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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
dencket alles wohl/ und ruffet lieber den einigen
allmächtigen GOtt an/ daß er euch nach seinem
Willen mit Männern versorgen wolle. Denn

Andreas kan den Jungfern nicht
Ihr hochbetrübtes Angesicht/
Ob sie gleich Finger-fase-nackt hintreten/
Und eifrig ihn um einen Mann anbeten/
Weil er von ihnen gar nichts weiß/ erfreu-
en/
Drum wird die Albern diß Gebet noch reu-
en.
Das 5. Capitel.

Wenn eine Dienst-Magd gern wis-
sen will/ ob sie länger bey ihrem Herrn in
Dienst bleiben oder abziehen werde/ soll sie
auff den Weyhnacht-heiligen-Abend
den Schuch werffen.

MAn pfleget zu sagen: Der Glaube bestä-
tiget alles; und: Wie einer glaubt/ so
wiederfähret ihm. Hier wird zwar nicht
der rechte wahre Glaube/ als welcher freylich
alles vermag/ sondern der selbst erdachte Aber-
glaube verstanden/ als welcher/ auff gewisse
Masse/ auch kräfftig ist/ eine Sache/ die sonst
nicht geschehen würde/ durch das Vertrauen/
welches der Mensch darauff setzet/ ins Werck zu
richten/ und geschicht bey diesem vorgenomme-

nen

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
dencket alles wohl/ und ruffet lieber den einigen
allmaͤchtigen GOtt an/ daß er euch nach ſeinem
Willen mit Maͤnnern verſorgen wolle. Denn

Andreas kan den Jungfern nicht
Ihr hochbetruͤbtes Angeſicht/
Ob ſie gleich Finger-faſe-nackt hintreten/
Und eifrig ihn um einen Mann anbeten/
Weil er von ihnen gar nichts weiß/ erfreu-
en/
Drum wird die Albern diß Gebet noch reu-
en.
Das 5. Capitel.

Wenn eine Dienſt-Magd gern wiſ-
ſen will/ ob ſie laͤnger bey ihrem Herrn in
Dienſt bleiben oder abziehen werde/ ſoll ſie
auff den Weyhnacht-heiligen-Abend
den Schuch werffen.

MAn pfleget zu ſagen: Der Glaube beſtaͤ-
tiget alles; und: Wie einer glaubt/ ſo
wiederfaͤhret ihm. Hier wird zwar nicht
der rechte wahre Glaube/ als welcher freylich
alles vermag/ ſondern der ſelbſt erdachte Aber-
glaube verſtanden/ als welcher/ auff gewiſſe
Maſſe/ auch kraͤfftig iſt/ eine Sache/ die ſonſt
nicht geſchehen wuͤrde/ durch das Vertrauen/
welches der Menſch darauff ſetzet/ ins Werck zu
richten/ und geſchicht bey dieſem vorgenomme-

nen
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[191/0015] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. dencket alles wohl/ und ruffet lieber den einigen allmaͤchtigen GOtt an/ daß er euch nach ſeinem Willen mit Maͤnnern verſorgen wolle. Denn Andreas kan den Jungfern nicht Ihr hochbetruͤbtes Angeſicht/ Ob ſie gleich Finger-faſe-nackt hintreten/ Und eifrig ihn um einen Mann anbeten/ Weil er von ihnen gar nichts weiß/ erfreu- en/ Drum wird die Albern diß Gebet noch reu- en. Das 5. Capitel. Wenn eine Dienſt-Magd gern wiſ- ſen will/ ob ſie laͤnger bey ihrem Herrn in Dienſt bleiben oder abziehen werde/ ſoll ſie auff den Weyhnacht-heiligen-Abend den Schuch werffen. MAn pfleget zu ſagen: Der Glaube beſtaͤ- tiget alles; und: Wie einer glaubt/ ſo wiederfaͤhret ihm. Hier wird zwar nicht der rechte wahre Glaube/ als welcher freylich alles vermag/ ſondern der ſelbſt erdachte Aber- glaube verſtanden/ als welcher/ auff gewiſſe Maſſe/ auch kraͤfftig iſt/ eine Sache/ die ſonſt nicht geſchehen wuͤrde/ durch das Vertrauen/ welches der Menſch darauff ſetzet/ ins Werck zu richten/ und geſchicht bey dieſem vorgenomme- nen

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/15>, abgerufen am 28.03.2024.