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Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900.

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Erstes Buch. Land, Leute und Technik.
witzelnde, sarkastische Selbstüberhebung, Habsucht und Sinnlichkeit sind die nicht zu
leugnenden Schattenseiten des im übrigen so reich begabten Rassentypus.

Paßt diese Schilderung der Semiten im ganzen auch auf die seit 2000 Jahren
zerstreut lebenden, überwiegend dem Handel ergebenen Juden, so fragt sich freilich immer,
was hievon auf den semitischen Rassentypus und was auf die Schicksale und die Berufs-
thätigkeit dieses Zweiges zurückzuführen sei. Sicher ist, daß die Juden heute allerwärts
als Händler, Unternehmer, Bankiers und Journalisten eine führende Rolle spielen, und
daß dies ebenso mit ihrem Rassentypus wie mit ihrer Internationalität zusammen-
hängt; ihre große schriftstellerische und politische Thätigkeit schließt nicht aus, daß der
ihnen sonst sehr günstige De Candolle recht hat, wenn er sagt, die europäische Kultur
würde sofort von Barbaren vernichtet werden, wenn die Staaten nach ihren Idealen
eingerichtet würden. Auch wer sonst sie als Lehrmeister in geschäftlichen Dingen an-
erkennt, wird Bismarck recht geben, wenn er sagt, wo ihre Geschäftsleute die politische
Leitung eines Staates beeinflussen, wie in Paris und Wien, sei es vom Übel. Nicht
bloß das habsüchtige, auch das edle Judentum ist meist unfähig, die staatlichen Not-
wendigkeiten und Härten, den Mechanismus staatlicher Institutionen zu begreifen. Ein
schlagendes Beispiel hiefür sind die socialen Theorien von Karl Marx. Vierkandt
charakterisiert die Semiten mit dem Satze, der sehr gut auf Marx paßt: ihre geistigen
Schöpfungen erreichen die Realität der Dinge nicht.

65. Ethnographische Einzelbeschreibung: die Indogermanen; die
Russen, Italiener, Franzosen
. Die Indogermanen stehen den Semiten als die
kräftigere, viel langsamer sich entwickelnde, objektivere, geistig flüssigere, gemütsreichere,
erfinderischere, naturfrischere Rasse gegenüber. Ihr Gemütsleben und ihre Phantasie, ihre
träumerische Hingabe an die Natur und die Objekte ihrer Thätigkeit hätte sie vielleicht an
großen, praktisch-wirtschaftlichen Leistungen gehindert, wenn sie nicht überall die geistige
und technische Erbschaft der Semiten übernommen hätten. Mit ihr gelangten sie zu dem
sie auszeichnenden harmonischen Gleichmaß der Körper- und Seelenkräfte, sie erhoben sich
viel leichter als jene über Subjektivität und Egoismus; sie haben allein die Staats-
und Gesellschaftsformen der heutigen Kulturwelt ausgebildet, welche auf der Fähigkeit
ruhen, mit weitem Blicke Vergangenheit und Zukunft, Nahes und Fernes zu umfassen,
die Individualität zu ihrem Rechte kommen zu lassen, ihr Eigentum, persönliche Frei-
heit und freie Bewegung und Ausbildung zu gewähren und doch mit ganzem Gemüte
einem großen Staatsverbande sich hinzugeben, der Tausende und Millionen umfaßt, in
dem Gerechtigkeit und Ordnung herrscht, auch die unteren Klassen Schutz und Förde-
rung finden.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die wichtigsten der heutigen indogermanischen
Völker, wie sie die neuere Geschichte ausgebildet hat.

Im heutigen Rußland sind verschiedene slavische Stämme vereinigt mit finnisch-
uralischen und mongolischen Elementen. Zuerst die organisierende Kraft nordmännischer
Häuptlinge und die Annahme der griechischen Kirche, dann die zweihundertjährige Mon-
golenherrschaft, in den letzten Jahrhunderten deutscher Einfluß sind die wichtigsten ein-
gesprengten und aufgepfropften Beimischungen. Ziemlich verschiedenartig stehen sich noch
heute der extravagante, verschwenderische Pole, der nach dem Sprichwort auf der Jagd
einen Hahn erlegt, um beim Essen einen Ochsen zu verspeisen, der, stets elastisch begeistert,
heiter und nachlässig "polnische Wirtschaft" treibt, dann der ackerbauende, stabile, alt-
väterische, um das heilige Kiew sich gruppierende, sentimentale, liederreiche Kleinrusse
und endlich der moderne, mit Mongolen- und Tatarenblut viel mehr gemischte, dem
Handel und dem Gewerbe viel mehr zugeneigte, seit dem 16. Jahrhundert zur Herrschaft
gelangte Großrusse gegenüber. Und doch hat man gesagt, alle Russen erschienen wie
aus einem Troge gebacken, es sei die größte Anzahl gleichartiger Menschen, die es in
Europa gebe.

Asiatisches Nomadentum und slavischer Ackerbau, asiatischer Despotismus und
europäische Kultur sind im Russentum verschmolzen. Gewisse äußere und innere Züge
erinnern an die Chinesen: die Stirn, die Backenknochen, die Nase, der Handels- und

Erſtes Buch. Land, Leute und Technik.
witzelnde, ſarkaſtiſche Selbſtüberhebung, Habſucht und Sinnlichkeit ſind die nicht zu
leugnenden Schattenſeiten des im übrigen ſo reich begabten Raſſentypus.

Paßt dieſe Schilderung der Semiten im ganzen auch auf die ſeit 2000 Jahren
zerſtreut lebenden, überwiegend dem Handel ergebenen Juden, ſo fragt ſich freilich immer,
was hievon auf den ſemitiſchen Raſſentypus und was auf die Schickſale und die Berufs-
thätigkeit dieſes Zweiges zurückzuführen ſei. Sicher iſt, daß die Juden heute allerwärts
als Händler, Unternehmer, Bankiers und Journaliſten eine führende Rolle ſpielen, und
daß dies ebenſo mit ihrem Raſſentypus wie mit ihrer Internationalität zuſammen-
hängt; ihre große ſchriftſtelleriſche und politiſche Thätigkeit ſchließt nicht aus, daß der
ihnen ſonſt ſehr günſtige De Candolle recht hat, wenn er ſagt, die europäiſche Kultur
würde ſofort von Barbaren vernichtet werden, wenn die Staaten nach ihren Idealen
eingerichtet würden. Auch wer ſonſt ſie als Lehrmeiſter in geſchäftlichen Dingen an-
erkennt, wird Bismarck recht geben, wenn er ſagt, wo ihre Geſchäftsleute die politiſche
Leitung eines Staates beeinfluſſen, wie in Paris und Wien, ſei es vom Übel. Nicht
bloß das habſüchtige, auch das edle Judentum iſt meiſt unfähig, die ſtaatlichen Not-
wendigkeiten und Härten, den Mechanismus ſtaatlicher Inſtitutionen zu begreifen. Ein
ſchlagendes Beiſpiel hiefür ſind die ſocialen Theorien von Karl Marx. Vierkandt
charakteriſiert die Semiten mit dem Satze, der ſehr gut auf Marx paßt: ihre geiſtigen
Schöpfungen erreichen die Realität der Dinge nicht.

65. Ethnographiſche Einzelbeſchreibung: die Indogermanen; die
Ruſſen, Italiener, Franzoſen
. Die Indogermanen ſtehen den Semiten als die
kräftigere, viel langſamer ſich entwickelnde, objektivere, geiſtig flüſſigere, gemütsreichere,
erfinderiſchere, naturfriſchere Raſſe gegenüber. Ihr Gemütsleben und ihre Phantaſie, ihre
träumeriſche Hingabe an die Natur und die Objekte ihrer Thätigkeit hätte ſie vielleicht an
großen, praktiſch-wirtſchaftlichen Leiſtungen gehindert, wenn ſie nicht überall die geiſtige
und techniſche Erbſchaft der Semiten übernommen hätten. Mit ihr gelangten ſie zu dem
ſie auszeichnenden harmoniſchen Gleichmaß der Körper- und Seelenkräfte, ſie erhoben ſich
viel leichter als jene über Subjektivität und Egoismus; ſie haben allein die Staats-
und Geſellſchaftsformen der heutigen Kulturwelt ausgebildet, welche auf der Fähigkeit
ruhen, mit weitem Blicke Vergangenheit und Zukunft, Nahes und Fernes zu umfaſſen,
die Individualität zu ihrem Rechte kommen zu laſſen, ihr Eigentum, perſönliche Frei-
heit und freie Bewegung und Ausbildung zu gewähren und doch mit ganzem Gemüte
einem großen Staatsverbande ſich hinzugeben, der Tauſende und Millionen umfaßt, in
dem Gerechtigkeit und Ordnung herrſcht, auch die unteren Klaſſen Schutz und Förde-
rung finden.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die wichtigſten der heutigen indogermaniſchen
Völker, wie ſie die neuere Geſchichte ausgebildet hat.

Im heutigen Rußland ſind verſchiedene ſlaviſche Stämme vereinigt mit finniſch-
uraliſchen und mongoliſchen Elementen. Zuerſt die organiſierende Kraft nordmänniſcher
Häuptlinge und die Annahme der griechiſchen Kirche, dann die zweihundertjährige Mon-
golenherrſchaft, in den letzten Jahrhunderten deutſcher Einfluß ſind die wichtigſten ein-
geſprengten und aufgepfropften Beimiſchungen. Ziemlich verſchiedenartig ſtehen ſich noch
heute der extravagante, verſchwenderiſche Pole, der nach dem Sprichwort auf der Jagd
einen Hahn erlegt, um beim Eſſen einen Ochſen zu verſpeiſen, der, ſtets elaſtiſch begeiſtert,
heiter und nachläſſig „polniſche Wirtſchaft“ treibt, dann der ackerbauende, ſtabile, alt-
väteriſche, um das heilige Kiew ſich gruppierende, ſentimentale, liederreiche Kleinruſſe
und endlich der moderne, mit Mongolen- und Tatarenblut viel mehr gemiſchte, dem
Handel und dem Gewerbe viel mehr zugeneigte, ſeit dem 16. Jahrhundert zur Herrſchaft
gelangte Großruſſe gegenüber. Und doch hat man geſagt, alle Ruſſen erſchienen wie
aus einem Troge gebacken, es ſei die größte Anzahl gleichartiger Menſchen, die es in
Europa gebe.

Aſiatiſches Nomadentum und ſlaviſcher Ackerbau, aſiatiſcher Despotismus und
europäiſche Kultur ſind im Ruſſentum verſchmolzen. Gewiſſe äußere und innere Züge
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[152/0168] Erſtes Buch. Land, Leute und Technik. witzelnde, ſarkaſtiſche Selbſtüberhebung, Habſucht und Sinnlichkeit ſind die nicht zu leugnenden Schattenſeiten des im übrigen ſo reich begabten Raſſentypus. Paßt dieſe Schilderung der Semiten im ganzen auch auf die ſeit 2000 Jahren zerſtreut lebenden, überwiegend dem Handel ergebenen Juden, ſo fragt ſich freilich immer, was hievon auf den ſemitiſchen Raſſentypus und was auf die Schickſale und die Berufs- thätigkeit dieſes Zweiges zurückzuführen ſei. Sicher iſt, daß die Juden heute allerwärts als Händler, Unternehmer, Bankiers und Journaliſten eine führende Rolle ſpielen, und daß dies ebenſo mit ihrem Raſſentypus wie mit ihrer Internationalität zuſammen- hängt; ihre große ſchriftſtelleriſche und politiſche Thätigkeit ſchließt nicht aus, daß der ihnen ſonſt ſehr günſtige De Candolle recht hat, wenn er ſagt, die europäiſche Kultur würde ſofort von Barbaren vernichtet werden, wenn die Staaten nach ihren Idealen eingerichtet würden. Auch wer ſonſt ſie als Lehrmeiſter in geſchäftlichen Dingen an- erkennt, wird Bismarck recht geben, wenn er ſagt, wo ihre Geſchäftsleute die politiſche Leitung eines Staates beeinfluſſen, wie in Paris und Wien, ſei es vom Übel. Nicht bloß das habſüchtige, auch das edle Judentum iſt meiſt unfähig, die ſtaatlichen Not- wendigkeiten und Härten, den Mechanismus ſtaatlicher Inſtitutionen zu begreifen. Ein ſchlagendes Beiſpiel hiefür ſind die ſocialen Theorien von Karl Marx. Vierkandt charakteriſiert die Semiten mit dem Satze, der ſehr gut auf Marx paßt: ihre geiſtigen Schöpfungen erreichen die Realität der Dinge nicht. 65. Ethnographiſche Einzelbeſchreibung: die Indogermanen; die Ruſſen, Italiener, Franzoſen. Die Indogermanen ſtehen den Semiten als die kräftigere, viel langſamer ſich entwickelnde, objektivere, geiſtig flüſſigere, gemütsreichere, erfinderiſchere, naturfriſchere Raſſe gegenüber. Ihr Gemütsleben und ihre Phantaſie, ihre träumeriſche Hingabe an die Natur und die Objekte ihrer Thätigkeit hätte ſie vielleicht an großen, praktiſch-wirtſchaftlichen Leiſtungen gehindert, wenn ſie nicht überall die geiſtige und techniſche Erbſchaft der Semiten übernommen hätten. Mit ihr gelangten ſie zu dem ſie auszeichnenden harmoniſchen Gleichmaß der Körper- und Seelenkräfte, ſie erhoben ſich viel leichter als jene über Subjektivität und Egoismus; ſie haben allein die Staats- und Geſellſchaftsformen der heutigen Kulturwelt ausgebildet, welche auf der Fähigkeit ruhen, mit weitem Blicke Vergangenheit und Zukunft, Nahes und Fernes zu umfaſſen, die Individualität zu ihrem Rechte kommen zu laſſen, ihr Eigentum, perſönliche Frei- heit und freie Bewegung und Ausbildung zu gewähren und doch mit ganzem Gemüte einem großen Staatsverbande ſich hinzugeben, der Tauſende und Millionen umfaßt, in dem Gerechtigkeit und Ordnung herrſcht, auch die unteren Klaſſen Schutz und Förde- rung finden. Werfen wir einen kurzen Blick auf die wichtigſten der heutigen indogermaniſchen Völker, wie ſie die neuere Geſchichte ausgebildet hat. Im heutigen Rußland ſind verſchiedene ſlaviſche Stämme vereinigt mit finniſch- uraliſchen und mongoliſchen Elementen. Zuerſt die organiſierende Kraft nordmänniſcher Häuptlinge und die Annahme der griechiſchen Kirche, dann die zweihundertjährige Mon- golenherrſchaft, in den letzten Jahrhunderten deutſcher Einfluß ſind die wichtigſten ein- geſprengten und aufgepfropften Beimiſchungen. Ziemlich verſchiedenartig ſtehen ſich noch heute der extravagante, verſchwenderiſche Pole, der nach dem Sprichwort auf der Jagd einen Hahn erlegt, um beim Eſſen einen Ochſen zu verſpeiſen, der, ſtets elaſtiſch begeiſtert, heiter und nachläſſig „polniſche Wirtſchaft“ treibt, dann der ackerbauende, ſtabile, alt- väteriſche, um das heilige Kiew ſich gruppierende, ſentimentale, liederreiche Kleinruſſe und endlich der moderne, mit Mongolen- und Tatarenblut viel mehr gemiſchte, dem Handel und dem Gewerbe viel mehr zugeneigte, ſeit dem 16. Jahrhundert zur Herrſchaft gelangte Großruſſe gegenüber. Und doch hat man geſagt, alle Ruſſen erſchienen wie aus einem Troge gebacken, es ſei die größte Anzahl gleichartiger Menſchen, die es in Europa gebe. Aſiatiſches Nomadentum und ſlaviſcher Ackerbau, aſiatiſcher Despotismus und europäiſche Kultur ſind im Ruſſentum verſchmolzen. Gewiſſe äußere und innere Züge erinnern an die Chineſen: die Stirn, die Backenknochen, die Naſe, der Handels- und

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Grundriß der Allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Bd. 1. Leipzig, 1900, S. 152. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_grundriss01_1900/168>, abgerufen am 24.04.2024.