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Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725.

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§. 103.

Hie muste sichs abermahls ausweisen mit was für unver-
schämter Boßheit der Catholische Hoffmann dieselbe bißher vom Mitgange
zur Mühlen revocando freymachen, und darauf als auf vorgegebenen War-
heit, leben und sterben wollen, zumahlen, da dieses unmündige Kind nach-
gehends vor Gerichte in seiner, des Hoffmanns presence es umständlich
wiederholete, wie die Fixelin mit oben beschriebenen Habite, unter Hoffmanns
und Fixels Geleite aus dem Metzdorffischen Kruge ausgegangen, und so auch
zusammen wiederkommen wären.

§. 104.

Meines Theils bejammere diesen Mann hertzlich, nicht
wissende woher diese Härtigkeit in sein Gemüthe kommen sey; Denn da
ich denselben die erste 4. Tage mit Fixeln zusammen hatte, und diesen prae-
parirt
e, kan ichs vor GOtt bezeugen, daß er erweichet und einfältig wurde,
redete mit Fixeln gütig, erzehlete umständlich, wie sie alle drey zusammen von
Quilitz nach Metzdorff unter der Zigeuner-Geleit zurück kommen, und sodann zur
Mühlen-Plünderung ausgangen, alle drey auch nach verrichteter Plünde-
rung zurück gegangen wären, nachdem er aber von uns absetzete, leugnete
er zwar nicht seinen Mitgang, indessen blieb er biß an seinem Ende dabey,
die Fixelin wäre nicht in, noch bey der Mühlen gewesen, sondern mit seinem
hoch schwangern Weibe im Kruge wehrender Plünderung geblieben.

§. 105.

Solches Justitium hatte ohne Zweiffel der heilige GOtt
verursachet denen verstockten Leuten, sonderlich dem wüsten Schieffer-Decker,
daß er, wenn er nun von muthwilliger Widerstrebung ablassen wolte, noch
Raum zur Busse fände. Am Montage wurden wir Prediger vors Hoff-
Gerichte gefodert, als denen sämtlichen Maleficanten die prorogirete Execution
und der Fixelin die Tortur gemeldet wurde. Fixel blieb beständig ermah-
nete sie, sich nicht martern zu lassen, wenn Marter so leicht wäre, hätte ers
eher denn sie ausgestanden. Der Fixelin wurde ihr eigenes Kind nochmals unter
die Augen gestellet, so den Ausgang zur Mühlen-Plünderung, die Verklei-
dung in Mannes-Gestalt an ihr gesehen, ihr saugendes Kind verwahret,
und ihrer dreyer Wiederkunfft zu Metzendorff bemercket zu haben, so um-
ständlich ihr erzehlte, wie sie es vor denen Räthen am Sonnabend ausge-
saget hatte. Sie aber blieb im Leugnen ein verstockter Felß, Hoffmann
ebenfals, daß sie weder mitgegangen, noch dabey hätte können gesehen wer-
den, und Kranichfeld mit Dornen der tollen Lüste bewachsen achtete den aufge-
schobenen Tag nicht, sondern wolte lieber Muth bezeigen, am damals wor-
genden Tage, als den 6. Februar. zu sterben.

§. 106.
§. 103.

Hie muſte ſichs abermahls ausweiſen mit was fuͤr unver-
ſchaͤmter Boßheit der Catholiſche Hoffmann dieſelbe bißher vom Mitgange
zur Muͤhlen revocando freymachen, und darauf als auf vorgegebenen War-
heit, leben und ſterben wollen, zumahlen, da dieſes unmuͤndige Kind nach-
gehends vor Gerichte in ſeiner, des Hoffmanns preſence es umſtaͤndlich
wiederholete, wie die Fixelin mit oben beſchriebenen Habite, unter Hoffmanns
und Fixels Geleite aus dem Metzdorffiſchen Kruge ausgegangen, und ſo auch
zuſammen wiederkommen waͤren.

§. 104.

Meines Theils bejammere dieſen Mann hertzlich, nicht
wiſſende woher dieſe Haͤrtigkeit in ſein Gemuͤthe kommen ſey; Denn da
ich denſelben die erſte 4. Tage mit Fixeln zuſammen hatte, und dieſen præ-
parirt
e, kan ichs vor GOtt bezeugen, daß er erweichet und einfaͤltig wurde,
redete mit Fixeln guͤtig, erzehlete umſtaͤndlich, wie ſie alle drey zuſammen von
Quilitz nach Metzdorff unter der Zigeuner-Geleit zuruͤck kom̃en, und ſodann zur
Muͤhlen-Pluͤnderung ausgangen, alle drey auch nach verrichteter Pluͤnde-
rung zuruͤck gegangen waͤren, nachdem er aber von uns abſetzete, leugnete
er zwar nicht ſeinen Mitgang, indeſſen blieb er biß an ſeinem Ende dabey,
die Fixelin waͤre nicht in, noch bey der Muͤhlen geweſen, ſondern mit ſeinem
hoch ſchwangern Weibe im Kruge wehrender Pluͤnderung geblieben.

§. 105.

Solches Juſtitium hatte ohne Zweiffel der heilige GOtt
verurſachet denen verſtockten Leuten, ſonderlich dem wuͤſten Schieffer-Decker,
daß er, wenn er nun von muthwilliger Widerſtrebung ablaſſen wolte, noch
Raum zur Buſſe faͤnde. Am Montage wurden wir Prediger vors Hoff-
Gerichte gefodert, als denen ſaͤmtlichen Maleficanten die prorogirete Execution
und der Fixelin die Tortur gemeldet wurde. Fixel blieb beſtaͤndig ermah-
nete ſie, ſich nicht martern zu laſſen, wenn Marter ſo leicht waͤre, haͤtte ers
eher denn ſie ausgeſtanden. Der Fixelin wurde ihr eigenes Kind nochmals unter
die Augen geſtellet, ſo den Ausgang zur Muͤhlen-Pluͤnderung, die Verklei-
dung in Mannes-Geſtalt an ihr geſehen, ihr ſaugendes Kind verwahret,
und ihrer dreyer Wiederkunfft zu Metzendorff bemercket zu haben, ſo um-
ſtaͤndlich ihr erzehlte, wie ſie es vor denen Raͤthen am Sonnabend ausge-
ſaget hatte. Sie aber blieb im Leugnen ein verſtockter Felß, Hoffmann
ebenfals, daß ſie weder mitgegangen, noch dabey haͤtte koͤnnen geſehen wer-
den, und Kranichfeld mit Dornen der tollen Luͤſte bewachſen achtete den aufge-
ſchobenen Tag nicht, ſondern wolte lieber Muth bezeigen, am damals wor-
genden Tage, als den 6. Februar. zu ſterben.

§. 106.
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Zitationshilfe: Schmidt, Andreas: Das Uber vier Malefitz-Personen ergangene Justitz-Rad. Berlin, 1725, S. 84[82]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmid_justitzrad_1725/90>, abgerufen am 28.03.2024.