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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737.

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hand kleine Scharmützels, worbey sich dennoch ei-
nige Gelegenheit dargab meine Courage zu zeigen.
Es würde hoffentlich die Erzehlung derselben nicht
so verdrießlich als langweilig fallen, derowegen will
diese Materie bis auf eine andere Zeit versparen,
und voritzo nur berichten, daß nachdem der Friede
zwischen beyden streitenden Partheyen am 1 Febr.
Anno
1717. in Warschau ratificirt worden, ich un-
ter den Königl. Trouppen ebenfalls mit zurück und
mein Quartier in Sachsen beziehen mußte. Sel-
biges war etwa 14. bis 16. Meilen von meiner lieb-
sten Charlottens Aufenthalt entlegen, doch weilen so
gleich keinen Urlaub bekommen konte, eine persön-
liche Visite bey ihr abzulegen, mußte ich die Zu-
flucht zu meinem Correspondenten in Halle neh-
men, und in dessen Brief ein Schreiben an meinen
Engel einlegen, allein 14. Tage darauf erhielt von er-
meldtem guten Freunde die sichere Nachricht, daß sich
meine Schöne nicht mehr bey dem Herrn von V.**
aufhielte, sondern an einen andern, ihm unwissenden
Ort, geschafft wäre.

Mir war hierbey nicht bange, sondern ich vermei-
nete, wenn ich nur einen Brief an den alten Herrn
von V.** ingleichen an dessen Söhne schriebe, mich
von ihrer allerseits, und beyläuffig um Charlottens
gutes Aufbefinden erkundigte, so würde doch wohl
einer von ihnen, ohngefehr auf die Gedancken gera-
then, mir Charlottens Aufenthalt zu vermelden,
zumahlen da ich glaubte, daß sie nunmehro um so
viel desto mehr Estim gegen meine Personalität be-
zeugen würden, wellen ihnen zugleich avisirte, daß ich
Hoffnung hätte, binnen wenig Wochen in die

Lieute-

hand kleine Scharmuͤtzels, worbey ſich dennoch ei-
nige Gelegenheit dargab meine Courage zu zeigen.
Es wuͤrde hoffentlich die Erzehlung derſelben nicht
ſo verdrießlich als langweilig fallen, derowegen will
dieſe Materie bis auf eine andere Zeit verſparen,
und voritzo nur berichten, daß nachdem der Friede
zwiſchen beyden ſtreitenden Partheyen am 1 Febr.
Anno
1717. in Warſchau ratificirt worden, ich un-
ter den Koͤnigl. Trouppen ebenfalls mit zuruͤck und
mein Quartier in Sachſen beziehen mußte. Sel-
biges war etwa 14. bis 16. Meilen von meiner lieb-
ſten Charlottens Aufenthalt entlegen, doch weilen ſo
gleich keinen Urlaub bekommen konte, eine perſoͤn-
liche Viſite bey ihr abzulegen, mußte ich die Zu-
flucht zu meinem Correſpondenten in Halle neh-
men, und in deſſen Brief ein Schreiben an meinen
Engel einlegen, allein 14. Tage darauf erhielt von er-
meldtem guten Freunde die ſichere Nachricht, daß ſich
meine Schoͤne nicht mehr bey dem Herrn von V.**
aufhielte, ſondern an einen andern, ihm unwiſſenden
Ort, geſchafft waͤre.

Mir war hierbey nicht bange, ſondern ich vermei-
nete, wenn ich nur einen Brief an den alten Herrn
von V.** ingleichen an deſſen Soͤhne ſchriebe, mich
von ihrer allerſeits, und beylaͤuffig um Charlottens
gutes Aufbefinden erkundigte, ſo wuͤrde doch wohl
einer von ihnen, ohngefehr auf die Gedancken gera-
then, mir Charlottens Aufenthalt zu vermelden,
zumahlen da ich glaubte, daß ſie nunmehro um ſo
viel deſto mehr Eſtim gegen meine Perſonalitaͤt be-
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Lieute-
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[128/0142] hand kleine Scharmuͤtzels, worbey ſich dennoch ei- nige Gelegenheit dargab meine Courage zu zeigen. Es wuͤrde hoffentlich die Erzehlung derſelben nicht ſo verdrießlich als langweilig fallen, derowegen will dieſe Materie bis auf eine andere Zeit verſparen, und voritzo nur berichten, daß nachdem der Friede zwiſchen beyden ſtreitenden Partheyen am 1 Febr. Anno 1717. in Warſchau ratificirt worden, ich un- ter den Koͤnigl. Trouppen ebenfalls mit zuruͤck und mein Quartier in Sachſen beziehen mußte. Sel- biges war etwa 14. bis 16. Meilen von meiner lieb- ſten Charlottens Aufenthalt entlegen, doch weilen ſo gleich keinen Urlaub bekommen konte, eine perſoͤn- liche Viſite bey ihr abzulegen, mußte ich die Zu- flucht zu meinem Correſpondenten in Halle neh- men, und in deſſen Brief ein Schreiben an meinen Engel einlegen, allein 14. Tage darauf erhielt von er- meldtem guten Freunde die ſichere Nachricht, daß ſich meine Schoͤne nicht mehr bey dem Herrn von V.** aufhielte, ſondern an einen andern, ihm unwiſſenden Ort, geſchafft waͤre. Mir war hierbey nicht bange, ſondern ich vermei- nete, wenn ich nur einen Brief an den alten Herrn von V.** ingleichen an deſſen Soͤhne ſchriebe, mich von ihrer allerſeits, und beylaͤuffig um Charlottens gutes Aufbefinden erkundigte, ſo wuͤrde doch wohl einer von ihnen, ohngefehr auf die Gedancken gera- then, mir Charlottens Aufenthalt zu vermelden, zumahlen da ich glaubte, daß ſie nunmehro um ſo viel deſto mehr Eſtim gegen meine Perſonalitaͤt be- zeugen wuͤrden, wellen ihnen zugleich aviſirte, daß ich Hoffnung haͤtte, binnen wenig Wochen in die Lieute-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 2. Nordhausen, 1737, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata02_1737/142>, abgerufen am 19.04.2024.