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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Ich will mich verlassen auff GOttes und
der Engel Schutz/
Weil ich erachte/ ein Dattel-Kern sey gar
nichts nutz/
Den Fall zu verhüten/ denn es ist ja nur eine
Nuß/
Und ein schlecht Gewächse/ das selbst zu Bo-
den fallen muß.
Das 30. Capitel.

Wenn iemand zum ersten mahl in
ein Hauß kömmt/ und darinnen schläfft/
was ihm die erste Nacht träumet/
das wird wahr.

ES bezeugets die unzehlich viele Erfah-
rung/ daß dieses s. v. erlogen ist/ dahero
erachte ichs vor gantz unnöthig/ solches
weitläufftig zu wiederlegen. Wer es aber den-
noch glauben will/ der wird eben keine grosse
Sünde daran thun/ es sey denn/ daß ihm etwas
böses träume/ worüber er sich vergebliche Sor-
ge und Kummer machen/ und gedencken wolte/
es müsse das Böse ohnfehlbar kommen/ über wel-
chen Besorgungen einer die Hoffnung zu GOtt
vergisset/ und nicht glaubet/ daß GOtt alles än-
dern könne/ ob auch gleich etwas gewisses durch
den Traum angedeutet worden sey.

Träu-
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Ich will mich verlaſſen auff GOttes und
der Engel Schutz/
Weil ich erachte/ ein Dattel-Kern ſey gar
nichts nutz/
Den Fall zu verhüten/ denn es iſt ja nur eine
Nuß/
Und ein ſchlecht Gewaͤchſe/ das ſelbſt zu Bo-
den fallen muß.
Das 30. Capitel.

Wenn iemand zum erſten mahl in
ein Hauß koͤmmt/ und darinnen ſchlaͤfft/
was ihm die erſte Nacht traͤumet/
das wird wahr.

ES bezeugets die unzehlich viele Erfah-
rung/ daß dieſes ſ. v. erlogen iſt/ dahero
erachte ichs vor gantz unnoͤthig/ ſolches
weitlaͤufftig zu wiederlegen. Wer es aber den-
noch glauben will/ der wird eben keine groſſe
Suͤnde daran thun/ es ſey denn/ daß ihm etwas
boͤſes traͤume/ woruͤber er ſich vergebliche Sor-
ge und Kummer machen/ und gedencken wolte/
es muͤſſe das Boͤſe ohnfehlbar kommen/ uͤber wel-
chen Beſorgungen einer die Hoffnung zu GOtt
vergiſſet/ und nicht glaubet/ daß GOtt alles aͤn-
dern koͤnne/ ob auch gleich etwas gewiſſes durch
den Traum angedeutet worden ſey.

Traͤu-
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[253/0077] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Ich will mich verlaſſen auff GOttes und der Engel Schutz/ Weil ich erachte/ ein Dattel-Kern ſey gar nichts nutz/ Den Fall zu verhüten/ denn es iſt ja nur eine Nuß/ Und ein ſchlecht Gewaͤchſe/ das ſelbſt zu Bo- den fallen muß. Das 30. Capitel. Wenn iemand zum erſten mahl in ein Hauß koͤmmt/ und darinnen ſchlaͤfft/ was ihm die erſte Nacht traͤumet/ das wird wahr. ES bezeugets die unzehlich viele Erfah- rung/ daß dieſes ſ. v. erlogen iſt/ dahero erachte ichs vor gantz unnoͤthig/ ſolches weitlaͤufftig zu wiederlegen. Wer es aber den- noch glauben will/ der wird eben keine groſſe Suͤnde daran thun/ es ſey denn/ daß ihm etwas boͤſes traͤume/ woruͤber er ſich vergebliche Sor- ge und Kummer machen/ und gedencken wolte/ es muͤſſe das Boͤſe ohnfehlbar kommen/ uͤber wel- chen Beſorgungen einer die Hoffnung zu GOtt vergiſſet/ und nicht glaubet/ daß GOtt alles aͤn- dern koͤnne/ ob auch gleich etwas gewiſſes durch den Traum angedeutet worden ſey. Traͤu-

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/77>, abgerufen am 24.04.2024.