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Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705.

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Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 32. Capitel.

Wem s. v. der Hintere jucket/ der
wird bald Gevatter werden.

IM vorigen Capitel finden wir eine omi-
nös
e Begebenheit um der Weibs-Perso-
nen ihre Knie. Hier aber hat die Prophe-
ceyung ihre Herberge in der Hinterbrust oder
Kunst-Kammer genommen. Und möchte ich
den wunderlichen Heiligen/ aus Curiosität/ gern
gekennet haben/ der hiervon die erste observation
gemacht hat. Denn es muß sich zugetragen ha-
ben/ daß ihm der Steiß nicht eher gejucket hat/
als wenn er eine Gebatterschafft bekommen/ und
muß nicht ehe seyn zu Gevattern gebeten wor-
den/ biß ihm allezeit erst der Steiß gejucket hat;
und dieses muß sich so offt zugetragen haben/ daß
er es endlich vor eine gewisse Bedeutung hat hal-
ten können/ daß er werde Gevatter werden. Ob
nun aber gleich dieses sich bey einem also möchte
haben zugetragen/ so kan ich doch den Zweiffel
nicht aus meinem Sinne bringen/ da ich argwöh-
ne/ dieses Jucken des Hintern oder (daß ich fein
erbar/ nach unserer lieben Mutter-Sprache/ re-
de) Kunst-Jucken sey keines weges universal,
weil ich noch keinen einigen gesunden habe/ der
gesagt hätte/ daß es bey ihm eingetroffen; denn
ob ich gleich manchen habe sehen das Hinter-

Qvartier
R
Weibern hochgehaltenen Aberglauben.
Das 32. Capitel.

Wem ſ. v. der Hintere jucket/ der
wird bald Gevatter werden.

IM vorigen Capitel finden wir eine omi-
nöſ
e Begebenheit um der Weibs-Perſo-
nen ihre Knie. Hier aber hat die Prophe-
ceyung ihre Herberge in der Hinterbruſt oder
Kunſt-Kammer genommen. Und moͤchte ich
den wunderlichen Heiligen/ aus Curioſitaͤt/ gern
gekennet haben/ der hiervon die erſte obſervation
gemacht hat. Denn es muß ſich zugetragen ha-
ben/ daß ihm der Steiß nicht eher gejucket hat/
als wenn er eine Gebatterſchafft bekommen/ und
muß nicht ehe ſeyn zu Gevattern gebeten wor-
den/ biß ihm allezeit erſt der Steiß gejucket hat;
und dieſes muß ſich ſo offt zugetragen haben/ daß
er es endlich vor eine gewiſſe Bedeutung hat hal-
ten koͤnnen/ daß er werde Gevatter werden. Ob
nun aber gleich dieſes ſich bey einem alſo moͤchte
haben zugetragen/ ſo kan ich doch den Zweiffel
nicht aus meinem Sinne bringen/ da ich argwoͤh-
ne/ dieſes Jucken des Hintern oder (daß ich fein
erbar/ nach unſerer lieben Mutter-Sprache/ re-
de) Kunſt-Jucken ſey keines weges univerſal,
weil ich noch keinen einigen geſunden habe/ der
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ob ich gleich manchen habe ſehen das Hinter-

Qvartier
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[257/0081] Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Das 32. Capitel. Wem ſ. v. der Hintere jucket/ der wird bald Gevatter werden. IM vorigen Capitel finden wir eine omi- nöſe Begebenheit um der Weibs-Perſo- nen ihre Knie. Hier aber hat die Prophe- ceyung ihre Herberge in der Hinterbruſt oder Kunſt-Kammer genommen. Und moͤchte ich den wunderlichen Heiligen/ aus Curioſitaͤt/ gern gekennet haben/ der hiervon die erſte obſervation gemacht hat. Denn es muß ſich zugetragen ha- ben/ daß ihm der Steiß nicht eher gejucket hat/ als wenn er eine Gebatterſchafft bekommen/ und muß nicht ehe ſeyn zu Gevattern gebeten wor- den/ biß ihm allezeit erſt der Steiß gejucket hat; und dieſes muß ſich ſo offt zugetragen haben/ daß er es endlich vor eine gewiſſe Bedeutung hat hal- ten koͤnnen/ daß er werde Gevatter werden. Ob nun aber gleich dieſes ſich bey einem alſo moͤchte haben zugetragen/ ſo kan ich doch den Zweiffel nicht aus meinem Sinne bringen/ da ich argwoͤh- ne/ dieſes Jucken des Hintern oder (daß ich fein erbar/ nach unſerer lieben Mutter-Sprache/ re- de) Kunſt-Jucken ſey keines weges univerſal, weil ich noch keinen einigen geſunden habe/ der geſagt haͤtte/ daß es bey ihm eingetroffen; denn ob ich gleich manchen habe ſehen das Hinter- Qvartier R

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Zitationshilfe: Schmidt, Johann Georg: Die gestriegelte Rocken-Philosophia, oder auffrichtige Untersuchung derer von vielen super-klugen Weibern hochgehaltenen Aberglauben. Bd. 2. Chemnitz, 1705, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmidt_rockenphilosophia02_1705/81>, abgerufen am 28.03.2024.