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Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

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Stadt und Land in Sachsen.
trieben hauptsächlich die Tischler, Glaser, Stellmacher,
Seiler, Riemer, Kürschner, Bäcker und Buchbinder, sowie
die Zimmerleute und Maurer, letztere wahrscheinlich nur
scheinbar, durch Zählung städtischer Arbeiter an ihrem
ländlichen Wohnort in der städtischen Umgebung, wie
auch aus diesem Grunde allein die ländlichen Buch-
drucker Sachsens zunahmen. Dagegen haben auf dem
Lande abgenommen die Schneider, die Schuhmacher,
die Fleischer, die Hufschmiede, die Gürtler, die Kupfer-
schmiede, die Seifensieder, die Gerber, die Töpfer, die
Kammmacher, die Drechsler. Mancherlei bezieht der
ländliche Konsument jetzt von der Stadt, was er früher
beim Meister im Dorfe bestellte.

Ob das seit 1862, seit das Landhandwerk in
Sachsen ganz frei wurde, wieder sich geändert hat, ob
die Gewerbefreiheit dem ländlichen Meister den Absatz
wieder brachte, den er schon 1861 verloren hatte,
möchte ich bezweifeln.


Stadt und Land in Sachſen.
trieben hauptſächlich die Tiſchler, Glaſer, Stellmacher,
Seiler, Riemer, Kürſchner, Bäcker und Buchbinder, ſowie
die Zimmerleute und Maurer, letztere wahrſcheinlich nur
ſcheinbar, durch Zählung ſtädtiſcher Arbeiter an ihrem
ländlichen Wohnort in der ſtädtiſchen Umgebung, wie
auch aus dieſem Grunde allein die ländlichen Buch-
drucker Sachſens zunahmen. Dagegen haben auf dem
Lande abgenommen die Schneider, die Schuhmacher,
die Fleiſcher, die Hufſchmiede, die Gürtler, die Kupfer-
ſchmiede, die Seifenſieder, die Gerber, die Töpfer, die
Kammmacher, die Drechsler. Mancherlei bezieht der
ländliche Konſument jetzt von der Stadt, was er früher
beim Meiſter im Dorfe beſtellte.

Ob das ſeit 1862, ſeit das Landhandwerk in
Sachſen ganz frei wurde, wieder ſich geändert hat, ob
die Gewerbefreiheit dem ländlichen Meiſter den Abſatz
wieder brachte, den er ſchon 1861 verloren hatte,
möchte ich bezweifeln.


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[287/0309] Stadt und Land in Sachſen. trieben hauptſächlich die Tiſchler, Glaſer, Stellmacher, Seiler, Riemer, Kürſchner, Bäcker und Buchbinder, ſowie die Zimmerleute und Maurer, letztere wahrſcheinlich nur ſcheinbar, durch Zählung ſtädtiſcher Arbeiter an ihrem ländlichen Wohnort in der ſtädtiſchen Umgebung, wie auch aus dieſem Grunde allein die ländlichen Buch- drucker Sachſens zunahmen. Dagegen haben auf dem Lande abgenommen die Schneider, die Schuhmacher, die Fleiſcher, die Hufſchmiede, die Gürtler, die Kupfer- ſchmiede, die Seifenſieder, die Gerber, die Töpfer, die Kammmacher, die Drechsler. Mancherlei bezieht der ländliche Konſument jetzt von der Stadt, was er früher beim Meiſter im Dorfe beſtellte. Ob das ſeit 1862, ſeit das Landhandwerk in Sachſen ganz frei wurde, wieder ſich geändert hat, ob die Gewerbefreiheit dem ländlichen Meiſter den Abſatz wieder brachte, den er ſchon 1861 verloren hatte, möchte ich bezweifeln.

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Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/309>, abgerufen am 28.03.2024.