</hi></p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 15.</head><lb/>
          <cit>
            <quote> <hi rendition="#et">1. <hi rendition="#aq">Es &#x017F;ollte leicht &#x017F;eyn, eben aus<lb/>
den verunglückten Ver&#x017F;uchen</hi> (vieler<lb/>
andren, von denen vorhin geredet wurde)<lb/><hi rendition="#aq">zu zeigen, daß &#x017F;ich das alles weit leich-<lb/>
ter <hi rendition="#i">&#x017F;agen</hi> als <hi rendition="#i">thun</hi> la&#x017F;&#x017F;e</hi> (was ich in den<lb/>
2 er&#x017F;ten Kapiteln meines Jdeals ge&#x017F;agt).</hi> </quote>
          </cit><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Daß &#x017F;ich das leichter <hi rendition="#fr">&#x017F;agen</hi> als <hi rendition="#fr">thun</hi><lb/>
la&#x017F;&#x017F;e, da hat Hr. H. vo&#x0364;llig Recht: kein<lb/>
Men&#x017F;ch la&#x0364;ugnet ihm das. Aber <hi rendition="#fr">ge&#x017F;agt</hi><lb/>
muß es auch werden, ehe es <hi rendition="#fr">gethan</hi> wird:<lb/>
und &#x017F;agen kann es nicht eimal einer, beur-<lb/>
teilen das ge&#x017F;agte kan nicht einmal einer, als<lb/>
wer einige Pra&#x0364;&#x017F;umtion vor &#x017F;ich hat, daß er<lb/>
es auch thun ko&#x0364;nne. Ein Haus bauen, i&#x017F;t<lb/>
&#x017F;chwerer, als den Riß und Bauan&#x017F;chlag<lb/>
dazu machen. Aber kein Vernu&#x0364;nftiger baut<lb/>
ein betra&#x0364;chtliches Haus ohne beides.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Aber, &#x017F;agte Hr. H. vorhin, &#x017F;o ei-<lb/>
nen Plan und Bauriß haben wir &#x017F;chon la&#x0364;ng&#x017F;t.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Das</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[258[34]/0054] ſcheinen darinn zu liegen. Damit ich Hrn. H. nicht unrecht thue, will ich, ehe ich weiter gehe, den ganzen Galimathias woͤrtlich aber Saͤtzeweis herſetzen, und analyſiren. Mit Hrn. Herders Worten: ich will ihm ſeine Luftblaſen — ganz leicht, ohne Lanzette, es ſind nur Schaumblaſen — aufſtechen. §. 15. 1. Es ſollte leicht ſeyn, eben aus den verunglückten Verſuchen (vieler andren, von denen vorhin geredet wurde) zu zeigen, daß ſich das alles weit leich- ter ſagen als thun laſſe (was ich in den 2 erſten Kapiteln meines Jdeals geſagt). I. Daß ſich das leichter ſagen als thun laſſe, da hat Hr. H. voͤllig Recht: kein Menſch laͤugnet ihm das. Aber geſagt muß es auch werden, ehe es gethan wird: und ſagen kann es nicht eimal einer, beur- teilen das geſagte kan nicht einmal einer, als wer einige Praͤſumtion vor ſich hat, daß er es auch thun koͤnne. Ein Haus bauen, iſt ſchwerer, als den Riß und Bauanſchlag dazu machen. Aber kein Vernuͤnftiger baut ein betraͤchtliches Haus ohne beides. II. Aber, ſagte Hr. H. vorhin, ſo ei- nen Plan und Bauriß haben wir ſchon laͤngſt. Das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/54
Zitationshilfe: Schlözer, August Ludwig von: August Ludwig Schlözers [...] Vorstellung seiner Universal-Historie. Bd. 2. Göttingen u. a., 1773, S. 258[34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schloezer_universalhistorie02_1773/54>, abgerufen am 29.03.2024.