Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870.

Bild:
<< vorherige Seite

Die preußischen Provinzen 1822--61.
Besitz- und andere Bevölkerungsvertheilung, verschie-
dene Verwaltung und verschiedenes Recht, verschiedene
Geschichte und verschiedener Volkscharakter sprechen mit.

Ehe ich auf die Ursachen aber näher eingehe, will
ich die statistischen Grundlagen vorlegen. Ich bleibe
zuerst bei den alten preußischen Provinzen stehen, da
für sie das reichhaltigste Untersuchungsmaterial vorliegt;
erst nachher will ich die übrigen Zollvereinsstaaten und
die neuen preußischen Provinzen in den Vergleich her-
einziehen.

Wie stark war der Handwerkerstand gegenüber der
Bevölkerung in den einzelnen preußischen Provinzen
1822, 1846 und 1861? In Bezug auf die ersten
beiden Jahre gibt die Untersuchung Dieterici's1 Ant-
wort. In Bezug auf 1861 hat Viebahn2 Berechnun-
gen gemacht. Ich stelle daneben eine eigene Berechnung,
die nach den offiziellen Zahlen angestellt ist, und noth-
wendig etwas höhere Procentzahlen ergiebt, da Viebahn's
absolute Handwerkerzahlen für 1861, wie ich schon er-
wähnte, -- wie ich hier noch besonders bemerken will,
wahrscheinlich durch Ausscheidung der Kunstgewerbe --
etwas niedriger sind, als die der offiziellen Tabelle.
Was den Vergleich der Zahlen für diese drei Jahre
unter sich betrifft, so ist der zwischen 1822 und 1846
ganz der Wirklichkeit entsprechend, da Dieterici nur die
gleichen Kategorien von Handwerkern in den Vergleich
hereinzieht, dagegen umfassen die Zahlen von 1861

1 Mittheilungen II, 13.
2 III, S. 745.
Schmoller, Gesch. d. Kleingewerbe. 19

Die preußiſchen Provinzen 1822—61.
Beſitz- und andere Bevölkerungsvertheilung, verſchie-
dene Verwaltung und verſchiedenes Recht, verſchiedene
Geſchichte und verſchiedener Volkscharakter ſprechen mit.

Ehe ich auf die Urſachen aber näher eingehe, will
ich die ſtatiſtiſchen Grundlagen vorlegen. Ich bleibe
zuerſt bei den alten preußiſchen Provinzen ſtehen, da
für ſie das reichhaltigſte Unterſuchungsmaterial vorliegt;
erſt nachher will ich die übrigen Zollvereinsſtaaten und
die neuen preußiſchen Provinzen in den Vergleich her-
einziehen.

Wie ſtark war der Handwerkerſtand gegenüber der
Bevölkerung in den einzelnen preußiſchen Provinzen
1822, 1846 und 1861? In Bezug auf die erſten
beiden Jahre gibt die Unterſuchung Dieterici’s1 Ant-
wort. In Bezug auf 1861 hat Viebahn2 Berechnun-
gen gemacht. Ich ſtelle daneben eine eigene Berechnung,
die nach den offiziellen Zahlen angeſtellt iſt, und noth-
wendig etwas höhere Procentzahlen ergiebt, da Viebahn’s
abſolute Handwerkerzahlen für 1861, wie ich ſchon er-
wähnte, — wie ich hier noch beſonders bemerken will,
wahrſcheinlich durch Ausſcheidung der Kunſtgewerbe —
etwas niedriger ſind, als die der offiziellen Tabelle.
Was den Vergleich der Zahlen für dieſe drei Jahre
unter ſich betrifft, ſo iſt der zwiſchen 1822 und 1846
ganz der Wirklichkeit entſprechend, da Dieterici nur die
gleichen Kategorien von Handwerkern in den Vergleich
hereinzieht, dagegen umfaſſen die Zahlen von 1861

1 Mittheilungen II, 13.
2 III, S. 745.
Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 19
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0311" n="289"/><fw place="top" type="header">Die preußi&#x017F;chen Provinzen 1822&#x2014;61.</fw><lb/>
Be&#x017F;itz- und andere Bevölkerungsvertheilung, ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Verwaltung und ver&#x017F;chiedenes Recht, ver&#x017F;chiedene<lb/>
Ge&#x017F;chichte und ver&#x017F;chiedener Volkscharakter &#x017F;prechen mit.</p><lb/>
          <p>Ehe ich auf die Ur&#x017F;achen aber näher eingehe, will<lb/>
ich die &#x017F;tati&#x017F;ti&#x017F;chen Grundlagen vorlegen. Ich bleibe<lb/>
zuer&#x017F;t bei den alten preußi&#x017F;chen Provinzen &#x017F;tehen, da<lb/>
für &#x017F;ie das reichhaltig&#x017F;te Unter&#x017F;uchungsmaterial vorliegt;<lb/>
er&#x017F;t nachher will ich die übrigen Zollvereins&#x017F;taaten und<lb/>
die neuen preußi&#x017F;chen Provinzen in den Vergleich her-<lb/>
einziehen.</p><lb/>
          <p>Wie &#x017F;tark war der Handwerker&#x017F;tand gegenüber der<lb/>
Bevölkerung in den einzelnen preußi&#x017F;chen Provinzen<lb/>
1822, 1846 und 1861? In Bezug auf die er&#x017F;ten<lb/>
beiden Jahre gibt die Unter&#x017F;uchung Dieterici&#x2019;s<note place="foot" n="1">Mittheilungen <hi rendition="#aq">II,</hi> 13.</note> Ant-<lb/>
wort. In Bezug auf 1861 hat Viebahn<note place="foot" n="2"><hi rendition="#aq">III,</hi> S. 745.</note> Berechnun-<lb/>
gen gemacht. Ich &#x017F;telle daneben eine eigene Berechnung,<lb/>
die nach den offiziellen Zahlen ange&#x017F;tellt i&#x017F;t, und noth-<lb/>
wendig etwas höhere Procentzahlen ergiebt, da Viebahn&#x2019;s<lb/>
ab&#x017F;olute Handwerkerzahlen für 1861, wie ich &#x017F;chon er-<lb/>
wähnte, &#x2014; wie ich hier noch be&#x017F;onders bemerken will,<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich durch Aus&#x017F;cheidung der Kun&#x017F;tgewerbe &#x2014;<lb/>
etwas niedriger &#x017F;ind, als die der offiziellen Tabelle.<lb/>
Was den Vergleich der Zahlen für die&#x017F;e drei Jahre<lb/>
unter &#x017F;ich betrifft, &#x017F;o i&#x017F;t der zwi&#x017F;chen 1822 und 1846<lb/>
ganz der Wirklichkeit ent&#x017F;prechend, da Dieterici nur die<lb/>
gleichen Kategorien von Handwerkern in den Vergleich<lb/>
hereinzieht, dagegen umfa&#x017F;&#x017F;en die Zahlen von 1861<lb/>
<fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#g">Schmoller,</hi> Ge&#x017F;ch. d. Kleingewerbe. 19</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0311] Die preußiſchen Provinzen 1822—61. Beſitz- und andere Bevölkerungsvertheilung, verſchie- dene Verwaltung und verſchiedenes Recht, verſchiedene Geſchichte und verſchiedener Volkscharakter ſprechen mit. Ehe ich auf die Urſachen aber näher eingehe, will ich die ſtatiſtiſchen Grundlagen vorlegen. Ich bleibe zuerſt bei den alten preußiſchen Provinzen ſtehen, da für ſie das reichhaltigſte Unterſuchungsmaterial vorliegt; erſt nachher will ich die übrigen Zollvereinsſtaaten und die neuen preußiſchen Provinzen in den Vergleich her- einziehen. Wie ſtark war der Handwerkerſtand gegenüber der Bevölkerung in den einzelnen preußiſchen Provinzen 1822, 1846 und 1861? In Bezug auf die erſten beiden Jahre gibt die Unterſuchung Dieterici’s 1 Ant- wort. In Bezug auf 1861 hat Viebahn 2 Berechnun- gen gemacht. Ich ſtelle daneben eine eigene Berechnung, die nach den offiziellen Zahlen angeſtellt iſt, und noth- wendig etwas höhere Procentzahlen ergiebt, da Viebahn’s abſolute Handwerkerzahlen für 1861, wie ich ſchon er- wähnte, — wie ich hier noch beſonders bemerken will, wahrſcheinlich durch Ausſcheidung der Kunſtgewerbe — etwas niedriger ſind, als die der offiziellen Tabelle. Was den Vergleich der Zahlen für dieſe drei Jahre unter ſich betrifft, ſo iſt der zwiſchen 1822 und 1846 ganz der Wirklichkeit entſprechend, da Dieterici nur die gleichen Kategorien von Handwerkern in den Vergleich hereinzieht, dagegen umfaſſen die Zahlen von 1861 1 Mittheilungen II, 13. 2 III, S. 745. Schmoller, Geſch. d. Kleingewerbe. 19

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/311
Zitationshilfe: Schmoller, Gustav: Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrhundert. Halle (Saale), 1870, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schmoller_kleingewerbe_1870/311>, abgerufen am 24.04.2024.