Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite
Einleitung.

Zweck und Gegenstand der Untersuchungen. Die bisherigen
Bearbeitungen der Gewerbestatistik. Die Quellen der Ge-
werbestatistik und der kritische Werth gewerbestatistischer Auf-
nahmen. Die Trennung der Aufnahmen in Fabrik- und
Handwerkertabellen.


Das Gesetz vom 8. Juli 1868, betreffend den
Betrieb der stehenden Gewerbe, hat für das ganze
Gebiet des norddeutschen Bundes die Gewerbefreiheit,
soweit sie nicht vorher schon existirte, gebracht. Lange
Angestrebtes ist damit erreicht, eine für alle Gewerbe
nothwendige Gesetzesänderung erzielt. Aber irren würde
man sicher, wenn man einen allzugroßen schnellen Ein-
fluß dieser Aenderung auf die Lage und Entwickelung der
Handwerke erwartete, wenn man glaubte, die Gewerbe-
freiheit bringe den bestehenden Kleingewerben zunächst
Vortheil. Ihre Entwickelung ist mehr durch andere
Umstände, als durch die Gewerbegesetzgebung bedingt.
Die Technik in den einzelnen Gewerben, die Konkurrenz
mit der Großindustrie, die Bildung und Rührigkeit
der Handwerker selbst, die landwirthschaftliche und die
sonstige industrielle Entwickelung einer Gegend, die Dich-
tigkeit der Bevölkerung, die Verkehrsmittel sind eben so
wichtig oder wichtiger, als die Gewerbeverfassung.

Schmoller, Gesch. d. Kleingewerbe. 1
Einleitung.

Zweck und Gegenſtand der Unterſuchungen. Die bisherigen
Bearbeitungen der Gewerbeſtatiſtik. Die Quellen der Ge-
werbeſtatiſtik und der kritiſche Werth gewerbeſtatiſtiſcher Auf-
nahmen. Die Trennung der Aufnahmen in Fabrik- und
Handwerkertabellen.


Das Geſetz vom 8. Juli 1868, betreffend den
Betrieb der ſtehenden Gewerbe, hat für das ganze
Gebiet des norddeutſchen Bundes die Gewerbefreiheit,
ſoweit ſie nicht vorher ſchon exiſtirte, gebracht. Lange
Angeſtrebtes iſt damit erreicht, eine für alle Gewerbe
nothwendige Geſetzesänderung erzielt. Aber irren würde
man ſicher, wenn man einen allzugroßen ſchnellen Ein-
fluß dieſer Aenderung auf die Lage und Entwickelung der
Handwerke erwartete, wenn man glaubte, die Gewerbe-
freiheit bringe den beſtehenden Kleingewerben zunächſt
Vortheil. Ihre Entwickelung iſt mehr durch andere
Umſtände, als durch die Gewerbegeſetzgebung bedingt.
Die Technik in den einzelnen Gewerben, die Konkurrenz
mit der Großinduſtrie, die Bildung und Rührigkeit
der Handwerker ſelbſt, die landwirthſchaftliche und die
ſonſtige induſtrielle Entwickelung einer Gegend, die Dich-
tigkeit der Bevölkerung, die Verkehrsmittel ſind eben ſo
wichtig oder wichtiger, als die Gewerbeverfaſſung.

Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 1
<TEI>
  <text>
    <front>
      <pb facs="#f0023" n="[1]"/>
    </front>
    <body>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</hi> </head><lb/>
        <argument>
          <p>Zweck und Gegen&#x017F;tand der Unter&#x017F;uchungen. Die bisherigen<lb/>
Bearbeitungen der Gewerbe&#x017F;tati&#x017F;tik. Die Quellen der Ge-<lb/>
werbe&#x017F;tati&#x017F;tik und der kriti&#x017F;che Werth gewerbe&#x017F;tati&#x017F;ti&#x017F;cher Auf-<lb/>
nahmen. Die Trennung der Aufnahmen in Fabrik- und<lb/>
Handwerkertabellen.</p>
        </argument><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p>Das Ge&#x017F;etz vom 8. Juli 1868, betreffend den<lb/>
Betrieb der &#x017F;tehenden Gewerbe, hat für das ganze<lb/>
Gebiet des norddeut&#x017F;chen Bundes die Gewerbefreiheit,<lb/>
&#x017F;oweit &#x017F;ie nicht vorher &#x017F;chon exi&#x017F;tirte, gebracht. Lange<lb/>
Ange&#x017F;trebtes i&#x017F;t damit erreicht, eine für alle Gewerbe<lb/>
nothwendige Ge&#x017F;etzesänderung erzielt. Aber irren würde<lb/>
man &#x017F;icher, wenn man einen allzugroßen &#x017F;chnellen Ein-<lb/>
fluß die&#x017F;er Aenderung auf die Lage und Entwickelung der<lb/>
Handwerke erwartete, wenn man glaubte, die Gewerbe-<lb/>
freiheit bringe den be&#x017F;tehenden Kleingewerben zunäch&#x017F;t<lb/>
Vortheil. Ihre Entwickelung i&#x017F;t mehr durch andere<lb/>
Um&#x017F;tände, als durch die Gewerbege&#x017F;etzgebung bedingt.<lb/>
Die Technik in den einzelnen Gewerben, die Konkurrenz<lb/>
mit der Großindu&#x017F;trie, die Bildung und Rührigkeit<lb/>
der Handwerker &#x017F;elb&#x017F;t, die landwirth&#x017F;chaftliche und die<lb/>
&#x017F;on&#x017F;tige indu&#x017F;trielle Entwickelung einer Gegend, die Dich-<lb/>
tigkeit der Bevölkerung, die Verkehrsmittel &#x017F;ind eben &#x017F;o<lb/>
wichtig oder wichtiger, als die Gewerbeverfa&#x017F;&#x017F;ung.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Schmoller</hi>, Ge&#x017F;ch. d. Kleingewerbe. 1</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0023] Einleitung. Zweck und Gegenſtand der Unterſuchungen. Die bisherigen Bearbeitungen der Gewerbeſtatiſtik. Die Quellen der Ge- werbeſtatiſtik und der kritiſche Werth gewerbeſtatiſtiſcher Auf- nahmen. Die Trennung der Aufnahmen in Fabrik- und Handwerkertabellen. Das Geſetz vom 8. Juli 1868, betreffend den Betrieb der ſtehenden Gewerbe, hat für das ganze Gebiet des norddeutſchen Bundes die Gewerbefreiheit, ſoweit ſie nicht vorher ſchon exiſtirte, gebracht. Lange Angeſtrebtes iſt damit erreicht, eine für alle Gewerbe nothwendige Geſetzesänderung erzielt. Aber irren würde man ſicher, wenn man einen allzugroßen ſchnellen Ein- fluß dieſer Aenderung auf die Lage und Entwickelung der Handwerke erwartete, wenn man glaubte, die Gewerbe- freiheit bringe den beſtehenden Kleingewerben zunächſt Vortheil. Ihre Entwickelung iſt mehr durch andere Umſtände, als durch die Gewerbegeſetzgebung bedingt. Die Technik in den einzelnen Gewerben, die Konkurrenz mit der Großinduſtrie, die Bildung und Rührigkeit der Handwerker ſelbſt, die landwirthſchaftliche und die ſonſtige induſtrielle Entwickelung einer Gegend, die Dich- tigkeit der Bevölkerung, die Verkehrsmittel ſind eben ſo wichtig oder wichtiger, als die Gewerbeverfaſſung. Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 1

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/23
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/23>, abgerufen am 23.04.2024.