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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Untersuchung derer von super-klugen
mit welchem ihr solche Possen vorgenommen
habt/ verlasset euch hierauff/ und begehet damit
grosse Abgötterey/ setzet darneben die Regierung
GOttes auff die Seite/ und meynet/ es habe
auff keiner Seiten Noth. Wenn ihr aber sol-
chen abgöttischen Wesen nicht nachhienget/ so
würdet ihr eure Kinder zu allerhand Christli-
chen Tugend-Wandel an- und von allen ruchlo-
sen Leben abhalten/ damit die Besorgung eines
schmähligen Todes vor sich selbst/ durch GOt-
tes Beystand/ verschwinden könne. Ich will
euch aber ferner melden/ was ich für Besorgung/
bey exercirung dieses Aberglaubens hätte/ wenn
dergleichen mit meinem Kinde/ vorgenommen
worden wäre? nehmlich/ ich würde besorgen/
daß/ weil mein Kind/ so bald es auff die Welt ge-
kommen/ einen GOtt miß fälligen Aberglauben
zu vollziehen/ mich als seinen leiblichen Vater
mit Füssen auf das Hertz oder Brust tretten mü-
ste/ es hierdurch verwarloset würde/ daß es/ nach
seiner Erziehung/ mich zu untertreten suchen/
mir ungehorsam seyn/ und alles gebrandte Her-
tzeleid anthun dürffte/ dergleichen Exempel nicht
ungemein sind; daß alsdenn an ihm erfüllet
werden dürffte was Syrach denen andeutet/ die
ihre Eltern verspotten und verachten/ nehmlich/
ihnen sollen die Raben die Augen am Bach aus-
hacken und die jungen Adler fressen. Bey wel-

chen

Unterſuchung derer von ſuper-klugen
mit welchem ihr ſolche Poſſen vorgenommen
habt/ verlaſſet euch hierauff/ und begehet damit
groſſe Abgoͤtterey/ ſetzet darneben die Regierung
GOttes auff die Seite/ und meynet/ es habe
auff keiner Seiten Noth. Wenn ihr aber ſol-
chen abgoͤttiſchen Weſen nicht nachhienget/ ſo
wuͤrdet ihr eure Kinder zu allerhand Chriſtli-
chen Tugend-Wandel an- und von allen ruchlo-
ſen Leben abhalten/ damit die Beſorgung eines
ſchmaͤhligen Todes vor ſich ſelbſt/ durch GOt-
tes Beyſtand/ verſchwinden koͤnne. Ich will
euch aber ferner melden/ was ich fuͤr Beſorgung/
bey exercirung dieſes Abeꝛglaubens haͤtte/ wenn
dergleichen mit meinem Kinde/ vorgenommen
worden waͤre? nehmlich/ ich wuͤrde beſorgen/
daß/ weil mein Kind/ ſo bald es auff die Welt ge-
kommen/ einen GOtt miß faͤlligen Aberglauben
zu vollziehen/ mich als ſeinen leiblichen Vater
mit Fuͤſſen auf das Hertz oder Bruſt tretten muͤ-
ſte/ es hierdurch verwarloſet wuͤrde/ daß es/ nach
ſeiner Erziehung/ mich zu untertreten ſuchen/
mir ungehorſam ſeyn/ und alles gebrandte Her-
tzeleid anthun duͤrffte/ dergleichen Exempel nicht
ungemein ſind; daß alsdenn an ihm erfuͤllet
werden duͤrffte was Syrach denen andeutet/ die
ihre Eltern verſpotten und verachten/ nehmlich/
ihnen ſollen die Raben die Augen am Bach aus-
hacken und die jungen Adler freſſen. Bey wel-

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[280/0104] Unterſuchung derer von ſuper-klugen mit welchem ihr ſolche Poſſen vorgenommen habt/ verlaſſet euch hierauff/ und begehet damit groſſe Abgoͤtterey/ ſetzet darneben die Regierung GOttes auff die Seite/ und meynet/ es habe auff keiner Seiten Noth. Wenn ihr aber ſol- chen abgoͤttiſchen Weſen nicht nachhienget/ ſo wuͤrdet ihr eure Kinder zu allerhand Chriſtli- chen Tugend-Wandel an- und von allen ruchlo- ſen Leben abhalten/ damit die Beſorgung eines ſchmaͤhligen Todes vor ſich ſelbſt/ durch GOt- tes Beyſtand/ verſchwinden koͤnne. Ich will euch aber ferner melden/ was ich fuͤr Beſorgung/ bey exercirung dieſes Abeꝛglaubens haͤtte/ wenn dergleichen mit meinem Kinde/ vorgenommen worden waͤre? nehmlich/ ich wuͤrde beſorgen/ daß/ weil mein Kind/ ſo bald es auff die Welt ge- kommen/ einen GOtt miß faͤlligen Aberglauben zu vollziehen/ mich als ſeinen leiblichen Vater mit Fuͤſſen auf das Hertz oder Bruſt tretten muͤ- ſte/ es hierdurch verwarloſet wuͤrde/ daß es/ nach ſeiner Erziehung/ mich zu untertreten ſuchen/ mir ungehorſam ſeyn/ und alles gebrandte Her- tzeleid anthun duͤrffte/ dergleichen Exempel nicht ungemein ſind; daß alsdenn an ihm erfuͤllet werden duͤrffte was Syrach denen andeutet/ die ihre Eltern verſpotten und verachten/ nehmlich/ ihnen ſollen die Raben die Augen am Bach aus- hacken und die jungen Adler freſſen. Bey wel- chen

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 280. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/104>, abgerufen am 24.04.2024.