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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ungereimt vor/ weil es nirgends keines Schieds-
manns braucht/ als wo zwey Leute in Uneinig-
keit zusammen gerathen. Hier aber/ bey der Ge-
vatterschafst haben beyde einerley Intention,
nicht sich mit einander zu veruneinigen/ sondern
beyde zugleich/ im Nahmen des Kindes/ dem
Teuffel/ und allen seinem Wesen und Wercken
abzusagen/ und demselbigen Krieg und ewige
Feindschafft/ im Nahmen des Unmündigen/ an-
zukündigen. Fechten also beyde zugleich mit ei-
nerley Waffen/ wieder einerley Feinde/ und vor
einem HErrn. Wolte aber einer hier einwen-
den/ daß der Pfaff hier ins Mittel treten müste/
auff daß hier durch die zukünfftige unter diesen
zweyen Gevattern besorgende Uneinigkeit ver-
hindert werde/ so sage ich/ daß darzu der Pfaff/
und wenn es auch gleich ein Cardinal/ ja der
Pabst selbst wäre/ viel zu unvermögend ist/ durch
sein blosses in die Mitten treten/ die zukünfftige
Uneinigkeit zu verhindern. Gleichwie aber/
aus angezogenen Ursachen und Bewei[s]/ nicht
kan dargethan werden/ daß ein paar junge Leute/
die mit einander Gevatter werden/ und hernach
einander ehlichten/ um deswillen eine unfriedli-
che Ehe führen würden; also mag die Mitten-
stellung des Pfaffen geschehen oder nicht/ so blei-
bet doch alles/ wie es GOtt zulässet/ und dem-
nach dieser papistische Glaubens-Grund erlo-
gen.

Laßt

Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
ungereimt vor/ weil es nirgends keines Schieds-
manns braucht/ als wo zwey Leute in Uneinig-
keit zuſammen gerathen. Hier aber/ bey der Ge-
vatterſchafſt haben beyde einerley Intention,
nicht ſich mit einander zu veruneinigen/ ſondern
beyde zugleich/ im Nahmen des Kindes/ dem
Teuffel/ und allen ſeinem Weſen und Wercken
abzuſagen/ und demſelbigen Krieg und ewige
Feindſchafft/ im Nahmen des Unmuͤndigen/ an-
zukuͤndigen. Fechten alſo beyde zugleich mit ei-
nerley Waffen/ wieder einerley Feinde/ und vor
einem HErrn. Wolte aber einer hier einwen-
den/ daß der Pfaff hier ins Mittel treten muͤſte/
auff daß hier durch die zukuͤnfftige unter dieſen
zweyen Gevattern beſorgende Uneinigkeit ver-
hindert werde/ ſo ſage ich/ daß darzu der Pfaff/
und wenn es auch gleich ein Cardinal/ ja der
Pabſt ſelbſt waͤre/ viel zu unvermoͤgend iſt/ durch
ſein bloſſes in die Mitten treten/ die zukuͤnfftige
Uneinigkeit zu verhindern. Gleichwie aber/
aus angezogenen Urſachen und Bewei[ſ]/ nicht
kan dargethan werden/ daß ein paar junge Leute/
die mit einander Gevatter werden/ und hernach
einander ehlichten/ um deswillen eine unfriedli-
che Ehe fuͤhren wuͤrden; alſo mag die Mitten-
ſtellung des Pfaffen geſchehen oder nicht/ ſo blei-
bet doch alles/ wie es GOtt zulaͤſſet/ und dem-
nach dieſer papiſtiſche Glaubens-Grund erlo-
gen.

Laßt
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[351/0175] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. ungereimt vor/ weil es nirgends keines Schieds- manns braucht/ als wo zwey Leute in Uneinig- keit zuſammen gerathen. Hier aber/ bey der Ge- vatterſchafſt haben beyde einerley Intention, nicht ſich mit einander zu veruneinigen/ ſondern beyde zugleich/ im Nahmen des Kindes/ dem Teuffel/ und allen ſeinem Weſen und Wercken abzuſagen/ und demſelbigen Krieg und ewige Feindſchafft/ im Nahmen des Unmuͤndigen/ an- zukuͤndigen. Fechten alſo beyde zugleich mit ei- nerley Waffen/ wieder einerley Feinde/ und vor einem HErrn. Wolte aber einer hier einwen- den/ daß der Pfaff hier ins Mittel treten muͤſte/ auff daß hier durch die zukuͤnfftige unter dieſen zweyen Gevattern beſorgende Uneinigkeit ver- hindert werde/ ſo ſage ich/ daß darzu der Pfaff/ und wenn es auch gleich ein Cardinal/ ja der Pabſt ſelbſt waͤre/ viel zu unvermoͤgend iſt/ durch ſein bloſſes in die Mitten treten/ die zukuͤnfftige Uneinigkeit zu verhindern. Gleichwie aber/ aus angezogenen Urſachen und Beweiſ/ nicht kan dargethan werden/ daß ein paar junge Leute/ die mit einander Gevatter werden/ und hernach einander ehlichten/ um deswillen eine unfriedli- che Ehe fuͤhren wuͤrden; alſo mag die Mitten- ſtellung des Pfaffen geſchehen oder nicht/ ſo blei- bet doch alles/ wie es GOtt zulaͤſſet/ und dem- nach dieſer papiſtiſche Glaubens-Grund erlo- gen. Laßt

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/175>, abgerufen am 16.04.2024.