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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Wenn Bett-Harnen brächte Ehr/
Und das Gauckeln nützlich wär/
Hätte man wohl nicht erdacht
Dieses/ dessen man nur lacht.
Doch ist dieses Sprichwort gut/
Wenn man hierdurch nicht mehr thut/
Was Gefahr und Schande bringt/
Gut/ wenn Schertz also gelingt.
Das 10. Capitel.

Wenn eine Jungfrau will wissen/ ob
sie in einem Jahre einen Mann kriegen wer-
de/ soll sie am Weynacht-heiligen Abend/
oder in der Mitternacht an das Hüner-
Hauß klopffen/ und sagen: Gackert der
Hahn/ so krieg ich einen Mann/ ga-
ckert die Henn/ so krieg ich
kenn.

AN solchem Orten und bey Handwercks-
Leuten/ allwo die Hüner-Häuser nicht weit
von denen Werckstätten/ da offt des Abends/
auch wohl des Nachts gepocht und gerumpelt
wird/ da sind es die Hüner schon gewohnet/ daß
sie sich auff ein wenig Anklopffen nicht viel/ auch
wohl gar nicht regen. Dahero eine solche
Mann-hungerige Jungfer starck an das Hü-
ner-Hauß anschlagen muß/ wenn sich dieses
Vieh soll hören lassen/ und ihr angenehme Ant-

wort
N 5
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Wenn Bett-Harnen braͤchte Ehr/
Und das Gauckeln nuͤtzlich waͤr/
Haͤtte man wohl nicht erdacht
Dieſes/ deſſen man nur lacht.
Doch iſt dieſes Sprichwort gut/
Wenn man hierdurch nicht mehr thut/
Was Gefahr und Schande bringt/
Gut/ wenn Schertz alſo gelingt.
Das 10. Capitel.

Wenn eine Jungfrau will wiſſen/ ob
ſie in einem Jahre einen Mann kriegen wer-
de/ ſoll ſie am Weynacht-heiligen Abend/
oder in der Mitternacht an das Huͤner-
Hauß klopffen/ und ſagen: Gackert der
Hahn/ ſo krieg ich einen Mann/ ga-
ckert die Henn/ ſo krieg ich
kenn.

AN ſolchem Orten und bey Handwercks-
Leuten/ allwo die Huͤner-Haͤuſer nicht weit
von denen Weꝛckſtaͤtten/ da offt des Abends/
auch wohl des Nachts gepocht und gerumpelt
wird/ da ſind es die Huͤner ſchon gewohnet/ daß
ſie ſich auff ein wenig Anklopffen nicht viel/ auch
wohl gar nicht regen. Dahero eine ſolche
Mann-hungerige Jungfer ſtarck an das Huͤ-
ner-Hauß anſchlagen muß/ wenn ſich dieſes
Vieh ſoll hoͤren laſſen/ und ihr angenehme Ant-

wort
N 5
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[201/0025] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Wenn Bett-Harnen braͤchte Ehr/ Und das Gauckeln nuͤtzlich waͤr/ Haͤtte man wohl nicht erdacht Dieſes/ deſſen man nur lacht. Doch iſt dieſes Sprichwort gut/ Wenn man hierdurch nicht mehr thut/ Was Gefahr und Schande bringt/ Gut/ wenn Schertz alſo gelingt. Das 10. Capitel. Wenn eine Jungfrau will wiſſen/ ob ſie in einem Jahre einen Mann kriegen wer- de/ ſoll ſie am Weynacht-heiligen Abend/ oder in der Mitternacht an das Huͤner- Hauß klopffen/ und ſagen: Gackert der Hahn/ ſo krieg ich einen Mann/ ga- ckert die Henn/ ſo krieg ich kenn. AN ſolchem Orten und bey Handwercks- Leuten/ allwo die Huͤner-Haͤuſer nicht weit von denen Weꝛckſtaͤtten/ da offt des Abends/ auch wohl des Nachts gepocht und gerumpelt wird/ da ſind es die Huͤner ſchon gewohnet/ daß ſie ſich auff ein wenig Anklopffen nicht viel/ auch wohl gar nicht regen. Dahero eine ſolche Mann-hungerige Jungfer ſtarck an das Huͤ- ner-Hauß anſchlagen muß/ wenn ſich dieſes Vieh ſoll hoͤren laſſen/ und ihr angenehme Ant- wort N 5

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/25>, abgerufen am 29.03.2024.